Warum Fahrkarten-Kauf in Frankfurt immer seltener mit Bargeld möglich ist

Weil er an vielen Ticketautomaten in Frankfurt nicht mehr mit Bargeld zahlen kann, ärgert sich ein Kunde: das sei „Bevormundung“.
Frankfurt -Manfred Christmann zahlt gerne mit Bargeld. Wenn er allerdings mit der U-Bahn fährt, ist das etwas schwieriger geworden. Denn nicht mehr jeder Automat nimmt Bargeld an. Und an der U5-Endstation in Preungesheim ist die Lage besonders misslich für unwissende Barzahler, findet Christmann.
Dort nämlich, an Gleis eins, ist es nicht möglich, ein Ticket per Bargeld zu bezahlen. Über diese „Bevormundung“ ärgert sich Christmann und hat sich an die städtische Nahverkehrsorganisation Traffiq gewendet. Die verwies darauf, dass auch nach der Umstellung einiger Geräte auf bargeldlose Zahlung an jeder Station dennoch mindestens ein Automat bleibe, der Bargeld akzeptiere. „Auch wenn Sie die Umstellung auf rein bargeldlose Zahlung direkt betrifft, können sie deshalb so an einen Automaten in vertretbarer Entfernung ausweichen.“
Der Wunsch der Kundschaft ist völlig eindeutig - und extrem
Mit der Umstellung folgt Traffiq einem Trend der Kundschaft. Die Zahl der Fahrkarten, die an den 600 Frankfurter Ticketmaschinen verkauft wird, habe sich in den vergangenen Jahren halbiert. Kunden nutzen viel öfter Zeitkarten, die es auf Chipkarte oder als Handytickets gibt. Auch zahlten Kunden immer häufiger per Bank- oder Kreditkarte - auch kontaktlos oder per Smartwatch, also einer digitalen Armbanduhr. Besonders habe der Online-Vertrieb stark zugenommen, so Traffiq. Die Zahl der Automaten werde nun dem angepasst - und zwar besonders an größeren Stationen mit mehreren Automaten, wo nicht mehr jeder Bargeld akzeptiere. Die bargeldlosen Automaten sparen auch der Stadt, konkret der Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF), viel Geld: Sie lassen sich günstiger betreiben.
Jede Haltestelle einzeln untersucht: Wo muss ein Bargeld-Automat hin?
Für die Umstellung habe man jede Haltestelle einzeln untersucht, damit möglichst wenige Fahrgäste nun längere Wege nehmen müssten, erklärt Traffiq. Konkret in Preungesheim verweist Traffiq auch auf den gegenüber liegenden Bahnsteig der Gleise zwei und drei. „Der Fahrgast kann an diesen Automaten in vertretbarer Entfernung ausweichen.“
Das lässt Manfred Christmann nicht gelten. Schon grundsätzlich: „Sie vergessen völlig, es gibt Personen, die sowohl über keine Bankkarte verfügen als auch über kein Mobilfunkgerät für bargeldlose Bezahlung.“ Konkret in Preungesheim sei der Automat gegenüber eine schlechte Alternative. Denn Fahrgäste könnten vom Gleiszugang aus nicht erkennen, dass es ein bargeldloser Automat ist. Die sind zwar deutlich mit leuchtend gelber Aufschrift und Piktogrammen versehen. Bloß lässt sich das eben nicht von weitem sehen, weil ein Gebäude davor steht. Ergebnis: Fahrgäste müssten 90 Meter Wegstrecke vom einen Automaten zum anderen Automaten auf dem anderen Bahnsteig und wieder zurück bewältigen, rechnet Manfred Christmann vor. „Sicher keine zumutbare Entfernung, insbesondere für behinderte Menschen.“
Das sieht Traffiq-Sprecher Nathanael Reuter anders: Die Wegelänge in Preungesheim sei „durchaus zumutbar“ und die Station barrierefrei. Außerdem erfolgen fast alle Abfahrten von den Gleisen zwei und drei - also dort, wo der Bargeld-Automat steht.
Beschilderung nicht klar erkennbar: Traffiq schaut es sich nochmal an
Wenigstens ein Schild, dass vom Bahnsteigzugang aus erkennbar sei, würde schon helfen, findet der U-Bahn-Nutzer. „Ein Hinweisschild an der Station Preungesheim und anderen Stationen wird von der VGF als nicht zielführend gehalten“, hatte Traffiq auf diese Anregung geantwortet, da der Automat ja gekennzeichnet und von weitem erkennbar sei. Dass die Situation anders ist, weil ein Gebäude davor steht, greift Traffiq nun aber auf: „Gerne werden wir noch einmal anregen, eine neuerliche Prüfung unter dem Gesichtspunkt der Erkennbarkeit der Automaten durchzuführen“, sagt Traffiq-Sprecher Reuter.
Wieder mehr Bargeld-Automaten aber wird es wohl in keinem Fall geben. „Durch die Einführung des Deutschlandtickets rechnen wir mit einem weiteren Rückgang der Barzahlungen an den Stationen“, erklärt der Sprecher. Und für die Fahrgäste seien die bargeldlosen Automaten auch kein Problem, betont Reuter. Beschwerden dazu erreichten Traffiq nur von einem einzigen Fahrgast. (Dennis Pfeiffer-Goldmann)