Was sich in der Frankfurter Innenstadt alles ändern muss

Unternehmer konfrontieren die Dezernentinnen Stephanie Wüst und Annette Rinn (beide FDP) mit ihren Forderungen. Und die sind teilweise ziemlich heikel.
Frankfurt -„Wir müssen reden!“ ist ein Gesprächsformat der Industrie- und Handelskammer (IHK) überschrieben: Unternehmer konfrontieren die Stadtregierung mit ihren Vorstellungen und Erwartungen. Das zweite Gespräch der Reihe richtete sich an die Wirtschaftsdezernentin Stephanie Wüst und die Sicherheitsdezernentin Annette Rinn, beide FDP.
Sicher, sauber, digital - wie die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt aussehen sollte - dies war das Thema des Abends.
James Ardinast, Gründer der IMA GmbH, die in Frankfurt zahlreiche Restaurants betreibt, kam als Erster zu Wort. „Die Innenstadt ist nicht nur Einkaufen. Sie muss ein urbaner Lebensraum mit Veranstaltungen werden“, forderte er. Der Roßmarkt, der Goetheplatz und der Rathenauplatz etwa seien dafür prädestiniert.
IHK-Präsident verteidigt Einkaufen
Ihm widersprach der neben ihm stehende Präsident der IHK, Ulrich Caspar, direkt. „Die meisten Leute kommen zum Einkaufen in die Innenstadt“, sagte er. Es sei schwierig, aus der Innenstadt etwas anderes zu machen.
Stephanie Wüst zufolge hat die Stadt zwar eine Grundlinie, was in der Innenstadt anders werden soll, aber keine Immobilien. Wenn wieder nur an Einzelhandels-Filialen vermietet werde, sei sie machtlos. „Die Hauptwache wird anders genutzt werden“, kündigte sie an.
Neben Caspar und Ardinast waren Andrea Poul, Chefin des MyZeil, und Hermann Meyersick, Geschäftsführer der Ströer Städtewerbung, auf dem Podium.
Caspar verwies darauf, dass insbesondere die Sicherheitsfrage und das Bahnhofsviertel Gründe seien, weshalb Kunden aus dem Umland nicht nach Frankfurt kommen. Wer trotzdem käme, nutze zu 58 Prozent das Auto - und stünde dann in Frankfurt im Stau.
„Selbst im MyZeil ist es nicht sicher“
Andrea Poul klagte: „Selbst im MyZeil ist es nicht sicher.“ Täglich gebe es im Schnitt fünf Vorfälle für den Sicherheitsdienst, fast wöchentlich müsse die Polizei verständigt werden.
Auf der Zeil, waren die Unternehmer sich einig, störten Obdachlose, störte die mangelnde Sauberkeit, störte die Unsicherheit. Indes, Annette Rinn hielt eine Statistik hoch: „Es wird mehrmals am Tag gereinigt!“ Die schwindende Sicherheit habe Ursachen: „Wenn wir die Stadtpolizei im Bahnhofsviertel patrouillieren lassen, können die Mitarbeiter nicht gleichzeitig in der Innenstadt unterwegs sein.“ Und es seien eben viele Stadtpolizisten im Bahnhofsviertel unterwegs.
Obdachlosigkeit sei ein Problem. „Aber selbst wenn soziale Einrichtungen sich um sie kümmern: Viele sind psychisch erkrankt. Sie wollen nicht in Räumen übernachten.“ Aggressives Betteln hingegen sei verboten, die Stadtpolizei schreite ein.
Kostenloses Wlan in Frankfurt nicht möglich
Ein weiteres Problem ist die fehlende Digitalisierung. Hermann Meyersick möchte gern digitale Stadtwerbung aufstellen. Stephanie Wüst sagte Unterstützung zu. In anderen Städten sind Meyersick zufolge analoge gegen digitale Werbeschilder ausgewechselt worden - in der Summe gebe es jetzt weniger Werbeflächen als zuvor. Caspar findet dies gut: „Man kann mit der digitalen Werbung aufs Wetter oder auf die aktuellen Messen eingehen.“ Ein Problem sei, dass die Bundesgesetze ein kostenloses Wlan in der Innenstadt verhindern. Ob dies nicht die Stadt anbieten könne?
Wirtschaftsdezernentin Wüst beschied abschlägig: „Wir unterliegen als Kommune den selben Gesetzen wie die Unternehmer.“ Doch es scheint Auswege aus dem Gesetzesdschungel zu geben. Meyersick zufolge hat Ströer schon in zwei Städten kostenloses Wlan installiert.