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„Die Versuchung ist groß“ - Warum der Main kein Freibad ist

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Wenn die Temperaturen steigen, scheint es verlockend, jede Möglichkeit zum Schwimmen zu nutzen. Gerade bei großen Flüssen besteht jedoch ein hohes Risiko zu ertrinken.

Frankfurt - Wenn der Sommer in der Stadt Einzug hält und sich die Straßen immer mehr aufheizen, wird das kühle Nass zum Sehnsuchtsort. Gerade im Stadtzentrum sind die Bademöglichkeiten zumeist rar gesät. Die Freibäder sind an den sonnigsten Tagen voll und der Weg zum nächsten Badesee kann sehr weit sein. Viele Städte haben allerdings noch weitere Gewässer. Die breiten Flüsse scheinen auf den ersten Blick des Rätsels Lösung zu sein. Sie bieten genug Platz, das Wasser heizt sich weniger stark auf, als in Seen und zudem ist oft kein anderer Mensch im Wasser. Kann man also frohen Mutes in den Main springen?

Main und Skyline von Frankfurt am Main im Sommer
Der Main und die Skyline von Frankfurt im Sommer © IMAGO/McPHOTO/K. Steinkamp

„Die Versuchung ist groß, den Main zu Abkühlung zur Abkühlung zu nutzen, aber dies birgt erhebliche Risiken“, warnt Phillip Hericks, Pressesprecher der DLRG Frankfurt. Im schlimmsten Fall könne dies sogar zum Ertrinken führen. Daher sei das Schwimmen im Main nicht nur keine gute Idee, sondern streng verboten. Die „Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V.“ ist eine gemeinnützige Wasserrettungs- und Nothilfeorganisation. Sie überwacht die Sicherheit an deutschen Gewässern und leistet im Notfall Hilfe. Auch die Aufklärung über Gefahren und die Schwimmausbildung fällt in den Aufgabenbereich der Organisation.

DLRG Frankfurt: immer weniger Menschen können schwimmen

Doch gerade diese bereitet zunehmend Kopfzerbrechen. Eine vom DLRG in Auftrag gegebene Befragung hat gezeigt, dass sich die Zahl der Grundschulkinder, die nicht schwimmen können seit 2017 verdoppelt hat. Eine Entwicklung, die Ute Vogt, Präsidentin des DLRG, mit Sorge beobachtet. Im letzten Jahr habe es zum ersten Mal seit vier Jahren wieder einen Anstieg an tödlichen Unfällen im Wasser gegeben, so Vogt. Während in Freibädern und an Badestränden ein Bademeister bereitsteht, der im Notfall eingreifen kann, sei dies bei unbewachten Seen und Flüssen nicht gewährleistet. Infolgedessen hätten sich 87 Prozent der tödlichen Unglücke in Binnengewässern ereignet.

Der Main bei Frankfurt ist kein Freibad

Selbst wer ein guter Schwimmer ist, kann in Flüssen jedoch in Gefahr geraten. Der Main ist eine Bundewasserstraße, wird also von großen Schiffen befahren. Phillip Hericks weist darauf hin, dass die Lastkähne starke Strömungen hervorrufen können. Außerdem hätten die Binnenschiffe einen extrem langen Bremsweg und eine schlechte Übersicht über das befahrene Gewässer. Zusätzlich würden die zahlreichen Wasserbauten, u.a. Brücken und Hafeneinfahrten, für weitere Gefahren sorgen. Gemäß der Binnenschifffahrtsstraßen-Ordnung ist das Schwimmen 100m ober- und unterhalb dieser Bauwerke daher untersagt.

„Badende überschätzen zudem häufig ihre eigenen Kräfte, welche Sie beim Kampf gegen die Strömung schnell verlassen.“, so Hericks. Aufgrund der hohen Kaimauern sei es nicht leicht den Fluss zu verlassen. Treppen und Leitern seien spärlich verteilt. Es sei bereits vorgekommen, dass Menschen im direkten Umfeld der Kaimauern ertrunken seinen. Vom Ufer aus seien sie schlicht nicht zu erkennen gewesen. Auch der Weg ins Wasser könne schon zu Blessuren führen. Wer ins Wasser springen wolle, überschätze teilweise die Tiefe des Wassers am Uferbereich oder verletze sich an treibendem Unrat und Müll.

Das Schwimmen im Main ist im Stadtgebiet Frankfurt verboten

Also einfach 100 Meter von der nächsten Brücke ins Wasser springen, nachdem man sich vergewissert hat, dass man schwimmen kann und gut landen wird? Auch das ist Hericks zufolge keine gute Idee. „Zusätzlich zur Binnenschifffahrtsstraßen-Ordnung verbietet die Gefahrenabwehrverordnung der Stadt Frankfurt das Schwimmen im Stadtgebiet vollständig.“, so der DLRG-Pressesprecher. Wie man es also dreht und wendet: man sollte nicht im Main schwimmen gehen. Wer den Weg zu einem der schönen Freibäder und Seen in der Region um Frankfurt nicht in einem stickigen Verkehrsmittel zurücklegen möchte, kann stattdessen Rad fahren. Das ist nicht nur umweltfreundlich und weniger stressig, sondern obendrein noch sehr gesund.

Sollte man eine Person sehen, die sich in den Fluten des Mains in Not befindet, ist Hericks zufolge das Wichtigste Ruhe zu bewahren und den Notruf zu wählen. Die Einsatzkräfte seien im Stadtgebiet schnell vor Ort. Gut sei außerdem einen schwimmenden Gegenstand ins Wasser zu werfen, an den sich die zu rettende Person klammern kann. Zudem helfe es, die Person im Blick zu behalten, damit die Rettungskräfte genaue Informationen über die Position erhalten können. Einen eigenen Rettungsversuch sollte nur unternehmen, wer sie sich wirklich zutraue. Eine gute Voraussetzung sei ein Rettungsschwimmkurs. Weitere Informationen hierzu, sowie zu Schwimmkursen und allgemeinen Sicherheitstipps, kann man bei der DLRG Frankfurt erhalten. (Tadhg Nagel)

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