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Umbau des Frankfurter Hauptbahnhofs: Straßenbahn weicht Fernbahntunnel

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Von: Dennis Pfeiffer-Goldmann

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Die Strecke zum Betriebshof Gutleut ist einer Großbaustelle im Weg. Die Stadt Frankfurt fordert von der Bahn eine Ersatztrasse.

Frankfurt - Die Straßenbahnstrecke in der Mannheimer Straße muss für den Bau des neuen ICE-Tiefbahnhofs am Hauptbahnhof weichen. Wo sie verläuft, will der Bund in den Dreißigerjahren seine Mega-Baustelle für den Fernbahntunnel einrichten. Die Tram-Strecke ist aber extrem wichtig: Sie führt nämlich zum wichtigsten Straßenbahndepot der Stadt.

„An dem Tag, an dem die Baugrube ausgehoben wird, haben wir keine Anbindung ans Depot Gutleut mehr“, erklärt Wolfgang Siefert. Er ist persönlicher Referent vom Mobilitätsdezernent Stefan Majer (beide Grüne) und von Juli an dessen Nachfolger. Eine der größten Baustellen Deutschlands wird voraussichtlich 2032 für zehn Jahre im Südbereich des Hauptbahnhofs entstehen.

Im Untergrund entsteht dann ein Tiefbahnhof mit vier Gleisen und zwei breiten und 420 Meter langen Bahnsteigen. Die Baustelle dürfte viel größer werden als jene beim Bau der unterirdischen S-Bahn-Strecke im Nordbereich des Hauptbahnhofs in den 1970er-Jahren. Diese maß schon 56 Meter Breite, 75 Meter Länge und 22 Meter Tiefe - wobei die Bahnsteige nur halb so lang sind wie jene, die nun für die weißen Hochgeschwindigkeitszüge entstehen.

Frankfurt: Bahn-Projekt „bringt uns die Gutleut-Tram“

Auf den Meter genau ist noch nicht klar, wo der ICE-Tiefbahnhof liegen wird, aktuell arbeitet DB Netz an der Planung. Klar ist aber: Die Station muss auf der Hauptbahnhof-Südseite entstehen, wo der ICE-Tunnel verlaufen wird. Fachleute erwarten, dass ähnlich verfahren werden könnte wie beim Bau des S-Bahn-Tiefbahnhofs: Für den wurde der Nordflügel des Bahnhofs abgebrochen und später wieder aufgebaut. Aktuell ist auch der Südflügel sanierungsbedürftig, was augenscheinlich ist anhand der Schutzgerüste am Südausgang. Abriss und Neuaufbau lägen also auch hier durchaus nahe.

Straßenbahnstrecke in der Mannheimer Straße: Die Züge fast aller Linien nutzen die Strecke zum Betriebshof Gutleut.
Straßenbahnstrecke in der Mannheimer Straße: Die Züge fast aller Linien nutzen die Strecke zum Betriebshof Gutleut. © Michael Faust

Das „Baufeld (geschätzt)“ für den ICE-Tiefbahnhof zeigt die Stadt in einer Grafik, die Siefert vor wenigen Tagen den Stadtverordneten im Mobilitätsausschuss präsentierte. Es liegt demnach auf den Flächen des Südflügels, des ihm westlich folgenden Bahnsteigs der Gleise 1 und 1a sowie der angrenzenden Mannheimer Straße. Auch die Tram-Strecke entfiele, und das Depot Gutleut „wird jahrelang nicht erreichbar sein“, sagt Wolfgang Siefert.

Dabei ist der Betriebshof der wichtigste für die Straßenbahn. Seit 1896 ist er in Betrieb, von dort rücken täglich alle Züge der Linien 15, 16, 17, 18, 19, 20 und 21 sowie fast alle der Linie 11 und die meisten der 12 aus. Wenn die Bauarbeiten starten, soll auch die neue Straßenbahnlinie 13 durch die Mannheimer Straße vom Gutleut zum Industriehof rollen.

Mehrere Großprojekte an und in Hauptbahnhof Frankfurt

Ohne die Strecke in der Mannheimer Straße geht es also nicht. „Deshalb müssen wir jetzt eine Planung machen“, sagt Siefert. Die Lösung nannte die Machbarkeitsstudie der Bahn für den Tunnel bereits: In der nächsten Parallelstraße, der Gutleutstraße, solle eine neue Straßenbahnstrecke gebaut werden. Für den künftigen Dezernenten ist klar: „Bezahlen muss das der Vorhabenträger, der den Fernbahntunnel bauen will“, sprich: der Bund. Das Mega-Projekt „bringt uns die Gutleutstraßenbahn“, freut sich Siefert. Die Pläne „haben wir schon in der Schublade“. Sie ist als mittelfristiges Projekt im Nahverkehrsplan enthalten, mit dem die Stadtverordneten die Entwicklung des Nahverkehrs vorgeben.

Allerdings: Über die Finanzierung müssen Stadt, Bahn und Bund noch verhandeln und sich einigen. Der Bund darf wohl nur die kürzestmögliche Umfahrung bezahlen. Die Machbarkeitsstudie erwähnt für einige Bauvarianten eine solche kurze Umfahrung via Stuttgarter Straße.

Die Stadt hingegen wird auf eine längere Umfahrungsroute zum Beispiel via Heilbronner Straße drängen. So würde der Bund schon einen mehrere hundert Meter langen Abschnitt der Strecke entlang der Gutleutstraße realisieren, den die Stadt dann nicht selbst bezahlen muss.

Frankfurt: Bahn will große Teile des Hauptbahnhofs sanieren

Verhandelt werden soll nun in einem der gemeinsamen Lenkungsgremien, die Bahn und Stadt geschaffen haben, um die diversen Projekte am und im Hauptbahnhof zu koordinieren. Die Bahn will auch große Teile des Hauptbahnhofs sanieren, und die Stadt will nicht nur die Straßenbahnhaltestelle erweitern, sondern auch den Vorplatz neu gestalten.

Das größte unter den Projekten ist aber der 3,5 Milliarden Euro teure Fernbahntunnel, den der Bund bis Anfang der 2040er-Jahre bauen will, um den Hauptbahnhof zu entlasten. Der ist der zentrale Fernverkehrsknoten im Land, ein Großteil der ICEs und ICs fährt via Frankfurt. 40 Prozent mehr Kapazität verspricht der Tunnel, was Reisen für täglich zehntausende Fahrgäste deutschlandweit schneller und zuverlässiger machen kann. Anders als bei Stuttgart 21 entsteht der ICE-Tiefbahnhof dabei nicht als Ersatz, sondern als Erweiterung des Hauptbahnhofs. (Dennis Pfeiffer-Goldmann)

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