1. Startseite
  2. Frankfurt

„Von hier ab müssen die Gärten weg“

Kommentare

Ab hier wäre Schluss: Hinter Niklas Pauli müssten sich nach den aktuellen Plänen für den Neubau der Europäischen Schule 44 seiner Pächter von ihren Gärten verabschieden. FOTO: stefan mangold
Ab hier wäre Schluss: Hinter Niklas Pauli müssten sich nach den aktuellen Plänen für den Neubau der Europäischen Schule 44 seiner Pächter von ihren Gärten verabschieden. © mangold

KGV Riederwald bangt weiter um seine Parzellen - Pläne für Europäische Schule

Schon länger hängt ein Damoklesschwert über dem Kleingärtnerverein Riederwald 1913. Durch den angedachten Bau der Europäischen Schule auf dem Festplatz vor der Eissporthalle droht der Verlust von 44 der 110 Gärten. Der Vereinsvorsitzende Niklas Pauli hatte sich sogar zur Wahl des Oberbürgermeisters gestellt, um das Thema in den öffentlichen Fokus zu rücken.

Den OB beim Wort genommen

Auf das Wahlkampfversprechen des siegreichen Mike Josef will sich Pauli nicht verlassen, obwohl die per Smartphone aufgenommene Aussage von Josef vom 25. Februar auf dem Gelände der Kleingärtner so eindeutig war, dass sie dem Oberbürgermeister keine Chance lässt, ohne Gesichtsverlust aus der Nummer heraus zu kommen: „Wir werden das so gestalten, dass die Kleingärten nicht in Anspruch genommen werden. Zu meinem Wort stehe ich.“

Niklas Pauli erklärt, er stelle die Redlichkeit des Oberbürgermeisters nicht in Zweifel, „der meinte das genauso, wie er das gesagt hat“. Doch letztlich agierten im Ränkespiel um den Neubau ganz andere Kräfte. „Da haben wir die EZB und die EU, gegen deren Druck kommt aich ein OB nicht an“, glaubt er. Das sei auch der Grundtenor, den er hinter vorgehaltener von Stadtverordneten höre: „Solange wir nichts schriftlich haben, traue ich dem Braten nicht.“

Pauli weiß, „die von der EU finanzierte Europäische Schule war eine Voraussetzung, dass die EZB nach Frankfurt zieht“. Jetzt platze die am Standort in der Nordweststadt aus allen Nähten.

Der 46-Jährige betont, er könne schon mal an sich nicht erkennen, was der heimische Normalbürger von der EZB habe. Eine Behörde zahle schließlich keinen Euro Gewerbesteuer. Und die Bundesrepublik setze sich ferner dafür ein, dass Frankfurt auch noch für den Sitz der EU-Geldwäschebehörde AMLA den Zuschlag bekomme.

Auch der gemeine Frankfurter zahle am Ende des Tages mit seinen Steuern die horrenden Gehälter der EU-Behördenangestellten. Derweil stünde für Dutzende Normal-Frankfurter und deren Familien im Raum, „ihr über Jahrzehnte angestammtes Refugium für die Folgen der Prestigeobjekte opfern zu müssen“, sagt Pauli.

Und er betont den sozialen Zusammenhalt unter den Kleingärtnern, „ich wüsste niemanden, der dem anderen nicht helfen wollte“. Zehn Familien mit behinderten Kindern hätten hier ihren Kleingarten, „die voll integriert im geschützten Raum ihre Freizeit verbringen“.

Außerdem herrsche auf dem Areal eine Diversität in der Pflanzenwelt wie sonst nirgends im Frankfurter Osten, „hier stehen 1000 Bäume, von der Olive bis zum Boskoop-Apfel“.

Standort ist ein Desaster

Auch ansonsten wäre der Schul-Standort vor der Eissporthalle für viele ein Desaster, alleine für die Beschicker des Bornheimer Markts, die nach dem morgendlichen Aufbau ihrer Verkaufsstände nirgendwo mehr ihre Fahrzeuge abstellen könnten. „Und was aus der Dippemesse wird, steht auf einem ganz anderen Blatt..

Doch wie würde der ehemalige OB-Kandidat entscheiden, weil die Maus nun mal keinen Faden abbeißt und die Europäische Schule neu gebaut werden muss? Niklas Pauli spricht von einem Grundstück auf Frankfurter Gemarkung an der Strahlenbergerstraße, unweit vom Kaiserlei. Ewig weit zu laufen hätten die Schüler von der S-Bahn aus nicht, zumal Pauli ohnehin beobachtet, „nur der geringste Teil fährt mit dem ÖPNV zur Schule, die meisten kutschiert Mama im Hausfrauenpanzer an“. Aus dem Grund sei auf dem Plan für die Standort vor der Eissporthalle, der im Vereinsheim der Kleingärtner hängt, auch eine Straße rund um die Schule vorgesehen. „Man kann sich bei dann 2600 Schülern gut vorstellen, was im Viertel los wäre, wenn allmorgendlich über 2000 SUVs aus dem Taunus angerollt kommen“. Das Grundstück an der Eissporthalle sei sechs Hektar groß, das an der Strahlenbergerstraße gar acht Hektar. Das Problem: „Es handelt sich um ein Siedlungsbeschränkungsgebiet.“ Das sei jedoch nicht in Stein gemeißelt und könne wieder aufgehoben werden, wenn ein öffentliches Interesse dafür spreche.

Das Versprechen der Dezernentin

Stadträtin Sylvia Weber (SPD), die Dezernentin für Bildung, Immobilien und Neues Bauen, habe erklärt, die Voraussetzungen lägen klar vor, „der Neubau der Europäischen Schule stehe im öffentlichen Interesse“.

Stefan Mangold

Auch interessant

Kommentare