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Wegen tausenden Streunern: In Frankfurt herrscht riesiger Katzenjammer

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Tierschützer fordern die Stadt zum Handeln auf: Durch Frankfurts Straßen streunen schätzungsweise 18.000 verwilderte, ausgesetzte, kranke oder verletzte Katzen.

Frankfurt - Wer etwas über das Elend von Straßenkatzen erfahren will, muss nicht in südeuropäische Gefilde fahren - er findet es direkt vor der Haustür. Schätzungsweise 18.000 verwilderte, besitzerlose, ausgesetzte, kranke oder verletzte Tiere, die täglich ums Überleben kämpfen müssen, leben allein auf den Straßen Frankfurts. Gemeinsam mit dem Zeilsheimer Katzenschutzverein „Felina Sicily“ versucht das Tierheim Nied, die Not mit tatkräftigen Einsätzen wenigstens zu lindern.

So sind derzeit 17 Katzen im Wohnwagen des Tierheims untergebracht: Drei Mütter und ihre 14 nur wenige Wochen alten Jungtiere tollen dort zwischen den Möbeln und Kissen herum und wuseln neugierig um die Hosenbeine der Besucher. In einer aufwendigen nächtlichen Aktion haben sie „Felina Sicily“-Vorsitzende Sirikit Treiling und ein paar Helfer vor drei Wochen in einer Griesheimer Kleingartenanlage eingefangen. Bereits Ende März tappten insgesamt 17 Katzen in die Fallen, die Treiling zusammen mit Bernd Johanning, dem Vorsitzenden des Tierschutzvereins Schwalbach & Frankfurt West, ebenfalls in Griesheim aufgestellt hatten.

Gerade ein paar Wochen alt ist dieses Kätzchen. Bernd Johanning hofft, es später in gute Hände abgeben zu können.
Gerade ein paar Wochen alt ist dieses Kätzchen. Bernd Johanning hofft, es später in gute Hände abgeben zu können. © Maik Reuß

Streuner kommen nicht allein zurecht

Die Gärten sind nach Johannings Worten für die verwilderten Samtpfoten beliebte Lebensräume, weil sie dort - oft unbemerkt von den Hobbygärtnern - Jagd auf Ratten und Mäuse machen können. Das solle jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Streuner meist nicht alleine zurechtkommen und deshalb oft unter Hunger, Kälte, Krankheiten, Parasiten und Verletzungen litten. Die Krankheiten übertrügen sich auch auf andere Tiere, teils sogar auf den Menschen. Und auch die heimische Vogelwelt werde durch die jagenden Straßenkatzen dezimiert.

Viele Gründe also, gegen das Elend der Tiere aktiv zu werden. „Unsere Aktionen müssen gut geplant sein“, erklärt Treiling. So richten die Tierschützer erst eine Futterstelle ein, die sie oft wochenlang mit Nachtsichtkameras beobachten, um festzustellen, um wie viele und welche Exemplare es sich handelt. Dann werden die Tiere per Lockfutter an die noch nicht scharf gemachten Fallen gewöhnt. „Schwangere Katzen können wir nicht kastrieren“, schränkt Treiling ein. Ebenso tabu seien säugende Mütter, „sonst sterben die irgendwo im Gebüsch versteckten Katzenbabys“.

Tiere werden kastriert, gechippt und entwurmt

Einmal eingefangen, werden die erwachsenen Tiere kastriert, gechippt und entwurmt. Da die Tiere oft nicht mehr an die menschliche Nähe zu gewöhnen seien, würden sie meist später an derselben Stelle wieder ausgesetzt - nach zwölf Wochen, wenn der Nachwuchs sie nicht mehr braucht. Immerhin sei so der Teufelskreislauf der unkontrollierten Vermehrung - viermal im Jahr können die Katzen trächtig werden - durchbrochen.

Die Katzenkinder wiederum versucht das Tierheim zu vermitteln. Werden sie noch ganz jung eingefangen, können sie nach Johannings Worten noch einen starken Menschenbezug entwickeln. Ist es dafür zu spät, setzt das Tierheim auf Katzenfreunde, die nicht unbedingt auf einen Schmusetiger bestehen. So wichtig Johanning die Hilfe für die Straßenkatzen auch ist, beklagt er doch: „Das hält uns von unseren eigentlichen Aufgaben ab.“

Treiling: Frankfurt braucht Katzenschutzverordnung

Mit ihrem Engagement, das auf Sizilien begann - „etwa 300 Straßenkatzen haben wir dort im vergangenen Jahr gefangen“ - und sich seit ihrem Umzug von Stuttgart nach Zeilsheim auf den Frankfurter Westen ausgeweitet hat, verbindet Sirikit Treiling eine klare politische Forderung: „Die Stadt darf dieses Problem nicht auf uns ehrenamtliche Tierschützer abschieben.“ Deshalb brauche Frankfurt dringend eine Katzenschutzverordnung, wie sie viele andere deutsche Großstädte bereits haben. In der werden die Katzenhalter verpflichtet, ihre Tiere bei unkontrolliertem Freigang kastrieren, kennzeichnen und registrieren zu lassen. Damit wäre das Elend nach Einschätzung der Tierschützer an der Wurzel gepackt.

Tierheim-Sommerfest mit Katzenschau, Infos und Basar

Der Tierschutzverein Schwalbach & Frankfurt-West lädt für das Wochenende 10. und 11. Juni 2023 wieder zum Sommerfest auf das Gelände seines Tierheims Nied am Nieder Kirchweg ein. Gefeiert wird am Samstag von 11 bis 19 Uhr und am Sonntag von 11 bis 17 Uhr. Es gibt eine große Auswahl an Leckereien und Erfrischungen am Grill-, Veggie-, Kuchen- und Getränkestand. Dieses Jahr servieren die Veranstalter auch erstmals Eiskaffee und Cocktails. Für die kleinen Tierfreunde gibt es ein Kinderzelt mit lustigen Spielen und erstmalig auch eine Hüpfburg. Schnäppchenjäger und Bücherwürmer werden im Flohmarkt- und Bücherzelt fündig, und auch die Tombola darf nicht fehlen.

Das Tierheim-Team freut sich außerdem über regen Besuch am Informationsstand und angeregte Gespräche über Tierschutz, Tierheimarbeit, Ehrenamt, Patenschaften, Mitgliedschaften und vieles mehr. Die Katzenvorstellungen im Außengehege dürfen dieses Jahr nicht fehlen. Alle Einnahmen des Sommerfestes kommen dem Tierschutzverein Schwalbach & Frankfurt-West und damit direkt den vierbeinigen Bewohnern der Einrichtung zugute. (Michael Forst)

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