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Wehe, wenn der Brummi kommt

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Piktogramm hin oder her: Wenn Lastwagen auf den schmalen Straßen in Berkersheim unterwegs sind, ist das speziell für Kinder mitunter lebensgefährlich, befürchtet Eva Eckert. Sie hat sich deshalb in einem Offenen Brief an die Bahn und die Stadt gewandt. FOTO:
Piktogramm hin oder her: Wenn Lastwagen auf den schmalen Straßen in Berkersheim unterwegs sind, ist das speziell für Kinder mitunter lebensgefährlich, befürchtet Eva Eckert. Sie hat sich deshalb in einem Offenen Brief an die Bahn und die Stadt gewandt. enrico sauda © sauda

Kinderbeauftragte kritisiert in Offenem Brief den Lkw-Verkehr für S6-Ausbaus

BERKERSHEIM - Normalerweise dürfte Eva Eckerts Tochter schon allein zur Kita laufen. Sie ist sechs Jahre alt und die engen Berkersheimer Straßen eignen sich nicht als Rennstrecke und sind auch nicht sonderlich stark befahren - normalerweise. Seit Ende Oktober fahren aber wieder vermehrt Lastwagen und große Traktoren mit Anhängern durch Berkersheim und nun auch durch die Berkersheimer Untergasse und die Straße „Am Traubengarten“. Dies hat Eckert, Kinderbeauftragte und Berkersheimer Sozialbezirksvorsteherin, nun in einem Offenen Brief öffentlich kritisiert. Ihre Tochter darf nicht allein zur Kita, das sei derzeit zu gefährlich.

Zu gefährlich für die Kleinen

„Kinder träumen auf dem Weg zur Kita oder sind in ein Spiel vertieft und erkennen die Gefahren nicht“, sagt Eckert. Der Baustellenverkehr sorge dafür, dass sich Kinder nicht mehr frei bewegen könnten. Mit dem Bobbycar den Fußweg herunterrollen, allein zur Kita laufen oder Eier beim Dorfladen Illig holen. „Das geht nicht, wenn Tonnen schwere Laster durch die engen Straße fahren. Das verbieten nun Eltern ihren Kindern, weil sie Angst haben.“

Was die Kinderbeauftragte besonders ärgert, ist der Eindruck, die Deutsche Bahn könne in Berkersheim machen, was sie wolle. In ihrem Offenen Brief schreibt sie mit Bezug auf die Lkw-Fahrten durch die Untergasse und die Straße „Am Traubengarten“: „Laut Planfeststellung für die Baulogistik war diese Route nie vorgesehen. Es fehlen Bürgersteige, die vorhandenen sind zu schmal, und diese neue Strecke des Zulieferverkehrs führt entlang am Friedhof und umrundet das ehemalige Schulgebäude, in dem derzeit ein Hort der Kita Frankfurt untergebracht ist.“

Auch Julian Langner, FDP-Fraktionsvorsitzender im Ortsbeirat 10 (Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Frankfurter Berg, Preungesheim) fragt in einem Antrag zur nächsten Sitzung, nach der „genehmigungsrechtlichen Basis der massiven Transporte von Erdaushub seitens der Deutschen Bahn durch den Kernort von Berkersheim“.

Die Bahn behaupte zwar, jede Straße befahren zu dürfen, das könne aber nicht stimmen, da sonst die Anfahrtrouten nicht im Planfeststellungsbeschluss festgelegt werden müssten, argumentiert Langner.

Dem aber widerspricht das Straßenverkehrsamt. „Es ist ein häufiges Missverständnis, dass ausschließlich die mit dem Logistikkonzept planfestgestellten Straßen befahren werden dürften - das ist so nicht zutreffend“, erklärt Ingmar Bolle, Sprecher des Straßenverkehrsamts.

Das Logistikkonzept verpflichte die Stadt und die Grundeigentümer, Straßen während der Bauzeit offenzuhalten. „Eine besondere Genehmigung, die Straßen zu befahren, ist nicht notwendig.“ Schließlich seien sie „dem allgemeinen Verkehr“ gewidmet. Lediglich eine verkehrsrechtliche Anordnung habe die Stadt der Bahn erteilt - hauptsächlich, damit sie die Halteverbotsschilder aufstellen darf, erklärt Bolle.

Schutz vor dem Lärm

Langner überzeugt die Aussage des Straßenverkehrsamts wenig. „Das Logistikkonzept verfolgt doch den Zweck, die Anwohner vor unnötigen Belastungen zu schützen. Dazu gehören auch Lärmgutachten.“

Nun schepperten leere Lastwagen teilweise ab früh um 5 Uhr durch die engen Straßen. Außerdem würden die Straßen überbeansprucht. Darum fordert Langner in einem weiteren Antrag, dass die Stadt die Schäden an der Straße „Am Dachsberg“ aufnehmen solle. Die Straße wurde kurz vor dem S6-Ausbau ausgebessert. So solle die Bahn für die Schäden aufkommen, die ihre Baustelle verursacht habe, so die Forderung des FDP-Fraktionsvorsitzenden. Die Deutsche Bahn bedauert die Lkw-Fahrten. Über die Schiene könnten die Transporte nicht abgewickelt werden, da es keine Kippstelle gebe, teilte sie mit. „Auch der Abtransport von Material über die Gleise ist leider nicht möglich“, so ein Bahn-Sprecher. Die Brücke von der B3 wurde schon zurück gebaut und hätte für den Bau der jetzigen S-Bahn-Gleise auch gar nicht genutzt werden können, da sie auf der „falschen“ Seite liege. „Wir haben die Baufirmen und Lkw-Fahrer sensibilisiert, besonders vor dem Kindergarten langsam und vorsichtig zu fahren“, so die Bahnsprecherin.

Eva Eckert reicht das nicht. Friedrich Reinhardt

Der Ortsbeirat 10 tagt

Dienstag, 8. November, 19.30 Uhr, Saalbau Ronneburg, Gelnhäuser Straße 2.

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