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„Weil wir dich alle lieben . . .“

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Von: Holger Vonhof

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Die Fans sind vielleicht der spielentscheidendste Faktor im Universum der „launischen Diva vom Main“ - und deshalb ist der „12. Mann“ natürlich auch unter den 60 Legenden.
Die Fans sind vielleicht der spielentscheidendste Faktor im Universum der „launischen Diva vom Main“ - und deshalb ist der „12. Mann“ natürlich auch unter den 60 Legenden. © Michael Schick

Ein neues Buch fängt in 60 Porträts die magischsten Momente der Eintracht-Geschichte ein.

Jeder hat seine eigene Legende, den Moment, der unvergessen bleibt. „ . . .und sie kommen jetzt wieder mit Christoph Westerthaler in der zentralen Position. Nur Sforza hat er noch vor sich. Dann ist es Fjørtoft, der ist im Strafraum. Und er trifft. Tooor, Toooor für die Frankfurter Eintracht, 5 : 1. Herrjeh! Welche Leistung!“ - so klang es von der Schlusskonferenz des letzten Bundesliga-Spieltags der Saison 1998/99 in die deutschen Wohnstuben, Reporter Dirk Schmitt war außer sich. Der berühmteste Übersteiger der Bundesliga-Geschichte, der Todesstoß für den FCK, der Ball, der den 1. FC Nürnberg in die zweiten Liga schoss - für viele Eintracht-Fans im mittleren Alter ist diese 89. Minute auf immer unvergessen. Jan Åge Fjørtoft hat sich damit in die Marmortafeln der Eintracht-Legenden eingemeißelt.

Hampden Park und der Bieberer Berg

Für ältere ist es vielleicht Richard Kreß, der die Eintracht am 18. Mai 1960 vor 127 500 Zuschauern im Glasgower Hampden Park in der 18. Minute des Finales des Europapokals der Landesmeister gegen Real Madrid mit 1 : 0 in Führung brachte. Oder Egon Loy, mit dem die Eintracht am 22. August 1954 das erste Mal nach Kriegsende das Derby auf dem Bieberer Berg für sich entscheiden konnte. Oder doch der Mann, der die Eintracht-Fans in den 1960er singen ließ „Wir brauchen keinen Beckenbauer, wir haben einen Ju-Ju-Jusufi“ - Fahrudin Jusufi schoss zwar in 111 Erstliga-Einsätzen nur zwei Tore, war aber einer der ersten Offensivverteidiger, der sich aktiv am Spielaufbau beteiligte.

Seit der Gründung der Bundesliga haben mehr als 1000 Spieler den Adler auf der Brust getragen. Viele sind noch heute in lebendiger Erinnerung - manche sind Legenden. Der Buchautor Uli Müller-Braun, Jahrgang 1956, der das Journalisten-Handwerk bei der „Frankfurter Neuen Presse“ lernte, hat die 60 legendärsten Spieler aus 60 Jahren Bundesliga jetzt in „Legenden der Eintracht“ zusammengetragen - erschienen im Societäts-Verlag. Auch Müller-Braun hatte sein sehr persönliches Eintracht-Erlebnis: Er war 1959 als Dreikäsehoch dabei, als die frisch gebackenen Deutschen Meister auf ihrem Weg vom Hauptbahnhof zum Römer von einer Viertelmillion Fans gefeiert wurden. Er hat fünf der vier Pokalsiege im Stadion miterlebt, hat 1980 beim UEFA-Cup-Sieg im Stadion „Rotz und Wasser geheult“ und nach dem 6 : 3 gegen Reutlingen an Wunder geglaubt.

Müller-Brauns „Legenden der Eintracht“ spannt den Bogen durch alle Jahrzehnte. Klar darf Rekordtorjäger Bernd Hölzenbein ebenso wenig fehlen wir Rekordspieler Karl-Heinz Körbel, der „treue Charly“. Bindewald ist dabei, Bein, Nikolov und auch Gaudino, der heute noch in den Fan-Gesängen präsent ist.

Das Herz allein ist gefragt

„Fußball ist Magie“ - mit diesem Satz erklärt Müller-Braun zum Einstieg, worauf es ankommt: Es sind nicht unbedingt die Spitzenverdiener, die den Legendenstatus erlangen, und sie tun es nicht durch Torschuss- oder Laufleistungsquoten - das Herz ist gefragt, dieses Herz, wie man es heute bei Kevin Trapp schlagen hört oder Makoto Hasebe, bei Seppl Rode oder zuletzt bei „Fußballgott“ Alexander Meier, der mit der Eintracht 2005 und 2012 aufstieg und 2018 Pokalsieger wurde.

Ulrich Müller-Braun, der mit seiner Tochter Dana auch Eintracht-Krimis schreibt, hat Zeitungsarchive durchforstet, Statistiken ausgewertet, Zeitzeugen befragt, aber vor allem eines getan: die Magie eingefangen, die aus einem Fußballer eine Legende macht. Holger Vonhof

„Legenden der Eintracht“

von Ulrich Müller-Braun, Societäts-Verlag, 208 S., 18 Euro.

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