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Fünf Strafzettel in wenigen Wochen: Anwohner im Frankfurter Süden sind sauer

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Von: Stefanie Wehr

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Am Ziegelhüttenweg in Frankfurt hagelt es Knöllchen - für etwas, das bisher nicht geahndet wurde. Die Anwohner sind sauer.

Frankfurt - Daniela Ballmann, Manuel Krichbaum und Claudia Schultz sind sauer - seit November ergießt sich wegen Falschparkens auf dem Gehweg eine Knöllchen-Flut über die in ihrer Straße abgestellten Autos, die nicht abebbt. „Ich bin sogar zweimal an derselben Stelle verwarnt worden, nur einen Tag später, obwohl man nicht doppelt bestraft werden darf“, berichtet Krichbaum.

Nicht nur die drei Nachbarn aus der Hausnummer 50 in der Fritz-Kissel-Siedlung, sondern eine ganze Reihe weiterer Anwohner sind betroffen und wollen sich wehren. Was sie ärgert: dass auf der nördlichen Seite des Ziegelhüttenwegs schon seit Jahren halb auf dem Gehweg geparkt wird. „Ich wohne seit 20 Jahren hier, es gab noch nie Strafzettel“, sagt Ballmann. Warum auch: Der Gehweg sei relativ breit, so dass sogar für zwei Kinderwagen nebeneinander genug Platz sei. Die Autos parkten zudem aus gutem Grund mit einer Radseite auf dem Gehweg: Die Straße ist so schmal, dass, wenn auf beiden Seiten mit allen vier Rädern auf dem Asphalt geparkt wird, nur etwas mehr als eine Autobreite an Fahrbahn übrig bleibt. Der Gegenverkehr muss in Parklücken warten, größere Lastwagen oder Feuerwehrautos passten gerade so durch.

Am Ziegelhüttenweg in Frankfurt: Fahrbahn ist schmal, Gehweg breit

Schmal ist auch die Fahrbahn der Beuthener Straße, die vom Ziegelhüttenweg abgeht. Dort ist das Parken auf dem Gehweg teilweise erlaubt, teilweise nicht. Auch dort werden neuerdings Strafzettel verteilt, berichten Anwohner.

„Man hätte uns wenigstens vorwarnen können, dass ab jetzt andere Regeln gelten“, beklagen die Anwohner. Sie finden es unfair, dass von jetzt auf gleich „gnadenlos bestraft“ wird. Die Parkplatzsituation sei ohnehin angespannt, umso mehr, seit Wohnungen der Siedlung der Nassauischen Heimstätte aufgestockt wurden. Manch einer wurde mit mehreren Strafzetteln die Woche bedacht - und das vor Weihnachten. „Ein Familienvater nebenan ist am Briefkasten in Tränen ausgebrochen, als er den fünften Bußgeldbescheid bekam“, sagt Claudia Schultz. „Jeweils 55 Euro sollte er zahlen und wusste nicht, wie er das Geld zusammenkriegen soll.“

Frankfurter Straßenverkehrsamt: Vorwarnungen „nicht üblich“

Vorwarnungen seien nicht üblich, sagt Petra Lau, Leiterin des Straßenverkehrsamts, auf Anfrage. „Es gibt sicher Begebenheiten, bei denen es sinnvoll ist, vorab sogenannte ,Zettelaktionen‘ zur Information durchzuführen. Das machen wir in Einzelfällen bei besonderer Bedeutung auch, etwa wenn durch Maßnahmen bislang geduldete Parkplätze de facto wegfallen. In diesem Fall war es jedoch nicht opportun“, so Lau.

Parken halb auf dem Gehweg sei nicht erlaubt und es gebe auch keinen Grund, das zu tolerieren, so die Amtsleiterin weiter. „Der Außendienst wurde instruiert, in solchen Fällen konsequent einzuschreiten, gerade vor dem Hintergrund eines massiv ansteigenden Beschwerdeaufkommens wegen zugeparkter Gehwege.“

Anwohner des Ziegelhüttenwegs sind entsetzt: Viele bekamen mehrmals Bußgeldbescheide wegen Falschparkens auf dem Gehweg. Dabei wird in der Straße seit Jahrzehnten so geparkt. FOTO: michael faust
Anwohner des Ziegelhüttenwegs sind entsetzt: Viele bekamen mehrmals Bußgeldbescheide wegen Falschparkens auf dem Gehweg. Dabei wird in der Straße seit Jahrzehnten so geparkt. © Michael Faust

Frankfurt: Landespolizei kontrollierte mehrmals

Die Stadtpolizei habe im Ziegelhüttenweg im vierten Quartal allerdings nur ein Mal kontrolliert. Wie die Anwohner bestätigen, waren es Streifen der Landespolizei, die das Gros der Parkverstöße aufnahmen. So kamen die Bescheide per Brief bei den Betroffenen an. Die Polizei bestätigt, dass „von den Streifen vermehrt Verstöße wegen des Parkens auf dem Gehweg überwiegend mit Behinderung“ geahndet wurden.

Mittlerweile haben sich die Anwohner auch an den Ortsbeirat gewandt, in Kürze bekommen sie Unterstützung von SPD und CDU, die einen gemeinsamen Antrag einbringen wollen. „Die Behörde hat natürlich recht, dass so nicht geparkt werden darf. Aber eine Vorwarnung wäre angebracht gewesen“, sagt Jan Binger, Fraktionschef der SPD. Auf den Gehwegen am Ziegelhüttenweg sei seiner Beobachtung nach aber meist nicht viel los, Fußgänger hätten sich seiner Erinnerung nach nicht über zugeparkte Gehwege beschwert. Die größere Gefahr bestehe vielmehr darin, „dass die Fahrbahn sehr schmal ist und Autofahrer auf Gehwege ausweichen, um Gegenverkehr durchzulassen“, so Binger.

Deshalb fordern die beiden Parteien, dass das Gehwegparken im Ziegelhüttenweg zumindest abschnittsweise erlaubt wird. „Auch wenn der Gehweg nicht überall die erforderlichen 2,20 Meter breit ist, halten wir es für richtig, wenn dort nach Augenmaß vorgegangen wird“, so Binger. (Stefanie Wehr)

Frankfurt bietet die Bußgeldzahlung to go an. Ab sofort kann das Ticket auch an der Supermarktkasse bezahlt werden.

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