Wenn Blumen neue Mode tragen

Zeichnungen der Künstlerin Sabrina Enders sind im „Blütenzauber“ zu sehen.
Als Künstlerin nennt sie sich Szabre, mit bürgerlichen Namen heißt sie Sabrina Enders. Die 31 Jahre alte Oberräderin, die in Trier Modedesign studiert hat, zeigt bis 14. Mai im Blumengeschäft „Oberräder Blütenzauber“ unter dem Titel „Flower Filled“ eine Auswahl ihrer Werke. Denn anstatt Mode zu entwerfen, habe sie sich dafür entschieden, beruflich als freischaffende Künstlerin tätig zu sein, erzählt sie.
Die Ausstellung in ihrem Heimatstadtteil sei in dieser Form für sie eine Premiere. Bisher hat Szabre ihre Werke auf Instagram gezeigt und geteilt. Die Sozialen Netzwerke seien für Künstler im Allgemeinen heute eine wichtige Möglichkeit, die eigenen Arbeiten einem großen Publikum zu präsentieren, so Enders.
Die letzten Vorbereitungen für die Vernissage sind abgeschlossen, die ersten Gäste bereits eingetroffen. Die Ausstellung im Blumengeschäft ist etwas ganz Anderes als der Auftritt in der digitalen Welt: Die Künstlerin freut sich sichtlich, als die ersten Besucher eintreffen. Viele kennt sie persönlich. Einige haben ihr ein kleines Geschenk mitgebracht, das sie ihr geben, bevor sie sich im Geschäft umschauen.
Kleidung als Hülle für Pflanzen
Sabrina Enders’ Kunstwerke sind gut integriert in die Präsentation der Blumen und Pflanzen, die die Ladeninhaberin Claudia Krüger in Szene gesetzt hat. Die elf ausgestellten Arbeiten bilden mit den blühenden Gewächsen ein harmonisches Miteinander: Denn auch in den Bildern von Szabre nehmen Blüten, jedoch in getrockneter Form, ebenfalls eine zentrale Rolle ein.
Darin setzt sich die Künstlerin mit der Modebranche auseinander. Sie zeichnet etwa Kleidung, die mehr als Hülle fungiert, da kein Körper sie füllt. Stattdessen wirkt die gezeichnete Mode wie ein Füllhorn: Getrocknete Blüten wachsen scheinbar aus den Kleidungsstücken heraus, genau dort, wo in Realität eine Frau oder ein Mann mit Hals und Kopf sichtbar werden würden. „Ich setze mich gern mit dem Thema Mensch und Natur auseinander“, erzählt Szabre.
Kritischer Blick auf die Modebranche
Dabei wirft sie auch einen Blick auf die Modebranche, der sie selbst den Rücken gekehrt hat, und auf deren Produktionsbedingungen. „Wie nachhaltig kann Kleidung sein?“, ist eine der Fragen, die sie in ihren Bildern stellt und für den Betrachter transportieren möchte.
In einer anderen Reihe von Zeichnungen sind Frauen dargestellt, deren Körper nicht von Stoff umhüllt ist, sondern von getrockneten Blüten, die sich in eine vorgegebene Fläche wie das Muster eines Stoffes einfügen. Auch an diesen Beispielen lässt sich für den Betrachter ablesen, dass es ihr als Künstlerin darum geht, den Blick auf das natürlich Gewachsene zu lenken. Auch wenn Sabrina Enders mit der Entscheidung, als freischaffende Künstlerin zu arbeiten, eine Tätigkeit als Modedesignerin nicht mehr in Erwägung zieht, so sind die vielfältigen sozioökonomischen Aspekte der Mode aus ihrer Kunst nicht wegzudenken.
Ihre Zeichnungen machen ihre praktische Auseinandersetzung im Studium mit Kleidung und Stoffen sichtbar, deren Darstellungen auf Papier sie besonders durch gesetzte Schattierungen Plastizität verleiht. Hierdurch wird die Stofflichkeit, also das Material, für den Betrachter visuell nachvollziehbar.
Plastizität kommt auch in ihren Mixed-Media-Bildern zum Ausdruck, die durch das Aufbringen von getrockneten Blüten auf Leinwand erzeugt wird. Dabei geht es der Künstlerin nicht um eine bloße Wiedergabe von Blüten, sondern vielmehr um deren Formen, die die Basis der Bildreliefs bilden. Mixed-Media ist das Zusammenführen unterschiedlicher Medien. In den von ihr so bezeichneten und ausgestellten Bildern ist es das Kombinieren von malerischer und plastischer Herangehensweise. Das Ergebnis zeigt eine abstrahierte Realität.
Bis Mai im Blütenzauber
Die Ausstellung der Künstlerin Szabre im „Oberräder Blütenzauber“, Mathildenstraße 12a (Eingang Gruneliusstraße) läuft bis zum 14. Mai und kann zu den Öffnungszeiten montags, dienstags, donnerstags und freitags von 9.30 bis 12.30 Uhr und von 13.30 bis 18 Uhr, mittwochs von 9 bis 15 Uhr sowie samstags von 8.30 bis 14 Uhr besichtigt werden. Der Eintritt ist frei. Alexandra Flieth