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Wenn der Klamoddekurier klingelt

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Gut für die Umwelt: FES-Mitarbeiter John Teslamaryam verstaut zwei prall gefüllte Säcke voller ausgedienter Hosen, Pullis, Jacken und Kleidern in dem Klamoddekurier, der per Buchung im Internet direkt zu den Frankfurtern nach Hause kommt.
Gut für die Umwelt: FES-Mitarbeiter John Teslamaryam verstaut zwei prall gefüllte Säcke voller ausgedienter Hosen, Pullis, Jacken und Kleidern in dem Klamoddekurier, der per Buchung im Internet direkt zu den Frankfurtern nach Hause kommt. © Rainer Rüffer

FES holt mit futuristischem E-Cargobike ausgediente Kleidungsstücke an der Haustür ab.

Wenn der Klamoddekurier durch die Straßen schnurrt, guckt fast jeder zweimal hin. So ähnlich wie ein Lastenrad auf drei Rädern - weiß, schmal und hoch mit Türen hinten und Pedalen vorne - parkt er direkt vor Haustüren. John Teslamaryam (34) parkt das futuristische Cargobike, klingelt, lächelt und nimmt nach vorheriger Anmeldung Säcke voller aussortierter Kleidung sowie elektrische Kleingeräte mit. „Auch im fünften Stock, wenn die Leute schlecht zu Fuß sind“, sagt er und lacht. Ein Fitnessstudio braucht er nicht, Bewegung hat er reichlich. Sätze wie „Danke. Wie toll, dass sie die Sachen abholen“, hört er oft. „Die Leute sind echt froh, dass sie nichts mehr zu Containern oder auf den Wertstoffhof schleppen müssen.“ Die Säcke sind zum Teil schwer, dann geht er auch zweimal.

Seit Februar unterwegs

Seit Februar ist der Klamoddekurier hauptsächlich im Nordend, in Bornheim und Seckbach an sechs Tagen in der Woche unterwegs. Nach und nach kommen auch die anderen Stadtteile dran. Ein erster Test in Bockenheim kommt bei den Bürgern gut an. „Ich will gerade wieder ausmisten und gebe meine Sachen immer dahin, wo sie wiederverwertet werden“, erzählt Marianne Lehr (67). „Man kauft ja so viel, aber es ist oft schwer, die Sachen zu tragen. Oft sind sogar noch die Preisetiketten dran“, erzählt sie. „Da kommt so ein Klamoddekurier gerade recht. Den rufe ich mir auch mal“, verspricht sie, als ihr das System erklärt wurde.

Jochen Schmitz ist der Leiter Innovationsmanagement bei der Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH (FES) und hat den Klamoddekurier erfunden. „In Hamburg habe ich ähnliches kommerziell genutzt gesehen und dachte, das können wir besser“, sagt er. Die FES will weg von Verschwendung und hin zu Nachhaltigkeit. Frankfurt liege mit dem Klamoddekurier bundesweit ganz vorne. „Vorner geht nicht“, sagt Schmitz. 200 Kilo kann der schmale Flitzer laden, mit Ersatzakku und Muskelkraft schafft er 25 bis 30 Kilometer Strecke und kann bis 25 Stundenkilometer schnell sein. „Im Juni kommt ein zweites E-Cargo-Rad dazu, weil die Nachfrage so hoch ist.“ Textilien im Hausmüll seien ein großes Problem. Jedes Jahr fliegen so in Frankfurt 8000 Tonnen aus dem Kreislauf der Wiederverwertung raus, das sei schade und schlecht für die Umwelt.

Mit dem Klamoddekurier kommen die Sachen zum Deutschen Roten Kreuz (DRK). Gutes wird weiterverkauft, anderes zu Putzlappen. Auch die Idee mit einer Kooperation mit der gemeinnützigen Recyclingzentrum GWR in Frankfurt sei schon geboren. Vielleicht gebe es dort dann eine eigene Sortieranlage für Textilien, hofft Jochen Schmitz, dessen Devise „Von Frankfurt für Frankfurt“ lautet.

Damit möglichst viele Menschen den Klamoddekurier nutzen, gibt es eine eigene Internetseite. Dort gibt man Kontaktdaten an, die Menge an Kleidersäcken und kleinen Elektrogeräten, die man loswerden möchte, klickt auf seinen Wunschtermin und bekommt die Bestätigung per E-Mail. Wenn der Fahrer losradelt, kann er in Echtzeit verfolgt werden. Wer nicht online buchen will oder kann, macht dies telefonisch.

Elektroschrott sei ebenfalls ein großes Problem, weil viele Leute Akkus in den Hausmüll oder Papiermüll schmeißen. Das sei sehr gefährlich, weil sie beim Schreddern schlimme Brände auslösen können. „Zero waste“ - null Verschwendung - ist ein Ziel der FES. „Dazu gehört umdenken. Mit dem Klamoddemobil wollen wir einen Teil dazu beitragen“, so Schmitz.

Buchen übers Internet

Teslamaryam saust wieder los. Drei große blaue Säcke voller Kleidung hält eine Frau bereits vor der Haustür bereit. Sie strahlt, als die das Gefährt anrollen sieht. „Eigentlich hätte ich noch drei Säcke packen können, aber die anderen sollen ja auch eine Chance haben“, meint sie und zeigt Designerstücke und Sachen, die zu klein geworden sind. „Ich habe auch Sachen von Freundinnen dabei.“ Sie findet es toll, dass die Kleidung „in gute Hände kommt und wieder genutzt wird“ und bedankt sich überschwänglich bei dem Fahrer, der zum Abschied winkt und weiter saust.

Informationen rund um den Klamoddekurier gibt es im Internet unter https://klamoddekurier.fes-frankfurt.de. Am 26 und 27. Mai ist das Gefährt im Frankfurter Süden, in den Gebieten mit den Postleitzahlen 60599, 60594, 60596 und 60598 unterwegs, am 2. und 3. Juni folgt der Norden mit den Postleitzahlen 60437 und 60438.

Am 9. Juni kommt der Klamoddekurier in die Stadtteile mit den Postleitzahlen 60439 und 60433. Sabine Schramek

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