Wenn der Postmann zwei Mal losläuft

Briefträger sind in getrennten "Wellen" unterwegs - um Ansteckung zu vermeiden.
"Streikt die Post etwa?" hieß es jüngst in einem Facebook-Post in einer Stadtteilgruppe aus dem Frankfurter Westen: Der Verfasser wartete sehnlichst auf eine Sendung, die nicht kam. Auch aus anderen Stadtteilen ist zu hören, dass manche bis in den späten Nachmittag warten müssen, bis der Briefträger da ist. Einen Streik gibt's nicht, aber: Die Zusteller arbeiten, das erklärt die Post auf Nachfrage dieser Zeitung, seit geraumer Zeit in zwei "Wellen".
Das heißt: Morgens in der Früh schwärmt die erste "Welle" aus, gegen 9 oder 9.30 Uhr folgt die zweite. Wer in der einen Woche zur "ersten Welle" gehöre, kann in der nächsten Woche in der zweiten sein, weshalb sich der Zeitpunkt, wann die Post an einer bestimmten Adresse zugestellt wird, im Einzelfall wöchentlich ändern kann. Wer zur "zweiten Welle" gehört, darf seine Sendungen nach Dienstanweisung nicht früher im Postamt des Zustellbezirks abholen: Der Kontakt zwischen den Zustellern der beiden "Wellen" soll vermieden werden.
"Das ist der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Sicherheitsvorkehrungen geschuldet", sagt Post-Sprecher Stefan Heß: "Die Sicherheit unserer Mitarbeiter und unserer Kunden steht für uns an erster Stelle." Daher ergreife die Post in sämtlichen Bereichen alle erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen gemäß den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts. Um den gegenseitigen Kontakt zu minimieren, gehöre auch dazu, die Mitarbeiter in der Zustellung in zwei unterschiedliche Schichten einzuteilen. "Dadurch können die Sicherheitsabstände in den Zustellbasen und -stützpunkten besser eingehalten werden", sagt Stefan Heß. Das habe zur Folge, dass die zweite Schicht später starte "und folglich länger auf Tour ist." Es hat auch zur Folge, dass einer nicht die gesamte Zusteller-Mannschaft eines Bezirks infizieren kann, sondern höchstens die Hälfte.
Zudem verzichteten die Mitarbeiter des Paketdiensts DHL bei der Übergabe von Sendungen auf die eigenhändige Empfangsbestätigung des Empfängers: Das übernimmt der Zusteller, um Kontakte zu vermeiden. "Außerdem stellen wir unseren Zustellern Hand-Desinfektionsmittel zur Verfügung. Selbstverständlich wird das Fahrerhaus unserer Fahrzeuge vor jedem Fahrerwechsel gereinigt", listet Heß auf. Die Maßnahmen seien von Gesundheits- und Ordnungsämtern überprüft worden und gelten in allen Zustellbezirken. Holger Vonhof