OB-Wahl in Frankfurt: Bekannter Musiker aus Frankfurt fällt bei Veranstaltung negativ auf
Der Musiker Shantel fällt in Frankfurt auf einer Veranstaltung der Wähler-Initiative von OB-Kandidatin Manuela Rottmann (Grüne) negativ auf.
Frankfurt - „Wir freuen uns, wenn alle völlig verstrahlt und breit die Show verlassen“, diese Worte fand der Musiker Stefan Hantel aka Shantel nicht etwa am Donnerstagabend, nach seiner Talk-Runde vor dem Hintergrund der OB-Wahl in Frankfurt mit Kandidatin Manuela Rottmann (Grüne). Er hatte sie bereits, wenn das Zitat einer großen Tageszeitung stimmt, vor gut neun Jahren gefunden, als es um seine musikalischen Darbietungen in Front seines „Bucovina Club Orkestars“ ging. Die Äußerung ist gut gealtert. Sie hätte auch gepasst zu Hantels Darbietung vor vier Tagen. Die Veranstaltung war aus unterschiedlichen Gründen bemerkenswert.
Aufhorchen lässt bereits die Überschrift „Diaspora Queen“. Es ist ein eigenwilliger und in nahezu jedem Aspekt irritierender Titel für ein Gesprächsformat, das eine Oberbürgermeisterkandidatin als bodenständig, in Frankfurt zu Hause und den Menschen und ihren Bedürfnissen zugewandt präsentieren möchte.
Stefan Hantel hatte sich diesen Titel ausgesucht für eine Veranstaltung in Berlin, im legendären Clärchens Ballhaus, wo er im vergangenen Jahr die Premiere hinlegte. Es war eine Party-Veranstaltung. Er möchte das Format wohl gern auch in Frankfurt etablieren. Warum er ausgerechnet den Politik-Talk mit Manuela Rottmann als hiesige Premiere von „Diaspora Queen“ adressiert, bleibt rätselhaft. Hantel spricht von einem „kosmopolitischen Salon“, in den er einladen will. Die Wahlkämpferin der Grünen kann sich mit dieser Überschrift offenbar mindestens so weit identifizieren, dass sie Platz nimmt auf der improvisierten kleinen Bühne in der Schweizer Straße, den ihr der Gesprächsführer Hantel zugedacht hat.
OB-Wahl in Frankfurt: Hantel macht aus der „Queen“ des Abends ein Aschenputtel
Der Gesprächsanteil des Gastgebers an diesem Abend ist quantitativ groß. Ihm gelingt es nicht, Manuela Rottmann auch nur den kleinsten Raum zur Darstellung ihrer Positionen zu geben. Er bringt sie nicht zum Glänzen. Er macht aus der „Queen“ des Abends ein Aschenputtel. Für Rottmann mag das eine herbe Enttäuschung gewesen sein, ebenso wie fürs Publikum.
Einen Tiefpunkt steuerte Hantel an, als er im Schwall seiner Rede den städtischen Tourismus und Congress GmbH (TCF) kurzum als „fast schon kriminelle Vereinigung bezeichnete“. Rottmann hakte nicht nach, griff es nicht auf, widersprach nicht. Die diffamierende Zuschreibung blieb also im Raum stehen.

Gestern sagte Hantel auf Nachfrage dieser Zeitung, er habe sich damit bezogen auf die Bahnhofsviertel-Nacht im Jahr 2019, deren Auftaktveranstaltung „in Räumen der Hell’s Angels“ stattgefunden habe. „Das geht gar nicht“, empörte sich der Künstler. 2011 waren die Charter Frankfurt und Westend des RockerClubs verboten worden. Bei TCF-Geschäftsführer Thomas Feda habe er sich für seine drastische Wortwahl entschuldigt, sagte Hantel am Sonntag. Per E-Mail. Das bestätigte Feda auf Nachfrage dieser Zeitung. Mehr wollte er dazu aber nicht sagen.
Hantel wollte selbst mal OB von Frankfurt werden
Mit Wahlkampf hat der Musiker durchaus Erfahrung, wenngleich bislang vor allem in eigener Sache. 2017 wollte er selbst Oberbürgermeister in Frankfurt werden und trat als unabhängiger Kandidat an. Gut ein halbes Jahr später zog er die Kandidatur zurück, nach einem Frühstück, zu dem der damalige Amtsinhaber Peter Feldmann ihn ins Café Mozart geladen hatte. Feldmann habe seinerzeit von Kooperationsmöglichkeiten gesprochen, so Hantel. Daraus sei nichts geworden. Alle seine Ideen wie kostenfreie Krippenplätze, fahrradfreundliche Stadt, bezahlbares Wohnen seien „von anderen“ gekapert worden. Ob er im laufenden Wahlkampf eine weitere Veranstaltung mit Manuela Rottmann gestalten werde, will Hantel nicht ausschließen.
Die grüne OB-Kandidatin Manuela Rottmann indes hat längst die nächsten Stationen auf ihrer Wahlkampf-Tour abgeklappert. Nach Grüner Jugend und Heddemer Käwwern am Samstag folgte gestern wieder eine Talkrunde, diesmal im Massif Central. „Kooperieren statt Egoshooten“ stand in der Ankündigung. (Sylvia Amanada Menzdorf)