Wenn Wichtel den Park aufräumen

Einmal im Jahr ruft der Verein Nieder-Erlenbacher Bürger zum großen Frühlingsputz auf, um das Quartier von Müll zu befreien. Mit demselben Ziel schweifen traditionell schon vorher die Wiesenwichtel des gleichnamigen Kinderladens durch den Park am Erlenbach.
Plastikbänder und -verpackungen, Papiertüten, Zigarettenkippen, Glasscherben, Metalldraht, Kronkorken – Leon (5), Julian (4) und Marlon (6) zeigen stolz, was sie alles aus dem Gebüsch, von der Wiese und vom Ufer des Erlenbachs gesammelt haben. „Sogar ein ganzes Glas, das noch gebraucht werden kann“, wundert sich Leon: „Man muss es aber vorher noch ausspülen. Ist ja dreckig.“ Marlon findet es deswegen „ganz schön blöd, was die Leute alles wegwerfen“, weshalb es wichtig sei, dass jemand aufräumt: „Tiere können sich daran verletzen. Außerdem sieht es sonst so schmutzig aus.“
Wie die insgesamt 19 Knirpse vom Kinderladen Wiesenwichtel beweisen, muss das Reinigen des öffentlichen Raums nicht zwangsläufig eine lästige Aufgabe sein: Es kann auch Spaß machen und zur Expedition in die freie Wildbahn werden – auch wenn diese nur aus dem Park Im Sauern besteht. Hierhin kommen die Wiesenwichtel nämlich einmal im Jahr, meist im Rahmen einer Themenwoche, um achtlos weggeworfenen Müll dorthin zu verfrachten, wo er hingehört: in die Mülltüte.
Genaue Untersuchung
„Wir übernehmen hier Gemeinschaftsarbeit“, betont Kita-Leiterin Birgit Audouard und zeigt auf, wie das soziale Engagement pädagogisch genutzt werden kann: Was die Kinder in den Mülltüten sammeln, wird später in der Kita teilweise ausgeschüttet und genau unter die Lupe genommen: „Wir trennen den Müll dann nach Metall, Plastik, Glas und weiteren Materialien und ordnen alles den speziellen Mülltonnen zu.“ Batterien und Pfandflaschen würden dann zum Schadstoffmobil oder Supermarkt gebracht, und in letzterem schaue man sich auch einmal an, wie eine Plastikpresse für Flaschen im Pfandautomaten funktioniere. Bestimmte Bücher gäben während einer Müllwoche zudem Informationen, inwiefern Müll für Tier und Mensch gefährlich werden könne. „Außerdem können wir gleich das Thema Hygiene anschließen und die Wichtigkeit von Handschuhen und Händewaschen behandeln.“
Im Kinderladen Wiesenwichtel wird nämlich viel Wert auf die freie Entfaltung der Kinder als Entdecker ihrer Umwelt gelegt. Dies, so Audouard, hänge mit dem pädagogischen Erbe des Kinderladens zusammen, das auf die Philosophie der 68er-Bewegung zurückgehe. Die damalige Anti-Haltung habe „andere Konzepte“ hervorgebracht als die üblichen.
Im Kinderladen werden deswegen heute die Hinwendung zur Natur und die Betonung von kindlicher Fantasie und Kreativität gefördert, was wiederum Früchte trägt: „Viele sagen, unsere Kinder hätten ein besonders gutes Sozialverhalten“, berichtet Audouard – und kann sogleich einen Beweis dafür nennen: Beim alljährlichen Frühlingsputz des Vereins Nieder-Erlenbacher Bürger seien viele ehemalige Wiesenwichtel und deren Eltern dabei. „Das heißt, unser Anliegen ist ins Bewusstsein gedrungen. Das finde ich toll.“
Früh sensibilisieren
In höchsten Tönen spricht deswegen auch Ingeborg Leineweber, Vorsitzende des Vereins Nieder-Erlenbacher Bürger, von den Wiesenwichteln: „Da werden die Kinder früh für die Problematik sensibilisiert“, sagt sie. Dies allerdings treffe nicht auf alle Menschen zu, schließlich fände sich beim großen Frühlingsputz jedes Jahr aufs Neue „alles Mögliche: alte Autoreifen, Stoßstangen, Teppiche und mehr“. Das Bewusstsein für die richtige Müllentsorgung sei nicht sehr weit verbreitet, schließlich dächten offensichtlich viele, „dass schon irgendein Depp vorbeikommt und den Müll aufräumt“. Leineweber findet es aber „nicht schön, wenn überall was herumliegt“, weshalb nun „Eigeninitiative gefragt“ sei. Mit möglichst vielen Freiwilligen – im letzten Jahr waren es rund 80 Personen – soll daher am kommenden Samstag „Feld, Wald, Wiese, Flur“ in Nieder-Erlenbach gesäubert werden, bevor es im Anschluss einen gemeinsamen Imbiss gibt.
Der Frühlingsputz beginnt am Samstag, 14. März, ab 10 Uhr am Bürgerhaus, Im Sauern 10.