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Industriepark Griesheim wird für eine Milliarde zu "Frankfurt Westside" umgebaut

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Von: Holger Vonhof

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So sieht die Vision der "Frankfurt Westside" aus: Das frühere Areal des Industrieparks Griesheim ist offen zugänglich; zwischen dem Gewerbe gibt es Infrastruktur wie Gastronomie oder ein Fitnessstudio. Am Main führt ein Radweg entlang. Visualisierung: Bloomimages Berlin GmbH
So sieht die Vision der "Frankfurt Westside" aus: Das frühere Areal des Industrieparks Griesheim ist offen zugänglich; zwischen dem Gewerbe gibt es Infrastruktur wie Gastronomie oder ein Fitnessstudio. Am Main führt ein Radweg entlang. Visualisierung: Bloomimages Berlin GmbH © Bloomimages Berlin GmbH

Der Immobilienentwickler BEOS baut den Industriepark Griesheim in Frankfurt um. Entstehen soll ein modernes Gewerbegebiet.

Frankfurt - Der 73 Hektar große Industriepark Griesheim – die Fläche entspricht 102 Fußballfeldern – wird in den kommenden Jahren unter dem Projektnamen "Frankfurt Westside" zu einem modernen Gewerbepark entwickelt. Die BEOS AG, die mit dem Eigentümer Clariant 2020 einen Erbpachtvertrag über 99 Jahre abgeschlossen hatte, wird nach den Worten von Projektmanager Mathias Strauch mehr als eine Milliarde Euro investieren. Geplant sei ein offenes Gewerbegebiet für große, mittlere und kleine Betriebe - ohne Werksmauer und Wachleute, dafür mit Grünanlagen, Gastronomie und Sportstätten. Auch ein Verkehrs- und Mobilitätskonzept wird umgesetzt - samt Radwegen und Busanbindung zum S-Bahnhof Griesheim.

Die Frankfurter Wirtschaftsdezernentin Stephanie Wüst (FDP) bezeichnet das Areal, über das die Stadt und BEOS anderthalb Jahre unter Einbeziehung der Wirtschaftsförderung verhandelt haben, als "auf absehbare Zeit größte und am schnellsten aktivierbare Fläche für Industrie in Frankfurt"; der Plan der BEOS sei eine "einmalige Chance". Planungsdezernent Mike Josef (SPD) sieht wirtschaftliche und städtebauliche Interessen verbunden und hofft auf Perspektiven für die Ansiedlung "von Zukunftsbranchen, aber auch von kleinteiligem Gewerbe." Das Vorhaben passe zum bereits angelaufenen Stadtumbau Griesheim; so würden etwa die eingezäunten Bereiche am Mainufer geöffnet und begrünt.

Industriepark Griesheim in Frankfurt: Alte Backsteingebäude könnten Kletterhalle werden

Rund 730 000 Quadratmeter stehen zur Entwicklung; allein den industriellen Bedarf in Frankfurt schätzt Wirtschaftsdezernentin Wüst auf 90 bis 140 Hektar. Die Vermarktung des Areals soll im Oktober auf der Immobilien-Fachmesse "Expo real" in München beginnen - mit Unterstützung der Stadt Frankfurt. Der städtebauliche Rahmenplan wird, so Josef, bis zum Herbst stehen. Man wolle "Neues zulassen und Altes bewahren", erklärt BEOS-Vorstand Holger Matheis. So sei geplant, etwa zehn der alten Fabriksgebäude zu erhalten.

Im Mittelteil des bisherigen Industrieparks sollen zum Beispiel zwei zuletzt von der Allessa-Chemie genutzte Backsteingebäude neu genutzt werden, etwa als Fitnessstudio und Kletterhalle oder öffentlicher Veranstaltungsort. Im Norden des Areals sind erste Gebäude schon abgerissen worden; Relikte von rostigen Rohrbrücken oder Kesseln sollen jedoch in die künftige Gestaltung integriert werden, um an die mehr als 160-jährige Industriegeschichte des Geländes zu erinnern - wie etwa bei der Völklinger Hütte.

Das Ansiedlungskonzept ist in drei Abschnitte gegliedert: Im Westen, an das Fritz-Klatte-Quartier angrenzend, werden Produktionsbetriebe angesiedelt, bei denen es laut wird oder die auch mal stinken; in den Osten, wo Wohnbebauung angrenzt, kommen kleine Gewerbebetriebe, dazwischen mittlere. Die ersten Neubauten, so schätzt Projektplanerin Maxi Braun, werden 2025 stehen.

„Frankfurt Westside“: Gewerbepark will es mit „Rechenzentren nicht übertreiben“

Mit der Einstellung der Chemieproduktion durch WeylChem Ende 2019 und der Verlagerung eines Gefahrstofflagers von Infraserv in den Industriepark Höchst ist die Seveso-2-Richtlinie für das Griesheimer Areal nicht mehr relevant. Deshalb kann die Stadt etwa in Nied, wenige hundert Meter entfernt, einen Schulbau planen. Das heißt aber auch: Störfallbetriebe, also Produktionen, die unter die einschlägige Verordnung fallen, gehören nicht zu den BEOS-Adressaten. "Das Angebot wird sich schwerpunktmäßig an Kunden aus den Segmenten Produktion, Light Industrial und Last-Mile-Logistik richten", konkretisiert Projektleiter Mathias Strauch.

In der Frage der Ansiedlung von Rechenzentren - die Stadt Frankfurt hatte das unlängst für reine Industriegebiete abgelehnt - scheint Einigkeit zu herrschen: "Wir werden es mit Rechenzentren nicht übertreiben, sie sind aber für uns wichtig", sagt Strauch: Vorgesehen sei, die Abwärme der Stromfresser zur energetischen Versorgung des kompletten Areals zu nutzen.

Ein sechsköpfiges BEOS-Manager-Team ist mit der Entwicklung des Standorts beschäftigt. Der Berliner Immobilienentwickler BEOS ist 2018 von der Vermögensverwaltungsgesellschaft Swiss Life Asset übernommen worden, einem europäischen Immobilienverwalter, der weltweit zu den Top Ten gehört. (Holger Vonhof)

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