Wie der Vater, so der Sohn: Wirt des „Lahmen Esels“ gibt einen Zügel ab

Nach 30 Jahren lässt es Thomas Metzmacher, Wirt des „Lahmen Esels“ in Frankfurt, ruhiger angehen. Er tritt Aufgaben an seinen Sohn Max ab.
Frankfurt - Entspannt sitzt Thomas Metzmacher an einem der Tische der Eselei im Nordwestzentrum, der kleinen Schwester seines „Lahmen Esels“ in Niederursel. Da kann das Geschäftstelefon oder sein Handy noch so oft klingeln, stets bleibt er ruhig und freundlich. Eine Tugend, die ihn durch die vergangenen 40 Jahre getragen hat. So lange arbeitet er schon in der Gastronomie, mit 16 begann er seine Ausbildung zum Koch, mit Mitte 20 übernahm er den Esel, die Traditionsgaststätte im Krautgartenweg.
Heute, 30 Jahre später, denkt der Wirt langsam ans Aufhören. In etwa sechs Jahren, sagt er, möchte er gerne „ganz Schluss“ machen. Den ersten Schritt in diese Richtung hat er schon gemacht. Indem er jetzt „einen Zügel“ wie er sagt, an seinen Sohn Max abgegeben hat. Der in den vergangenen Jahren in den Betrieb gewachsen ist - erst als Mini-Jobber, dann als Teilzeitkraft. Und nun eben als künftiger Nachfolger seines Vaters. „Mein Vater trägt nach wie vor die Verantwortung und sagt, wo es lang geht. Ich weiß wo mein Platz und wo seiner ist. Wir stehen aber zu einhundert Prozent hintereinander“, sagt der 23-Jährige.
Wirt des „Lahmer Esels“ in Frankfurt: Immer Vollgas gegeben
Es sind in erster Linie die Dienstpläne und die Bestellungen, um die sich Max Metzmacher kümmert. Alles andere liegt nach wie vor in den Händen des Vaters. Der rein rechnerisch dadurch zwar nicht mehr Zeit hat, die Stunden die er arbeitet aber deutlich entspannter sind. „Ich bin nicht mehr so auf Abruf, sondern kann an Max verweisen“, erklärt Metzmacher, der in den vergangenen Jahren stets Vollgas gegeben hat. „Nur halb aufs Gaspedal zu treten, sei nie sein Ding gewesen. Wie der Sohnemann, der es kaum erwarten konnte in den Betrieb einzusteigen. Da musste der Vater dann ausnahmsweise doch mal auf die Bremse treten.
Bis jetzt. „Ich kann mich wirklich glücklich schätzen, dass ich nach wie vor gesund und fit bin. Daher ist jetzt der richtige Zeitpunkt um die Zügel zu lockern“, sagt Metzmacher. Auch wenn er zunächst habe lernen müssen, hinter seinem Sohn und dessen Entscheidungen zu stehen. Sei es doch neu für ihn, dass dies nicht mehr seine alleinige Aufgabe ist. „Es ist ein Prozess. Ein Prozess, der aber sehr gut läuft. Wenn ich es mir hätte malen können, ich hätte es nicht schöner machen können“, sagt er.
„Lahmer Esel“: 300 Gäste feiern ihren Wirt
Und auch seine Gäste zeigen Thomas Metzmacher, dass sein Sohn genau der richtige Nachfolger ist. Er hab das gleiche Wirte-Strahlen in den Augen wie sein Vater. Damals vor 30 Jahren, als er den Esel übernahm. Stolz zeigt der Inhaber die Mail, die er von einem Gast bekommen hat. Nach der jährlichen traditionellen Feier als Dankeschön für seine Gäste. Die nach der Pandemie erstmals wieder stattfand. Rund 300 Gäste feierten mit Thomas und Max Metzmacher sowie dem Team „30 Jahre Wirt im Lahmen Esel“. Am 17. September 1993 übernahm der gebürtige Sauerländer dort die Zügel.
Und: Es gab noch einen weiteren Grund zu feiern - wurde Metzmacher doch 56 Jahre alt. „Das war aber nur ein Nebenschauplatz. Ich lade nicht 300 Menschen zu meinem Geburtstag ein. Sondern als Dankeschön für ihre Treue zum Esel“, sagt der Wirt. Wie diese Feier Tradition hat, gehört auch dazu, dass Spenden für einen guten Zweck gesammelt werden. In diesem Jahr für die „KinderEngel RheinMain“. Der Verein unterstützt unter anderem schwer erkrankte Kinder und Jugendliche und deren Familien, beschafft notwendige Hilfsmittel oder Therapien und fördert entsprechenden Einrichtungen und Institutionen - 4510 Euro landeten in diesem Jahr im Spendenbembel. Mehr Infos zum Verein gibt es im Internet unter www.kinderengel-rheinmain.de.
Ein Blick in die Zukunft des „Lahmen Esels“ in Frankfurt
Für Thomas Metzmacher eine Herzensangelegenheit. Weiß der dreifache Vater doch, dass es längst nicht allen Menschen so gut geht wie ihm und seiner Familie. Recht unbeschwert kann er daher einen Blick in die Zukunft werfen, ins Jahr 2033. „Dann laufe ich am Lahmen Esel vorbei, winke meinem Sohn durch die Fenster zu und freue mich, wenn er mal Urlaub macht und ich zwei Wochen wieder Vollgas geben darf“, sagt Metzmacher und lacht.
Und der Filius? Dessen Vision sieht ähnlich aus. „Ich bin in zehn Jahren für alles alleine verantwortlich und habe eigene Systeme entwickelt, alles ist digitaler. Das macht die Arbeit leichter. Und: Ich werde die Kreativität meines Vaters übernehmen und versuchen, seinen großen Fußstapfen gerecht zu werden“, sagt Max Metzmacher. Einen Schlüssel dafür hat er quasi bereits in die Wiege gelegt bekommen: Die Tiefenentspanntheit seines Vaters. Denn die ist sichtlich auch am Sohnemann nicht spurlos vorübergegangen. Neben dem Wirte-Strahlen, versteht sich. Wie der Vater, so der Sohn eben. (Judith Dietermann)
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