1. Startseite
  2. Frankfurt

Wie eine Hebamme auch online helfen kann

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Sabine Schramek

Kommentare

Die Hebamme Silvia Semrau (rechts) demonstriert eine Entlastungsübung für eine Schwangere in Seitenlage, hier dargestellt von unserer Mitarbeiterin Sabine Schramek.  Foto: Leonhard Hamerski
Die Hebamme Silvia Semrau (rechts) demonstriert eine Entlastungsübung für eine Schwangere in Seitenlage, hier dargestellt von unserer Mitarbeiterin Sabine Schramek. Foto: Leonhard Hamerski © HAmerski

Hebammen stehen Frauen in besonderen Lebensphasen zur Seite - bei der Schwangerschaft, der Geburt und im Wochenbett. Damit die Frauen trotz Corona Kurse belegen können, setzt Silvia Semrau auf Zoom, Skype und die sozialen Medien.

Bockenheim -Normalerweise gibt Silvia Semrau für Frauen, die ein Baby erwarten oder gerade entbunden haben, im Zentrum für Gesundheit und Bewegung regelmäßig Kurse. Zu den Inhalten gehört unter anderem, ihnen die mögliche Angst vor der Geburt oder die Sorge um das Wohl des Säuglings zu nehmen, aber auch für die wichtige Rückbildung des Beckenbodens.

"Seit März ist das wegen Corona kaum möglich, obwohl die werdenden Mütter noch mehr Sorgen haben", sagt Silvia Semrau, die seit 1999 freiberufliche Hebamme ist. Und das "leidenschaftlich gerne", sagt die Frau mit lockigen Haaren und sanften Augen. Sie hat zwar eine eigene Praxis im Taunus, "die mir einiges erleichtert. Trotzdem macht das Virus vieles sehr schwer", sagt sie und lacht.

Semrau ist kreativ geworden und bietet Live-Videokurse, Skype-Sprechstunden und eigens gestaltete Filme als Kursprogramme an, die "Frauen und Väter in der Vorbereitung ebenso unterstützen wie in der Nachsorge".

Von digitalen Medien hatte sie wenig Ahnung, darum half und hilft ihr Daniela Heitmann, die das technische Know-how besitzt. "Ich habe sehr viel dazugelernt. Wie bei der Geburt selbst geht es auch bei Zoom und in Videos um Teamplaying", sagt Semrau. "Die Vorsorge in der Schwangerschaft ist die Basis für eine entspannte Geburt und ein unbeschwertes Wochenbett", weiß die Frau, die seit über 20 Jahren "sehr vielen Babys auf die Welt geholfen hat".

Durch ihre Live-Online-Kurse erreicht sie auch Frauen, die "sonst nicht abgedeckt werden". 60 Kurseinheiten mit mehr als 450 Kursminuten können werdende Mütter (und künftige Väter) live via Zoom zur Geburtsvorbereitung bequem von zu Hause aus mitmachen, ebenso 45 Kurseinheiten für die ersten acht Wochen nach der Geburt und neun Einheiten für die Baby-Massage. Dazu gibt es auch Videos zum passgenauen Abruf.

Semrau liebt ihren Beruf. Und spürt den allgemeinen Mangel an Hebammen deutlich: "Man geht oft über Grenzen, ist rund um die Uhr im Einsatz, braucht besonders viel Empathie, viel Wissen über Physiologie, Soziologie, Gesprächsführung und noch viel mehr Disziplinen, um Frauen gut durch die Geburt zu kriegen", sagt sie. Gleichzeitig sei der Beruf nicht hoch anerkannt, ebenso wie bei Pflegern oder Krankenschwestern. Die Einzigen, die im medizinischen Bereich ein hohes Ansehen hätten, seien Ärzte. "In der Gesellschaft wird Anerkennung leider über Geld gegeben und nicht dafür, wie hoch der persönliche Einsatz ist. In Corona-Zeiten wissen Hebammen auch trotz Schutzausrüstung nicht, ob sie in Corona-Höhlen kommen, wenn sie Hausbesuche machen." Seit Ausbruch der Pandemie erreicht Semrau nur noch die Hälfte des vorherigen Umsatzes, weil sie ihre Kurse wegen der Hygiene- und Abstandsvorschriften nicht mehr anbieten kann.

Wegen der derzeitigen Unsicherheit, ob Väter bei der Geburt im Kreißsaal dabei sein können, sei der Zusammenhalt der jungen Familie noch viel weiter in den Vordergrund gerückt. "Wenn sich die Frau sicher fühlt, weil sie sich mit ihrem Partner die Aufgaben teilt, kann sie viel besser loslassen und sich auf die Geburt konzentrieren." Väter lernen in den Kursen mit. Wie sie die Mütter entlasten können und als Team durch die Zeit gehen.

"Ideal ist es, wenn das Paar aus großem Verständnis zueinander eine klare Aufteilung hat. Wenn der Mann sagt: ,Ich halte deine Hand, du machst die Geburt und ich kümmere mich um den Rest drumherum.' So funktioniert es auch im Wochenbett. Auch da spielen Männer eine ganz wichtige Rolle", sagt sie.

Virtuell geht sie auf alle Fragen ein, zeigt Übungen und Tipps, nimmt sich Zeit für alle Fragen und Belange rund um Schwangerschaft, Geburt, die Babys und die physische Stärkung des Beckenbodens. "Das ist ein richtiges Frauenthema", sagt sie, "weil es Inkontinenz und Senkungsproblemen vorbeugt und gut hilft."

Noch ausführlichere Informationen zu ihren Onlineangeboten gibt es im Internet unter www.andereumstaende.de.

Auch interessant

Kommentare