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Wieder tödliche Schüsse auf offener Straße in Frankfurt - Spekulationen und Sorgen in den Stadtteilen

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Im Abstand von gerade einmal einer Woche werden in Frankfurt zwei Menschen auf offener Straße erschossen. Schon wird von einer „Montagsserie“ gesprochen.

Frankfurt - Zum zweiten Mal binnen weniger Tage ist die Stadt Frankfurt erschüttert, weil ein Mann auf offener Straße erschossen wurde. Am Montagabend wurde ein 56-Jähriger in Rödelheim mit mehreren Schüssen niedergestreckt. Die Hintergründe der Tat - noch völlig unklar. Anwohner hatten gegen 20 Uhr Schüsse gehört und die Polizei alarmiert. Auf dem Gehweg fanden sie den schwer verletzten 56-Jährigen. Er starb noch am Tatort.

„Passiert das jetzt jede Woche?“, fragt eine Nutzerin in der Rödelheimer Stadtteilgruppe auf Facebook. „Erst Praunheim, jetzt Rödelheim“. Vergangenen Montag erst war ein 38-Jähriger in Praunheim durch mehrere Schüsse gestorben. Während der mutmaßliche Täter aus Praunheim in Untersuchungshaft sitzt, ist der Täter von Rödelheim flüchtig. Ob es schon Hinweise auf den Schützen gibt, war gestern noch unklar. „Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren“, sagte ein Polizeisprecher. Details nannte er nicht.

Mann in Frankfurt-Rödelheim erschossen: Schwerbewaffnete Polizisten durchkämmen Stadtteil

Stundenlang hatten Beamte am Montagabend den Stadtteil durchkämmt. Schwer bewaffnete Beamte des Überfallkommandos streiften durch die Straßen, ein Hubschrauber kreiste über dem Nordwesten der Stadt, das SEK rückte an. Rund um den Tatort im Hausener Weg ging nichts mehr, viele Straßen waren gesperrt, die U-Bahn-Station war dicht. Jeden Busch, jeden Winkel, jede Mülltonne untersuchten die Beamten - vergeblich. Erst gegen 1.30 Uhr hob die Polizei die Sperrungen auf.

Beamte sichern Spuren am Tatort nahe der U-Bahn-Station Hausener Weg, wo am Montagabend ein 56-Jähriger erschossen wurde. FOTO: Boris Roessler/DPA
Beamte sichern Spuren am Tatort nahe der U-Bahn-Station Hausener Weg, wo am Montagabend ein 56-Jähriger erschossen wurde. © dpa

Die Menschen im Stadtteil sind geschockt, manche haben Angst. Einige Anwohner berichten, sie hätten Schüsse gehört. Manche dachten, es seien Jugendliche, die Böller abschießen, andere riefen die Polizei.

„Nach 20 Minuten war hier alles abgesperrt“, erzählt ein Anwohner. „Ich war joggen und konnte nicht nach Hause. Meine Frau hat mich angerufen, weil sie Angst um mich hatte, als überall so viel Polizei war. Es war gespenstisch. Fünf oder sechs Mal hat es ,tak, tak, tak‘ gemacht.“

Tödliche Schüsse in Frankfurt-Rödelheim: „Drehen jetzt alle vor Weihnachten durch?“

„Ich hatte mein Auto innerhalb der Sperre stehen und konnte es nicht holen“, berichtet ein Kioskbetreiber. „Ich wollte die U-Bahn nehmen. Sie fuhr lange nicht. Die Strecke war gesperrt. Es war so kalt. Ich bin erst um halb eins nach Hause gekommen.“ Von der Tat selbst hatte er nichts gehört oder gesehen. „Plötzlich war überall Blaulicht und die Leute waren ganz aufgeregt. Schrecklich, was da passiert ist.“

Am Morgen nach den Schüssen wirkt die Gegend fast normal. Eltern bringen ihre Kinder an der Hand in die Kita, Männer und Frauen kratzen Eis von ihren Autoscheiben. Nur dort, wo nachts die Forensiker gearbeitet haben, ist ein gelber Pfeil vor einem roten Kreis auf den Asphalt gemalt. Eine Markierung der Polizei. „Drehen jetzt alle vor Weihnachten durch?“, fragt eine Frau im Supermarkt. „Man traut sich im Dunkeln ja gar nicht mehr vor die Tür.“ Es wird geredet im Stadtteil und spekuliert. Von Beziehungstat bis Clan-Kriminalität reichen die Gerüchte.

Mann in Frankfurt-Rödelheim erschossen: Ermittler sehen keinen Zusammenhang zu Praunheim-Schüssen

Viele Anwohner erinnern sich an vergangenen Montag, als in der Heerstraße in Praunheim ein 38-Jähriger erschossen wurde. Ebenfalls auf offener Straße. Die Polizei nahm den mutmaßlichen Schützen fest. Der 40-Jährige kam in Untersuchungshaft. Gegen ihn wird wegen des Verdachts auf Totschlag ermittelt. „Hoffentlich schnappen sie den Täter auch jetzt schnell“, hoffen die Rödelheimer. „Die kriegen ihn bestimmt“, muntern sie sich gegenseitig auf. Andere haben Zweifel. „Das scheint eine Montagsserie zu sein“, befürchtet ein Mann.

Nicht weit entfernt vom Tatort sind am Dienstagvormittag erneut Zoll und Polizei im Einsatz. Kurz vor der Ludwig-Landmann-Straße kontrollieren Beamte Fahrzeuge und Radfahrer auf Drogen und Schwarzarbeit. Auf einem mit Flatterband abgesperrten Gelände nehmen sie Autos und Transporter unter die Lupe. Beamte der Autobahnpolizei, der Fahrradstaffel, des Zolls und der Polizei sind bei dem Großaufgebot dabei. „Natürlich suchen wir auch nach weiteren Anhaltspunkten zu gestern Abend. Die Kontrolle war allerdings unabhängig von den Geschehnissen gestern Abend geplant“, erklärt ein Beamter.

Im Fall des getöteten 56-Jährigen hat mittlerweile die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen übernommen, sie hüllt sich aber weitgehend in Schweigen. Es sei „alles noch offen“, sagt eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Der Täter sei flüchtig, ein Tatmotiv nicht bekannt. Der erschossene 56-Jährige soll zuletzt in Rödelheim gewohnt haben, heißt es nur. Die Sorgen im Stadtteil spiegeln sich auch in den sozialen Medien wider. Natürlich gibt es auch Spekulationen, beide Taten, die von Praunheim und die von Rödelheim, könnten zusammenhängen. Doch es gebe, so die Staatsanwaltschaft, „überhaupt keine Anhaltspunkte für eine Verbindung“. (Sabine Schramek mit lhe und ote)

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