SPD will im Gallus mit "City Trees" die Luft filtern
Die SPD im Ortsbeirat 1 sieht Fahrverbote gegen umweltbelastende Dieselfahrzeuge nur als äußerstes Mittel. Stattdessen setzt sie auf die Luftreinigung durch Moos und Grünpflanzen und eine Förderung des Rad- und öffentlichen Personennahverkehrs.
Die Mainzer Landstraße gehört zu den Ein- und Ausfallstraßen, auf denen besonders viele Dieselfahrzeuge unterwegs sind, um die zahlreichen Baustellen in der Stadt zu beliefern. Und die Bebauung, die zwischen Opernplatz, Gallus und Europaviertel immer dichter wird, lässt kaum Platz für Bäume. Deshalb schlägt Anna Pause, Fraktionssprecherin der SPD (Innenstadt, Bahnhofsviertel, Gallus, Gutleut) einen sogenannten City Tree am Skyline Plaza vor: Statt eines echten Baums habe diese mit Moos begrünte Wand die Filterleistung von 275 Bäumen auf drei Quadratmetern.
Ergebnisse aus Stuttgart
Doch das Umweltdezernat hat Vorbehalte. Weil der Nutzen der Mooswände nicht gesichert sei, hat der Magistrat beschlossen, auf Erfahrungswerte aus anderen deutschen Großstädten zu warten. „Wir haben Messergebnisse aus Stuttgart angefordert, wo bereits ein Drittel einer 100 Meter langen Mooswand abgestorben sein soll“, sagt die Sprecherin des Umweltdezernats, Janina Steinkrüger.
Ein City Tree soll nach Recherchen des Umweltdezernats 0,8 Milligramm Kohlendioxid pro Quadratmeter binden, während ein Euro-5-Diesel 0,96 Milligramm pro Kilometer ausstoße. Bislang favorisiere das Umweltdezernat deshalb die sogenannten „Grünen Zimmer“: Das sind mit Pflanzen umrankte Container, an denen Holzbänke angebracht sind: Sie böten eine höhere Aufenthaltsqualität.
Pause fordert hier zu mehr Flexibilität auf: „Die Idee hinter beidem ist ähnlich. Es sollen Schadstoffe gefiltert, Lärm reduziert und die Temperatur in der unmittelbaren Umgebung gesenkt werden.“ Der wesentliche Unterschied sei, dass „Grüne Zimmer“ mehr Pflanzen beherbergen und deshalb mehr Fläche benötigen. Daher sollten sich beide Maßnahmen ergänzen: „Das „Grüne Zimmer“ kann an großen Plätzen die Aufenthaltsqualität verbessern, der City Tree wäre in der Nähe von stark befahrenen Straßen und Plätzen die erste Wahl“, sagt Pause. Denn Moose filterten besser als alle anderen Pflanzen Stickoxide aus der Luft.
Mehr Carsharing
Nur die Luft zu reinigen, reiche aber nicht, sagt Pause. Auch der öffentliche Nahverkehr müsse schneller ausgebaut werden. „Es kann nicht sein, dass sich die Bahnen im S-Bahntunnel stauen und Stadtteile wie das Gallus kaum noch Kapazitäten haben, um Menschen von A nach B zu transportieren.“ Pause fordert eine zweite S-Bahn-Station am Homburger Damm – der das Verkehrsdezernat allerdings wegen zu langer Wendezeiten bereits eine Absage erteilt hat. Zudem fordert Pause, die Radwege auszubauen. „Wenige Ampelphasen sind auf Radfahrer zugeschnitten, die Radwege sind häufig zugeparkt oder es sind gar keine abgegrenzten Wege erkennbar.“ Die Stadt müsse auch mehr Parkplätze für Carsharing schaffen. „Subventionen für Dieselfahrzeuge waren eine Fehlentscheidung. Nun muss die Automobilindustrie in die Pflicht genommen und mehr in Elektromobilität investiert werden.“