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Windpark Frankfurt könnte früher Realität werden als gedacht

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Von: Dennis Pfeiffer-Goldmann

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Im Norden von Frankfurt soll der Windpark von vier auf sieben Windräder anwachsen. Das könnte nun relativ schnell gehen.

Frankfurt/Karben – Die Flugsicherung will 2024 den Weg freimachen für den Windpark im Norden Frankfurts - ein Jahr früher als vom Bund gefordert. Das hat die Bundesbehörde vor einigen Tagen angekündigt. Der kommunale Energieversorger Mainova steht schon in den Startlöchern und die Bürger vor Ort ebenfalls.

Sieben statt bisher vier Windräder sollen sich nach dem Willen der Mainova im Norden drehen - dort, wo am zugigen Schäferköppel Frankfurt, Karben und Bad Homburg aufeinander treffen. Die alten Windräder, 100 bis 150 Meter hoch, stehen auf Karbener Gebiet nur wenige Meter von der Frankfurter Stadtgrenze, die ältesten seit 20 Jahren. Drei der Anlagen will die Mainova durch neue ersetzen. Zudem sollen drei weitere entstehen, dann auch auf Frankfurter Grund. Die Anlagen werden mit Rotoren 246 Meter hoch und mit fünf Megawatt viel leistungsfähiger als die alten.

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Das 34 Hektar große Gebiet ist schon lange als Windvorrangfläche in der Regionalplanung hinterlegt. Dennoch liegt das Projekt seit 2014 auf Eis: Die Flugsicherung sagt Nein. Zu nahe liegt ihr Drehfunkfeuer Metro, unweit des Wetterau-Dörfchens Bönstadt, Teil der Stadt Niddatal. Das Drehfunkfeuer ermöglicht Piloten die Navigation bei Starts und Landungen am Frankfurter Flughafen. Windräder können die Signale ablenken. Deshalb haben die Anlagen einen 15-Kilometer-Schutzradius, in dem Windräder nur mit Okay der Deutschen Flugsicherung (DFS) gebaut werden dürfen. Im Umfeld von Metro gibt es aber schon zu viele Rotoren, das Risiko von Störungen ist zu groß. Neue Anlagen: unmöglich.

Diese vier Windräder drehen sich an der Stadtgrenze von Frankfurt und Karben: zwei seit 2002, zwei seit 2009. Nach zehn Jahren Widerstand der Flugsicherung könnte der Windpark nun auf sieben Rotoren anwachsen.
Diese vier Windräder drehen sich an der Stadtgrenze von Frankfurt und Karben: zwei seit 2002, zwei seit 2009. Nach zehn Jahren Widerstand der Flugsicherung könnte der Windpark nun auf sieben Rotoren anwachsen. © Pfeiffer-Goldmann, Dennis

Mainova wartet auf Start: Windpark Frankfurt

Die Lösung: Werden analoge Drehfunkfeuer durch digitale ersetzt, kann der Anlagenschutzbereich auf sieben Kilometer reduziert werden. Und die Frankfurter Windräder liegen rund 10,5 bis elf Kilometer weg von Metro. Da die Technikumrüstung viele Windkraftstandorte in ganz Deutschland möglich macht, brachte schon der vorige Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) ein Förderprogramm auf den Weg. Nachfolger Robert Habeck (Grüne) gab es dieses Frühjahr frei.

Nun nennt die Flugsicherung die konkreten Termine fürs Umsetzen. Der liegt mit 2024 ein Jahr vor der vom Bund geforderten Zielmarke. „Wir wollen natürlich ermöglichen, dass mehr Windkraft gebaut werden kann“, erklärt DFS-Sprecherin Kristina Kelek. Mainova-Sprecher Sven Birgmeier betont: „Wir warten darauf, dass wir loslegen können.“

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Allerdings treten beide auf die Euphorie-Bremse. „Es hängen noch Fragezeichen daran“, sagt Birgmeier. Denn ob der Schutzbereich tatsächlich wie vorgesehen reduziert werden kann, werde sich erst nach dem Umbau zeigen, erklärt die DFS-Sprecherin. Dann wird die Flugsicherung die neue Situation vermessen. Es könne ja sein, dass in der Zwischenzeit gebaute Gebäude zu so starken Störungen führten, dass die Verkleinerung nicht im geplanten Umfang möglich sei. „Das ist eine Einzelfallprüfung“, betont Kristina Kelek. Diese müsse man zunächst abwarten, sagt Mainova-Sprecher Birgmeier. „Danach wissen wir mehr.“

Vor Ort warten die Menschen allerdings ungeduldig auf die Windräder. „Wir freuen uns, wenn es endlich mal vorangehen kann“, sagt Yannik Schwander (CDU), Ortsvorsteher von Nieder-Erlenbach. Die Meinung dazu sei „sehr klar im Ort“. Schon mehrfach hat sich der Ortsbeirat über die Jahre einmütig für den Bau ausgesprochen, zumal Anwohner über ein Bürgerwindrad an den Erträgen beteiligt werden sollen.

Nieder-Erlenbach: Bevölkerung wartet auf den Windpark Frankfurt

Die breite Zustimmung liege auch daran, dass der „Standort unkompliziert“ sei, sagt Schwander. „Dort stehen ja schon Windräder, und jedes Windrad mehr nutzt erheblich auch mit Blick auf die Versorgungssicherheit.“ Schließlich produziert jede der fünf-Megawatt-Anlagen rechnerisch genug Strom für 6000 Haushalte.

Auch die Koalition aus Grünen, SPD, FDP und Volt im Römer freut sich darüber, „dass das Problem vom Tisch ist“, erklärt der umweltpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Thomas Schlimme. „Jetzt geht es darum, das so schnell umzusetzen, wie es geht.“ Der Windpark werde zwar nur eine Ergänzung beim Frankfurter Strommix, da die Solarenergie in der Stadt aufgrund der Lage weit im Binnenland grundsätzlich mehr Potenzial biete. „Aber je mehr Windenergie, desto besser.“

Umweltschutz-Urgestein: Windpark Frankfurt ist wichtiger Beitrag gegen Klimawandel

Dem oft von Gegnern gebrachte Vorwurf, wonach Naturschutz gegen die Anlagen spreche und die Anlagen Vögeln extrem schadeten, stimme nicht, erläutert Thomas Schlimme. „Die Zahl der Rotmilane in Deutschland nimmt ja sogar zu, obwohl mehr Windräder gebaut werden.“ Zu allem aber sei das sich verändernde Klima „das viel größere Problem“, mahnt der Grünen-Stadtverordnete. „Jedes Windrad ist ein kleiner Beitrag gegen den Klimawandel.“ (Dennis Pfeiffer-Goldmann)

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