Wir müssen draußen bleiben: Schafe sind im Europagarten unerwünscht

Schafe sind im Europagarten in Frankfurt unerwünscht - man befürchtet eine Überweidung.
Frankfurt - Schafe blöken, hinterlassen Unmengen an kleinen Kotkügelchen und sie riechen auch etwas streng. Deshalb rümpfte der ein oder andere Bewohner im Europaviertel wohl die Nase, als er davon gehörte, dass der zuständige Ortsbeirat 1 die Flächen am liebsten einem Schäfer mit seiner Herde zur Verfügung stellen wollte. Daraus wird allerdings nichts, der Vorschlag ist vom Tisch. In einer aktuellen Stellungnahme teilt der Magistrat jetzt mit, dass die Rasenflächen nicht als Schafweide zu nutzen sind.
„Schafe grasen bevorzugt schnellwachsende, nährstoffreiche Pflanzen ab: Beides konnte im Europagarten bisher nicht beobachtet werden“, heißt es da. Und weiter: „Eine Überweidung der Vegetation bis zur dauerhaften Schädigung der Grasnarbe ist bereits nach kürzester Zeit zu befürchten.“ Mädchen und Jungen hätten sicher ihre Freude an den Tieren gehabt. Und sie hätten etwas über Tierhaltung lernen können. Das war auch mit ein Grund, warum der Kinderbeauftragte Dirk Schneider ursprünglich den Vorschlag geäußert hatte, Schafe grasen zu lassen. Falko Görres („Die Partei“) griff die Idee nochmals auf und machte Werbung für die „tierischen Rasenmäher“. Doch das half schließlich auch nicht, der Magistrat wollte nach dem jahrelangen Rechtsstreit, in dessen Zuge der Europagarten nicht genutzt werden konnte und mit einem Bauzaun abgesperrt war, nichts riskieren.
Schafe sind im Europagarten in Frankfurt unerwünscht
Ursprünglich hätte die Grünanlage bereits vor mehr als drei Jahren eröffnet werden sollen. Weil der Untergrund angeblich fehlerhaft angelegt wurde und deshalb Rasen und Bäume sich nicht richtig entwickelten, klagte die Stadt. Nach langem Hin und Her einigte man sich schließlich mit den beteiligten Firmen August Fichter und Aurelis Real Estate auf einen außergerichtlichen Vergleich. Im Dezember wurde dann die vier Hektar große Fläche für die Öffentlichkeit freigegeben.
Damit beginnt für die Stadt Frankfurt allerdings erst die Arbeit. Denn der Europagarten bleibt eine Baustelle. Schätzungsweise sieben Millionen Euro müssen investiert werden, damit die Grünanlage zukunftsfähig wird. Die Arbeiten sollen Ende des Jahres beginnen. Sorgenkinder sind vor allem die Bäume entlang der Promenaden. Sie sind so gut wie nicht gewachsen, haben Stammschäden und drohen abzusterben. Etwas vitaler sind zwar die Bäume auf den Rasenflächen, doch auch sie sind recht mickrig.
Die Entwicklungschancen der Bäume werden eher als gering eingestuft. Aufschluss soll eine Bodenuntersuchung geben. Die Ergebnisse, so die Hoffnung, könnten auch Erkenntnisse liefern, wie sich bei Regen Pfützen in den Senken verhindert lassen.
Promenade in Frankfurt zurückbauen
Bei der angestrebten Sanierung des Europagartens ist laut Magistrat der Klimawandel zu berücksichtigen. So sollen die großzügigen Promenade und Wege zugunsten von mehr Grün und Vegetation zurückgebaut werden. Pflege- und wasserintensive Rasenflächen sollen in resiliente Wiesen umgewandelt werden. Zudem sei beabsichtigt, auf den zentralen Grünflächen Bäume zu pflanzen. Das hat gleich zwei Vorteile: Die Bäume spenden Mensch und Rasen Schatten, was die Aufenthaltsqualität deutlich verbessert. Um sicherzugehen, dass die richtigen Bäume gepflanzt werden, wurden Bodenproben entnommen, die Untersuchung des Erdreichs ist noch nicht abgeschlossen.
Eine zeitgemäße Gestaltung des Europagartens ist aus Sicht des Fachamts zwingend notwendig. Im Hinblick auf den Klimawandel wird es als sinnvoll erachtet, die breiten Wegeflächen der Promenaden zugunsten von Vegetationsflächen deutlich zu reduzieren und zusätzlich Bäume zur Beschattung in die Rasenfläche zu pflanzen.
Die Umgestaltung des Europagartens wird laut Magistrat derzeit in Zusammenarbeit mit dem Berliner Büro Relais Landschaftsarchitekten erarbeitet. Das Büro hatte im Jahr 2009 den Wettbewerb für die Gestaltung der Grünanlage gewonnen. Es habe ein großes Interesse daran, den Europagarten gemäß seiner ursprünglichen Zielsetzung als funktionierende Grünanlage weiterzuentwickeln. (Matthias Bittner)