Wo die Mühle einst klapperte

Heimatverein erinnert an altes Mahlwerk
Jeder Stadtteil hat Geschichte. Aber nicht immer ist sie sichtbar. Wie etwa die Rödelheimer Mühle, die erstmals im Mittelalter im Jahr 791 urkundlich eine Erwähnung fand. Sie stand unweit der heutigen evangelischen St. Cyriakuskirche. Alte Mühlsteine, die dort aufgestellt liegen, erinnern an den Ort und die Funktion der Mühle, in der das Korn, das einst auf den Feldern wuchs, mit Wasserkraft gemahlen wurde.
Über 1200 Jahre Geschichte
1944 wurde die Mühle, die sich seit 1909 im städtischen Besitz befand, zerstört. Ihre Ruinen wurden 1966 abgebrochen. Seitdem sind die Mühlsteine, die nach dem Zweiten Weltkrieg wiedergefunden und an ihrem heutigen Platz aufgestellt wurden, der einzig sichtbare Beweis dafür, dass Rödelheim über fast 1200 Jahre hinweg eine Mühle hatte.
Einer, der sich mit der Geschichte des Stadtteils bestens auskennt, ist Dr. Armin Kroneisen. Er ist Vorsitzender des 1989 gegründeten Heimat- und Geschichtsvereins und möchte zusammen mit seinen Mitstreitern bedeutende Orte aus der Historie des Stadtteils sichtbar machen. So wie es ihm schon beim Rödelheimer Schloss und der Synagoge gelang. Nun soll das Mahlhaus der Mühle folgen. Das Projekt steckt noch in den Kinderschuhen, denn der Geschichtsverein sucht nach Ideen, die auch finanzierbar sind. Bei seiner Suche hat Kroneisen Kontakt zur Hochschule Rhein-Main in Wiesbaden und Professorin Corinna Rohn aufgenommen, Dekanin für Architektur und Bauingenieurwesen. Eine ihrer Studentinnen plant, für ihre Abschlussarbeit über die Rödelheimer Mühle zu forschen. "Wir erhoffen uns hiervon Anregungen", sagt Kroneisen.
Die Geschichte der Mühle hat der Verein bereits in einer Dokumentation zusammengefasst und dazu eine Publikation herausgebracht. Die ersten Kontakte zu den zuständigen Ämtern wurden ebenfalls geknüpft. Kroneisen erzählt, dass das für das Projekt vorgesehene Gelände im städtischen Eigentum steht. Grundsätzlich solle das alte Mahlhaus in seiner Originalgröße und -höhe stellvertretend für den gesamten Komplex, zu dem auch Wirtschaftsgebäude zählten, sichtbar gemacht werden. Die Herausforderung dabei sei, dass das einstige Mühlengebäude eine Höhe von rund 20 Metern hatte.
"Eine Idee ist eine Eisenkonstruktion", sagt Kroneisen. Dabei müsse aber geklärt werden, von welchem städtischen Amt das Gestell später gepflegt werde. Auch ein Bronzemodell der gesamten Mühlenanlage soll es nach Möglichkeit geben. Hierfür rechnet der Verein mit 8000 Euro.
Anlage kostet 100 000 Euro
Für die Gestaltung der Gesamtanlage schätzt Kroneisen die Kosten auf 70 000 bis 100 000 Euro, die, wie schon bei den vorangegangenen Projekten, durch Spenden aus der Bevölkerung und durch Fördergelder finanziert werden sollen. Alexandra Flieth