Wo die Plastiktüte in Frankfurt weiterlebt

Vom 1. Januar gilt das Plastiktüten-Verbot. Wie laufen die Vorbereitungen? Ein Besuch auf dem dem Konsti-Markt.
Frankfurt -Auf dem Erzeugermarkt auf der Konstablerwache gibt es alles, was frisch ist und schmeckt. Jeden Donnerstag und Samstag genießen die Frankfurter das kunterbunte Angebot an den Ständen, die Eier und Gemüse, Obst und Fleisch, Geflügel und Brot, Wein, Grill- und Milchprodukte und Blumen anbieten. Kunden mit Akten- und Handtaschen kommen aus Büros, Kunden mit Stoffbeuteln oder rollenden Einkaufswagen aus anderen Stadtteilen, um sich aus den Bergen mit Grünkohl, dicken Kürbissen oder Rüben, Äpfeln und Salaten das Schönste auszusuchen.
Bei Bauer Rück aus der Wetterau ist die Auswahl an Verpackungsmöglichkeiten fast so bunt wie sein Angebot. "Ja, man sollte wegkommen vom Plastik", sagt Bernd Rück. "Die Plastiktüten, die noch da sind, kann man doch nicht einfach vernichten. Das ist ja noch schlimmer", sagt er und erzählt von einer Kundin, die vor zwei Wochen mit einer Tüte gekommen sei, die er vor fünf Jahren mit Eigenwerbung auf dem Markt in Altenstadt mitgegeben hat. "Die hält immer noch und wird weiterverwendet."
"Nasser Feldsalat in Papier? Das hält nicht"
"Packen Sie mal nassen Feldsalat in Papier. Das hält nicht", erklärt er und erzählt von einem Selbstversuch mit seinen Biotüten aus Plastik. "Eine habe ich vor Ewigkeiten mit in den Kompost getan. Es tut sich nichts." Er packt Kartoffeln und Gemüse so ein, wie der Kunde es wünscht. In Papier, in dünne und dicke Plastiktüten, in Stoffbeutel und in selbst mitgebrachte Behältnisse. "Das ist natürlich die beste Lösung für alle, aber hier im Stadtzentrum läuft halt nicht jeder mit einem Korb rum. Wenn Tüten etwas kosten, werden sie auch weiter benutzt", weiß Rück aus Erfahrung.
Bei Berger ein paar Meter weiter gibt es für Brot, Kuchen, Eier und Gemüse nur noch Papier- und Bio-Plastiktüten. "Wir probieren, was möglich ist", sagt Inhaberin Heike Berger. "Aber das ist richtig teuer. Uns kostet die Tüte im Einkauf schon 20 Cent." Der Betrieb aus Bruchköbel setzt sich ein für die Umwelt. "Dort ist Verpackung kein Problem, weil fast alle Kunden Hausfrauen sind, die ihre eigenen Sachen zum Verpacken mitbringen. Da ist es ganz normal. In der Stadt ist die Kundschaft anders als auf dem Land", sagt sie und erzählt stolz, dass die Verpackung ihres Handkäs' kompostierbar ist. "Aber auch da kostet jede Verpackung schon im Einkauf 18 Cent." Sie ist sicher, dass die Kunden die Preise für die neuen Tüten und Verpackungen wissen müssen. "Dann gehen sie auch anders damit um und verwenden alles mehrfach."
Junge Leute kommen mit Tupperdosen, ältere mit Stofftaschen
Immer wieder tauchen junge Kunden auf, die aus großen Rucksäcken Tupperdosen hervorzaubern und sich Kuchen, Käse und andere Leckereien dort hineinpacken lassen. "Da geht nichts kaputt, man kann es stapeln und schnell auswaschen", sagt eine Frau. Ältere Damen ziehen Wägelchen hinter sich her, andere fischen Stoffbeutel oder Plastiktüten von früheren Einkäufen aus Manteltaschen und lassen ihre Sachen darin einpacken. An allen Ständen gibt es Tüten für die, die nichts Eigenes dabei haben. Vor allem dort, wo viel Nasses und Schweres verkauft wird, hängen auch noch Restbestände dickerer Plastiktüten. "Im Stoffbeutel tropft es, Papier zerreißt und zerstört den Regenwald und dünne Tüten halten keine fünf Kilo Kartoffeln oder Äpfel", heißt es.
Bei Rainer Schecker sind kaum Tüten nötig. "Grüne-Soße-Kräuter sind schon in Papier verpackt, andere Kräuter werden auch in Papier gewickelt. Bei Suppengläsern ist es besser, wenn die Leute Körbe wie früher mitbringen", sagt er. "Da kann man stapeln, es zerbricht nichts und es fällt nichts um." Einige stöhnen über die Umsetzung des Plastiktütenverbots. Auch Rück wundert sich. "Hergestellt werden darf und wird es. Da greift die Politik nicht ein. Dabei wäre es einfach. Was es nicht gibt, kann auch nicht gekauft werden." (Sabine Schramek)