Wo im Garten die Hoffnung blüht

Gleichnamige Gemeinde sucht noch Mitstreiter mit Herz und grünem Daumen
Während der Mangold bereits üppig austreibt, sprießen die Radieschen zwei Hochbeete weiter noch als zarte Pflänzchen. „Wir sind wetterbedingt etwas verspätet dran. Aber wir werden sie bei unserer Gemeindeversammlung am 2. Juli nach dem Gottesdienst verkosten können“, hofft Lydia Schilchegger, Kirchenvorsteherin der Hoffnungsgemeinde. Bei dieser Versammlung wird es um die Zusammenarbeit mit evangelischen Nachbargemeinden und die Neubaupläne für die Kirche gehen.
Drei einsame Hochbeete
Jakob (9) und Ronja (7), Sohn und Tochter von Pfarrerin Annegreth Schilling, blicken jedenfalls gespannt und voller Vorfreude auf den Mangold: Denn im Innenhof zwischen Matthäuskirche und altem Pfarrhaus entsteht seit Ende Mai der Hoffnungsgarten. Noch stehen die drei Hochbeete etwas einsam neben der Schotterfläche, aus der erste Gräser sprießen, während die Pfarrerin das Beet am Pfarrgarten für Rosen und Hortensien herrichtet.
„Wir wollten ursprünglich schon im März anfangen, doch es war einfach noch zu kalt und regnerisch“, sagt Schilchegger. Inzwischen ist es zwar sehr warm geworden, doch das Hochbeet mit den Tomaten wird trotzdem noch mit Plastikfolie geschützt. Etwas weiter ist da schon der Salat, während die kleinen Paprikapflänzchen noch einige Aufmerksamkeit und Fürsorge brauchen. Doch die Hoffnung in diesem Garten liegt nicht nur auf der Ernte.
„Wichtig ist, dass wir mit dem Gartenprojekt in die Nachbarschaft gehen, uns den Menschen öffnen und sie einladen, hier mitzumachen und auch neue menschliche Kontakte zu knüpfen“, sagt Pfarrerin Schilling. „Ich bin inzwischen alleinstehend und möchte hier neue Leute kennenlernen, mit denen ich etwas Schöpferisches gestalten und mich einbringen kann“, berichtet etwa Rolf Maass. Und er bringt Erfahrung mit: „Ich habe schon 1989 bei der Bundesgartenschau in Frankfurt mitgearbeitet.“
„Es ist schön, hier auch für die Kinder etwas zu pflanzen und die Natur in die Stadt zu bringen“, ergänzt Rita Kaminski. Sie wünscht sich vor allem Sonnenblumen, Tulpen und Himbeeren. „Wir schaffen kleine Oasen, bewahren die Schöpfung und erfreuen uns an der Gemeinschaft, mit der wir auch teilen“, stellt Anke Wessel fest, die als Gast kommt und mithilft.
Rund fünf Helferinnen und Helfer bilden den Kern des Projekts, weiterer Zulauf ist sehr erwünscht.
Der Hoffnungsgarten im Innenhof geht zurück auf den alten Pfarrgarten, den es schon bei der 1905 eingeweihten Matthäuskirche gab.
Alle nur auf Zeit
Alle sind sich klar darüber, dass diese Idee nur auf Zeit wiederbelebt wird: Denn in ein paar Jahren wird sich in das Gelände in eine Großbaustelle verwandeln, die neue Kirche soll dann Hoffnungskirche heißen. „Aber wir gehen davon aus, dann wieder Platz für einen Garten mit Beeten zu finden oder einige Pflanzen vorher ausgraben und in benachbarte Gartenprojekte umsiedeln zu können“, sagt Schilchegger. Bis vergangenen Herbst standen im Innenhof noch Container der Krabbelstube Rahel des Diakonischen Werks Frankfurt.
Für die Bepflanzung und Begrünung der rund 100 Quadratmeter großen Fläche verfügt die Gemeinde vorerst über einen Etat von 3000 Euro. Die Gartenfreunde der Gemeinde holen sich bislang viele Tipps aus dem Internet und durch Gleichgesinnte, die eigene Erfahrungen vom heimischen Balkon beisteuern.
„Wir sind auch mit benachbarten Projekten wie den Gallus-Gärten im Austausch“, sagt Schilchegger. „Wir lernen auch viel durch Ausprobieren und eigene Erfahrungen. Wir sind nicht perfekt, wir machen auch mal Fehler, aber wir entwickeln uns weiter.“ Und was besonders wichtig sei: „Der Lerneffekt für unsere Kinder, die begeistert Erde schaufeln, säen, pflanzen und auf diesem Weg mitbekommen, woher Obst, Gemüse und Salat kommen, die sie sonst nur aus dem Supermarkt kennen.“
Gernot Gottwals
Einfach mitmachen
Wer sich der Gartengruppe anschließen will, kann jeden Montag ab 15.30 Uhr mithelfen. Weitere Informationen unter hoffnungsgarten@ev-hoffnungsgemeinde.de