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Wo in Bernem die Musik spielt

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Ganz Dur gestimmt: Die Band am Hohen Brunnen überzeugt die Zuhörer. Später wurden es noch mehr. FOTOs: rainer rüffer
Ganz Dur gestimmt: Die Band am Hohen Brunnen überzeugt die Zuhörer. Später wurden es noch mehr. FOTOs: rainer rüffer © rüffer

Abendlicher Regen macht dem Kerwe-Programm zu schaffen

Axel Heilmann bleibt auch vor dem heißen Grillrost cool. Dass sich am Bernemer Mittwoch zur späteren Nachmittagszeit noch nicht allzu viele Menschen auf dem Fünffingerplätzchen tummeln und die meisten Plätze auf den Bierbänken noch frei sind, bereitet dem Präsidenten der Frankfurter Karnevalgesellschaft „Die Eulen“ keine Sorgen. Bis 16 Uhr spazierten vor allem Eltern mit Kinderwagen vorbei, erst eine Stunde später kämen nach und nach die Berufstätigen dazu, weiß Heilmann aus Erfahrung. Auch deshalb sei die spätere Schicht am eigenen Wagen, in dem es Bratwurst, Steaks und kühle Getränke gibt, mit acht und nicht mehr nur mit fünf Ehrenamtlichen besetzt.

Drei Jahre war Pause

Während der Sommerferien, in die das nach drei Jahren pandemiebedingter Pause wiedererweckte Straßenfest diesmal fällt, sei immer etwas weniger los, bestätigt Dominik Müller, der seine Premierenauflage als Vorsitzender der veranstaltenden Bernemer Kerwe Gesellschaft erlebt. Insgesamt sei er mit den Festtagen, die am Abend traditionell mit der Lisbeth-Bestattung zu Ende gehen sollen, und der Resonanz darauf sehr zufrieden. „Die Leute hatten Spaß“, sagt Müller.

Dass der Bernemer Mittwoch, der 2022 anders als die Kerb selbst noch ausgefallen war, weil Müller und seinen Kollegen die Lage nach der Corona-Krise zu unsicher war, weiter die Menschen im Stadtteil zusammenbringen kann, sei keine Selbstverständlichkeit. Die Kerwe Gesellschaft ist mehr denn je auf die Zuschüsse von Stadt und Land angewiesen, die sich zusammen mit einer Sondergabe des Ortsbeirates 4 in diesem Jahr auf etwa 15 000 Euro beliefen, sowie das Geld von „zwei, drei Großsponsoren“, von denen zumindest einer sein Engagement wirtschaftsbedingt etwas zurückgefahren habe.

„Die Kosten sind extrem gestiegen“, sagt Müller, um etwa 30 bis 40 Prozent bei den Dienstleistern. Die Standmieten wurden erhöht, um für Ausgleich zu sorgen. In der Folge hätten sich einige kleinere Vereine zurückgezogen, für die sich der Aufwand nicht lohne. „Wir konnten nicht mehr alle Stände besetzen“, sagt Müller.

Dazu kommt, dass die Gastronomie in den vergangenen Jahren über immer mehr Außensitze verfügen und dort eigene Angebote aufbaue. Nur „einige löbliche Ausnahmen“ zahlten laut Müller trotzdem Standgebühr oder spendeten etwas an die Kerwe Gesellschaft. „Der normale Besucher nimmt nicht wahr“, was zur Kerb gehört und was nicht.

Zu den positiven Entwicklungen zähle das eigene Vereinsleben. Es gebe wieder einen Trupp jüngerer Mitglieder bis Anfang 30, die weitere Altersgenossen anlockten. Allein vier Neue hätten sich während der Kerb angemeldet. „Sie merken, dass Mitglied zu sein nicht heißt, nur zwei Wochen lang zu schuften“, sagt Müller mit Blick auf die eigene Festzeit. Gemeinsam besuche man die Kollegen in Kalbach oder Harheim bei ihren Jahreshöhepunkten. Zudem wurde ein sogenannter LDMS-, Lass-dich-mal-sehen-Tag eingeführt. An diesem wird einmal im Monat etwas zusammen unternommen, der Zoo besucht oder gekegelt.

Kühle Köstlichkeiten

Mareike und Janine genießen mit ihrem pastellgrünen Eis-Mobil, einem Anhänger, aus dem heraus sie über eine Glastheke hinweg vor der Kirchnerschule kühle Köstlichkeiten servieren, Seltenheitswert. Denn sie feiern ihr Debüt am Bernemer Mittwoch, sind Neuzugang inmitten gewohnter Anbieter. Aus Limburg stammend und noch nicht lange auf dem Markt, seien sie am „Rumprobieren“, bei welchen Veranstaltungen es sich zu etablieren lohnt. In Frankfurt waren sie schon beim World Club Dome und am Samstag beim großen Festzug dabei. „Frankfurt funktioniert super“, sagt Janine, auch wenn sie um diese Zeit ebenfalls noch wenige Kunden zählt, die sich für die „natürlich schmeckenden“ Produkte aus Nuss- oder Kokosmilch begeistern.

Drei Stunden später hat sich das Bild deutlich gewandelt, finden sich kaum mehr Sitzmöglichkeiten rund um das Fünffingerplätzchen, und die Berger Straße ist voller Menschen, die das warme Wetter auskosten.

Bis gegen 20.30 Uhr plötzlich der große Regen kommt und dem Kerwe-Programm zu schaffen macht. Schön war es bis dahin trotzdem. Katja Sturm

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