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Wo Sternen-Krieger auf Manga-Prinzessinnen treffen

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Von: Sabine Schramek

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"Seid ihr echt?" Mutig stellt sich dieser Bub den martialischen Starship-Troopern entgegen. Schließlich hat er Rückendeckung von
"Seid ihr echt?" Mutig stellt sich dieser Bub den martialischen Starship-Troopern entgegen. Schließlich hat er Rückendeckung von R2-D2 und seiner großen Schwester. FOTO: rainer rüffer © rüffer

Beim Cos-Day im Nordwestzentrum wird Comic-Phantasie zur bunten Wirklichkeit

Ein Einkaufszentrum, in dem zwischen Wochenendbummlern Star Wars Krieger, Außerirdische, Einhörner, Feen und skurrile Fabelwesen wuseln, lässt an Fastnacht denken. Mitten im Sommer muss es aber etwas anderes sein. Es wirkt auf den ersten Blick wie der Einmarsch gefährlicher und putzig-süßer Aliens, die die Macht übernehmen wollen, aber Polizisten bleiben entspannt und grinsen leicht beim Anblick von gigantischen Schwertern und blinkenden Laserwaffen, die da präsentiert werden.

Cos-Days heißen die zwei Tage, die seit 2013 Tausende in die Ladengalerie locken, um die merkwürdigen Gestalten zu bewundern, die friedlich Phantasiewelten ein Stück in die Realität holen. Ursprünglich auf japanische Mangas, Animes, Comics und Filme beschränkt, hüpfen, stelzen, laufen und robotern längst Figuren aus aller Welt durch Gänge und Geschäfte.

"Wie atmest Du denn?", fragt eine Frau den dicken Mäuserich Gunnar im grauen Anzug mit schwarzen Fellpfoten und Füßen und großen grünen Augen im riesigen Mäusemaskengesicht. Eine sanfte Stimme antwortet lachend: "Ich habe einen Ventilator unter der Maske." Seit 2003 ist er Fan des Cos-Plays, hat das gesamte Kostüm selbst geschneidert und mehr als 2000 Euro in seinen Aufzug investiert.

Huacheng und Xielian aus Mannheim sind einem chinesischen Drama entsprungen und überglücklich, dass nach drei Jahren Pause endlich wieder ein Cos-Day ist, um sich zu verkleiden und haargenau so auszusehen, wie die Figuren ihres Vorbilds. Sie sind seit 2010 und 2012 dabei und über das Lesen von Mangas dazugekommen. Huacheng, als sie Anime-Veranstaltungen besucht hat und sie "einfach toll" fand und Xielian, weil ihre Mutter wollte, "dass ich mir Freunde und ein Hobby suche". Sie kichert. "Jetzt weiß meine Mutter, wo ich bin und die Cos-Play-Szene ist auch ziemlich nicht-alkoholisch".

Im Titus-Zentrum schwappt es förmlich über von wildesten Gestalten. Dazwischen Verkaufsstände mit Hunderten von Manga-Stofftieren, Schwertern, Masken, Perücken und allem, was das Cos-Play-Herz begehrt. Von Essstäbchen bis zum Rucksack, der mit blinkenden Katzengesichtern lächelt und Regenbogen spuckt. Ein Café bietet nicht nur Donuts und Kuchen an, sondern auch Maids vom Maido no Kisetsu Maidcafé. In kessen Serviererinnen-Kostümen, in denen die Mädchen kurz vorher zu japanischen Liedern auf der Bühne getanzt haben, unterhalten sie jetzt am Tisch ganz japanisch Katzen, Kämpfer und andere Gleichgesinnte.

Fotos, Kuchen und viel Eistee

Lini ist glücklich. "Es sind traditionelle Tischgespräche zu allen Themen und die Leute lieben das. Man redet, spielt zusammen und macht Fotos bei Kuchen und eiskaltem Eistee. Alles, was sie organisiert hat, ist ehrenamtlich "und mega schön". Mehr als 30 Minuten dürfen die Tischgäste nicht bleiben, weil so viele warten, die auch in den Genuss der Tischdamen kommen wollen.

So verspielt das Cos-Play ist, das aus dem englischen Kofferwort Kostüm und Spiel entstanden ist, so groß ist der Hype auf alles, was zum Thema käuflich zu erwerben ist. Schminke, Kostüme, Mini-Figuren, Kostüme und Requisiten sind unendlich. Michael vom Figurenshop24 zeigt Star Wars-Helme und eine riesige Waffe in einem edlen Pappkarton. 150 Euro kostet sie. "Die Nachfrage ist richtig groß", sagt er. "Durch Corona ist die Lust am Leben einer anderen Figur sogar noch größer geworden." Vorher seien auch viele Flittersachen gelaufen, jetzt werde mehr Wert auf richtig gute Qualität gelegt. Ob Batman, Transformer oder Anime - alles sei so gefragt wie nie. Die Besucher, die ohne Cos-Play Hintergrund zum Shoppen im Nordwestzentrum sind, bewundern die Kostümierten. Selfies mit Manga-Prinzessinnen, Aliens, Sturmtrupplern und Pokémon-Trainern sind der Hit.

Ob Kinder, Eltern oder Großeltern, jeder zückt irgendwann das Handy oder möchte "mal anfassen". Die fabelhaft Verkleideten freuen sich darüber. Egal, wie heiß es unter den dicken Perücken, Panzern oder Fellköpfen ist, sie möchten keinen Moment darauf verzichten. Lini weiß, dass es "schön ist zu träumen und noch schöner, sein eigenes Ich eine Zeitlang in ein völlig anderes Wesen zu verwandeln".

SABINE SCHRAMEK

Beste Freundinnen. FOTO: rüffer
Beste Freundinnen. © rüffer

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