Mehr als 100.000 Fahrgäste pro Tag betroffen: Drei U-Bahn-Linien in Frankfurt wochenlang unterbrochen

Das trifft mehr als 100.000 Fahrgäste – am Tag! Wochenlang stehen bald die Frankfurter U4, U5 und U6 wegen Bauarbeiten still. Auch eine Straßenbahnlinie trifft es.
Frankfurt – Auf den wichtigsten U-Bahnlinien kommt es bald zu teils langen Ausfällen. Während der gesamten Sommerferien müssen die U4, U5, U6 und Tram 11 aussetzen.
Größter „Brocken“ der diesjährigen Bauarbeiten im lokalen Schienennetz seien laut der Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) die Arbeiten im Tunnel der B-Strecke, die in den Sommerferien den Betrieb von U4 und U5 „beeinträchtigen“. Eine Untertreibung: Vom 22. Juli bis 4. September fährt die U4 gar nicht, die U5 nur zwischen Preungesheim und der Haltestelle Marbachweg/Sozialzentrum in Eckenheim.
Straßenbahnen in der Frankfurter Innenstadt als Ersatz für die U4
Die Folgen dürften drastisch sein, denn in keiner anderen Linie sind mehr Fahrgäste unterwegs als in der U4: täglich an die 100 000 zwischen Konstablerwache und Merianplatz. Die U4-Fahrgäste sollen auf die Straßenbahnlinien 12 und 16 ausweichen, bei denen es Zusatzfahrten zwischen Hauptbahnhof Frankfurt und Eissporthalle sowie zwischen Hauptbahnhof und Ginnheim gibt. Statt der U5 fahren Ersatzbusse zwischen Konstablerwache und Eckenheim. Auch sollen U6 und U7 mit längeren Bahnen und eventuell öfter rollen.
Während der sechswöchigen Sperrung will die VGF unter anderem „erste Arbeiten zur Umrüstung der Strecke auf das neue Digital Train-Control-System Frankfurt“ erledigen, erklärt die VGF. Das DTC-System ist eine digitale Zugkontrolle, die Signale ablösen soll - bis 2031 im gesamten Netz mit allen neun U-Bahn- und allen zehn Straßenbahnlinien.
Frankfurt: U-Bahnen fahren nach der Sperrung mit erhöhter Frequenz
Mit der DTC tauschen Fahrzeuge und Strecke in Echtzeit direkte Meldungen aus. Der Vorteil: Bahnen können in kürzeren Abständen hintereinander fahren, nämlich im Bremsabstand. So erhöht sich die Kapazität der Strecken um ein Viertel - ohne dass dafür teuer und aufwändig Strecken oder Weichen ergänzt werden müssten, im Gegenteil entfällt die Wartung der alten Signale.
Die Bahnen können dann in dichterem Takt fahren, ebenso ermöglicht DTC energieeffizienteres Fahren mit Einsparungen von bis zu 20 Prozent. Wenn die Bahnen sanfter beschleunigen und bremsen, erhöht das den Komfort für die Fahrgäste und verringert den Verschleiß an Fahrzeugen und Gleisen. Als erste Strecke wird die B-Strecke von U4 und U5 ausgestattet. In Betrieb gehen soll das System 2025 mit der Erweiterung der U5 ins Europaviertel.
Haltestellen der Straßenbahnlinie 11 müssen für neue Bahnen verlängert werden
Zweites großes Bauprojekt der VGF ist in diesem Jahr die Anpassung der Haltestelle entlang der Straßenbahnlinie 11 für die künftigen, langen Fahrzeuge. Statt bisher 30 Meter lange Wagen sollen dort 40-Meter-Wagen der neuen Baureihe T zum Einsatz kommen, die von Sommer an ausgeliefert werden. Die größere Kapazität soll die Situation in der am stärksten frequentierten Linie zwischen Höchst und Fechenheim für die Fahrgäste verbessern. Damit die längeren Bahnen halten können, müssen einige Stopps umgebaut werden.
Erledigt hat die VGF im Februar schon den Umbau der Haltestelle Schießhüttenstraße in Fechenheim. Mitte März folgt an der Haltestelle Börneplatz eine Verlängerung des Bahnsteigs Richtung Hauptbahnhof. Auch der Umbau an der Galluswarte steht noch aus. „Auf Grund der Vielzahl der Haltestellen und der unterschiedlichen Arbeiten - von simpel bis umfangreich - wird die VGF hierüber separat informieren“, erklärt Sprecher Bernd Conrads.
Ausfälle im Herbst: Die U6 soll in Frankfurt stillstehen
Weiterhin investiert die VGF in die Barrierefreiheit ihres Systems und treibt die Umwandlung konventioneller Streckenabschnitte in Rasengleise voran. So soll als vorletzte Station im U-Bahn-Netz der Halt Römerstadt barrierefrei werden. Im vierten Quartal sollen dafür Aufzüge eingebaut werden. Auch die Umwandlung von Schottergleisen in Rasengleise gehe weiter. In diesem Jahr sei der Abschnitt der U6 zwischen Hausen und Industriehof dran.
Dies hat erhebliche Folgen auf der C-Strecke, wo das Angebot großteils halbiert wird: Sieben Wochen lang soll die U6 vom 9. Oktober an nur zwischen Zoo und Ostbahnhof rollen. Auf dem größten Teil ihrer Strecke aber soll sie ersatzlos entfallen. Fahrgäste sollen zwischen Zoo und Industriehof die dort ebenfalls verkehrende U7 benutzen, vom Industriehof bis Hausen die Busse der Linien M72 und M73. (Dennis Pfeiffer-Goldmann)