Wohnen mitten in der Skyline

Das Bankenviertel wird zum Wohnquartier. Auf dem ehemaligen Deutsche Bank-Areal in der Innenstadt entstehen in vier Hochhäusern nicht nur Büros und zwei Hotels, sondern auch rund 600 Wohnungen. Darin lebt man mitten in der Skyline. Als besonderen Clou hat sich der Architekt öffentliche Gärten in 25 Metern Höhe ausgedacht.
15 Jahre lang lehrte der niederländische Architekt Ben van Berkel als Professor an der Frankfurter Städelschule. Doch gebaut hat er in dieser Zeit in der Mainmetropole nichts. Der große Auftrag kam erst, nachdem er im vergangenen Jahr nach Harvard wechselte. Er plant nicht irgendein Gebäude. Sein Amsterdamer Büro UN Studio setzte sich im Wettbewerb für das größte innerstädtische Entwicklungsprojekt gegen 15 Konkurrenten durch, darunter prominente Namen wie Helmut Jahn oder Christoph Ingenhoven. Vier Hochhäuser entstehen bis 2022 auf dem früheren Deutsche-Bank-Areal zwischen Großer Gallusstraße und Junghofstraße – das Projekt firmiert deshalb jetzt unter dem Namen „Four“ (Vier).
Nicht weniger als eine Milliarde Euro will der Frankfurter Projektentwickler Jürgen Groß dort investieren. „Ich hoffe, das reicht“, sagt er in Hinblick auf die aufwendig verschachtelten Fassaden, die van Berkel entworfen hat. Der Architekt will erreichen, dass sich die Türme von wechselnden Standorten aus betrachtet unterschiedlich präsentieren. Jeder soll seinen eigenen Charakter haben, aber dennoch soll erkennbar werden, dass sie zu einer Hochhaus-Familie gehören.
Der „Kristall“ fiel durch
Die Fassaden habe er so angeordnet, dass die Wohnungen attraktive Ausblicke haben und auch auf den kleinen Platz in der Mitte des Quartiers genügend Tageslicht fällt, betonte van Berkel. Die Wettbewerbsjury hat dieses Konzept am meisten überzeugt. Es gab auch andere Ansätze, wie die aktuelle Ausstellung der Wettbewerbsbeiträge zeigt: Die beiden ungleichen Architekten Christoph Mäckler (Opernturm) und Wolf Prix (Europäische Zentralbank) haben sich zusammengetan und wollten eine Art Kristall in die Innenstadt setzen, der aber wie ein Fremdkörper wirkt. Das Büro der im vergangenen Jahr verstorbenen Architektin Zaha Hadid hat Fassaden vorgeschlagen, die durch abgerundete Formen gegliedert sind.
Aus diesem Büro stammt auch eine detaillierte Ansicht der geplanten „Food Hall“, die an der Stelle des Abs-Saals der Deutschen Bank entsteht, der abgerissen wird. In der Mitte stehen Tische, bedienen kann man sich an einer großen Auswahl verschiedener Gastronomen, die rundherum angeordnet sind. Das soll eine zentrale Attraktion des neuen Stadtquartiers werden. Eine andere ist ein Garten, den Ben van Berkel auf den Dächern der Sockelgebäude in etwa 25 Meter Höhe angeordnet hat. Der größte Teil davon, etwa ein „Tanzgarten“, soll öffentlich zugänglich sein, andere Flächen werden exklusiv von den Hotels oder der geplanten Kindertagesstätte genutzt.
Geförderter Wohnraum
Auf dem bisher hermetisch abgeriegelten Büroquartier entstehen neue Verbindungswege. Vom denkmalgeschützten Deutsche-Bank-Gebäude aus den 50er Jahren in der Junghofstraße bleibt zumindest die Fassade erhalten. Das alte Gebäude am Roßmarkt, in dem sich eine Filiale der Deutschen Bank befindet, ist nicht Bestandteil des Projekts.
Den Bewohnern der rund 600 geplanten Wohnungen verspricht Jürgen Groß ein einmaliges Erlebnis: „Sie werden nicht nur auf die Skyline blicken, sondern in der Skyline leben.“ 30 Prozent der Wohnungen werden mit öffentlichen Mitteln gefördert und damit zu günstigen Preisen vermietet. Etwa die Hälfte davon sind klassische Sozialwohnungen, die andere Hälfte entfallen auf das Mittelstandsprogramm. Dieser Aspekt ist Planungsdezernent Mike Josef (SPD) besonders wichtig. Es komme mehr Leben ins Bankenviertel.
Josef kündigte an, bis zum Spätsommer einen Bebauungsplan für das Areal aufzustellen. Parallel dazu wird das Unternehmen Groß & Partner die Altbauten für temporäre Gastronomie nutzen, um das Areal als „Erlebnisort“ bekannt zu machen. Nächstes Jahr wird die Baugrube ausgehoben, der Hochbau startet 2019. Geplant ist, die vier Hochhäuser parallel zu errichten. Da auf dem Grundstück wenig Platz ist, erfordert das eine ausgeklügelte Logistik. 2022 soll das Projekt abgeschlossen sein. Einzelne Bauteile werden aber schon früher fertig.
Die Entwürfe aus dem Architektenwettbewerb sind bis zum 18. März im ehemaligen Gebäude der Deutschen Bank in der Junghofstraße 11 ausgestellt. Geöffnet ist montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 16 Uhr.