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„Mit 100 Sachen in die Wohnungsnot“: Studie sagt dramatischen Anstieg der Alters-Obdachlosigkeit voraus

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Von: Hannah Köllen

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Die Situation auf dem Wohnungsmarkt wird sich weiter verschlechtern. Das zeigt eine neue Studie. Vor allem für Senioren wird es schwierig.

Frankfurt - Steigende Mieten, hohe Nachfrage, geringer Mieterschutz: Die schlechte Situation auf dem Wohnungsmarkt ist im ganzen Land deutlich zu spüren. 700.000 Wohnungen fehlen nach Branchenschätzungen aktuell bundesweit.

Vor allem für ältere Menschen wird es immer schwieriger, eine bezahlbare und altersgerechte Bleibe zu finden. Das zeigt nun die neue Wohnungsbau-Sozial-Studie „Wohnen im Alter“ des Pestel-Instituts, die die Wissenschaftler am Montag (17. April) auf der Messe BAU in München erstmalig präsentierten.

Der deutsche Wohnungsmarkt sei auf die kommende Rentnergeneration der geburtenstarken Jahrgänge „ganz und gar nicht vorbereitet“, sagt Matthias Günther, der das Pestel-Institut leitet. Lediglich jede siebte Wohnung im Land sei altersgerecht.

Studie zum Wohnungsbau: „Deutschland rast mit 100 Sachen in ‚Graue Wohnungsnot‘“

Bereits heute benötigen nach Angaben des Pestel-Instituts rund 2,8 Millionen Senioren-Haushalte altersgerechte Unterkünfte. „Aber nur etwa 600.000 dieser Haushalte haben überhaupt so eine Wohnung, in der Menschen mit einem Rollator und Rollstuhl klarkommen.“ Rund 2,2 Millionen altersgerechte Bleiben fehlten aktuell. „Das wird sich in den nächsten Jahren allerdings noch enorm verschlimmern. Deutschland rast gerade mit 100 Sachen in die ‚Graue Wohnungsnot‘. Das Fatale ist, dass wir dazu politisch nur eine Vogel-Strauß-Taktik erleben“, sagt Matthias Günther.

Um mehr Wohnungen in Altbauten zu schaffen, muss es einen attraktiven Anreiz geben.

Matthias Günther, Leiter Pestel-Institut

Die Zahl der benötigten Wohnstätten für Senioren steige stetig weiter. „Im Jahr 2040 werden rund 3,3 Millionen altersgerechte Wohnungen gebraucht. Dass es die dann auch tatsächlich geben wird, ist aus heutiger Sicht allerdings reines Wunschdenken.“ Außerdem sei zu befürchten, dass künftig zwei Drittel der Seniorenhaushalte, die in einem Mietverhältnis leben, „sich bei steigenden Wohnkosten immer mehr einschränken müssen, weil die Rente für den bisherigen Lebensstandard nicht mehr reicht“, sagt Günther.

Der Instituts-Leiter geht davon aus, dass in Zukunft deutlich mehr Menschen auf Staatshilfe angewiesen sein werden und dass auch die Alters-Obdachlosigkeit dramatisch ansteigen werde.

Wohnungsmarkt in Hessen angespannt

Mit Blick auf Hessen sieht die Situation nicht besser aus: Aktuell leben in dem Bundesland laut der Studie des Pestel-Instituts 1.381.901 Menschen im Alter von 65 Jahren und älter. Folgt man der Modellrechnung des Instituts, sind es im Jahr 2040 bereits 1.669.659 Menschen - und damit ein Anstieg um 20,82 Prozent.

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass 2025 bereits 205.000 seniorengerechte Wohnungen in Hessen benötigt werden. Für das Jahr 2050 bestehe Bedarf an 228.000 solcher Unterkünfte.

Wohnungsbau-Studie: Schlechte Prognose für Wohnungsmarkt in Frankfurt

Auch in Frankfurt steigt die Zahl der Älteren: Während aktuell noch 121.537 Menschen über 65 Jahre in der Mainmetropole leben, steigt diese Zahl laut der Modellrechnung um 15,24 Prozent auf 140.062 Menschen.

Ein Rollator und ein Elektromobil stehen vor einer Seniorenwohnung.
Für künftige Rentnergenerationen wird es immer schwieriger, eine altersgerechte Wohnung zu finden. Das Pestel-Institut zeigt in seiner neuen Wohnungsbau-Sozial-Studie „Wohnen im Alter“ die prekäre Situation für ältere Menschen auf dem Wohnungsmarkt. © Friso Gentsch

Um der Misere auf dem Wohnungsmarkt gegenzusteuern, hat Günther einen klaren Appell an die Politik: Er empfiehlt dem Bund ein „Durchforsten der KfW-Förderung“, da es aktuell - anders als früher - keine Zuschüsse für den altersgerechten Umbau von Wohnungen gebe, was den Umbau stark einbremse.

Außerdem rät er zu Förderprogrammen für die Aufteilung von Ein- und Zweifamilienhäusern: „Überall dort, wo genug Platz ist, neue seniorengerechte Wohnungen zusätzlich zu schaffen, sollte der Staat mit einer Förderung ansetzen. Es geht darum, beispielsweise in einem klassischen Einfamilienhaus zwei Wohnungen unterzubringen, mindestens eine davon seniorengerecht. Um mehr Wohnungen in Altbauten zu schaffen, muss es einen attraktiven Anreiz geben.“ (hko)

Eine andere Studie zeigt kürzlich, dass die Mietpreise in Frankfurt bereits jetzt über dem Bundesdurchschnitt liegen.

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