„Wunderschön“ - ein Tag zum Feiern

Die Willemerschule weihte ihr restauriertes Gründerzeitgebäude ein
Das Schullied erklingt durch die Sporthalle Süd - damit ist endlich der offizielle Teil beschlossen und Hunderte Schüler und Eltern der Willemerschule stürmen den Schulhof, wo das schier endlose Kuchenbuffet aufgebaut ist. Am windigen Freitagnachmittag galt es, schnell sein Stück Kuchen zu sichern, weil es nach Gewitter aussah, was dann aber zum Glück ausblieb.
„Wir haben bisher noch nicht richtig unseren Wiedereinzug ins Schulgebäude gefeiert, das wollen wir jetzt mit gutem Essen und Zeit miteinander nachholen“, sagte Schulleiterin Silke Krämer zu Schülern und Gästen. Zudem ging die Projektwoche „Schule gegen Rassismus“ zu Ende, und die Klassen präsentierten ihre Arbeiten - von der Fotogalerie zum Thema „Vielfalt in Sachsenhausen“ bis hin zu selbst gedrehten Trickfilmen und Reportagen. Alle 360 Grundschüler und -schülerinnen der Willemerschule hatten sich eine Woche lang mit dem Thema Rassismus beschäftigt.
Die Decken sind jetzt schallgeschützt
Seit den Osterferien sind die Willemerschüler wieder in ihrem Schulhaus. Drei Jahre lang waren die Klassenräume in Containern auf dem Schulhof ausgelagert.
Für rund 30 Millionen Euro ist in dieser Zeit das denkmalgeschützte Gebäude aus dem Jahr 1888 saniert worden. Allerdings ist das Gebäude weiterhin oder, besser gesagt, wieder von einem Gerüst umstellt: Das Dach, dessen Sanierung ursprünglich nicht eingeplant war, wird nachträglich erneuert.
„Im April nächstes Jahr soll auch das Dach fertig sein“, so Tom Nieper vom Architekturbüro Eßmann Gärtner Nieper. In der Schulturnhalle erklärte er den Kindern, was im Schulhaus alles neu ist. „Wo vorher Linoleumboden war, liegt jetzt überall schöner Holzboden. Die Decken haben kleine Löcher, in denen sich der Schall verfängt, so dass man euch besser hören kann“, so Nieper. „Das Haus hat außerdem eine Art Wintermantel bekommen und wurde neu gedämmt, aber von innen: Sonst müsste man ja den schönen Sandstein außen zubauen“, erklärte der Architekt.
Bei einer Führung durch Gänge und Klassenzimmer des Schulhauses zeigten die Darmstädter Architekten interessierten Eltern die Details der denkmalgerechten Sanierung. Wandfarben wurden Schicht für Schicht abgetragen, historische Deckenmalereien freigelegt und restauriert, der Fliesenboden akribisch erneuert, wobei eine Berliner Fliesenfirma die fehlenden Teile rekonstruierte. Alles sollte möglichst wieder so aussehen wie zur Gründerzeit, als das Gebäude quasi zweigeteilt errichtet wurde: für die Willemerschule als Mädchenschule und die Frankensteinerschule als Jungenschule.
Dunkelbraune Säulen, cremefarbene Wände
Auf alten Postkarten ist das große Schulhaus mit der Sandsteinfassade in Sachsenhausen weithin zu sehen. „Deshalb wissen wir, dass die Fensterrahmen dunkel waren“, so die Architektin Claudia Herold.
Und so sind die neuen Fensterrahmen in dunklem Braun gehalten, ebenso die Handläufe, die Treppengeländer und die Wandvertäfelung im Erdgeschoss. Freigelegt wurden zudem sämtliche mit Blumenornamenten verzierten gusseisernen Säulen in den großen Fluren, die teils zugemauert und in Trennwänden versteckt waren. In den Klassenräumen stehen neue Tische und Stühle, und es gibt elektronische Tafeln.
Die großen Flure vor den Klassenzimmern sollen künftig, sofern es der Brandschutz erlaubt, möbliert werden, damit auch dort etwa in Kleingruppen gearbeitet werden kann. „Die Flure sind wirklich wunderschön, und wir wollen sie auch nutzen“, freut sich Schulleiterin Krämer.
Die Toiletten, die vormals in einem WC-Häuschen außerhalb des Gebäudes untergebracht waren, sind jetzt neu im Erdgeschoss eingebaut. Die alten Waschbecken auf den Fluren sind verschwunden und wurden durch neue ersetzt. Außerdem wurde ein Aufzug neu eingebaut.
Was noch fehlt, ist der Pavillon, der auf dem vorderen Schulhof entsteht. Darin sollen die Mensa und ein Mehrzweckraum unterkommen. Das durchsichtige Gebäude aus Glas soll den Blick auf das Schulhaus von der Willemerstraße aus freigeben. Der Mehrzweckraum soll künftig für Veranstaltungen im Stadtteil zur Verfügung stehen. Stefanie Wehr