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Yanki Pürsün: Der fleißige Kritiker will’s in Frankfurt besser machen

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Yanki Pürsüns Bekanntheit wuchs mit dem Niedergang Peter Feldmanns. Der Stadtverordnete und Landtagsabgeordnete von der FDP trieb während der Awo-Affäre die Aufklärung unermüdlich voran. Dass er nun selbst als Oberbürgermeister kandidiert, erscheint da nur konsequent.
Yanki Pürsüns Bekanntheit wuchs mit dem Niedergang Peter Feldmanns. Der Stadtverordnete und Landtagsabgeordnete von der FDP trieb während der Awo-Affäre die Aufklärung unermüdlich voran. Dass er nun selbst als Oberbürgermeister kandidiert, erscheint da nur konsequent. © Enrico Sauda

Keiner hat so wie er nachgehakt in den Affären um Peter Feldmann wie Yanki Pürsün. Der will nun für die FDP selbst OB werden.

Frankfurt -Der Ober-Aufklärer will selbst Oberbürgermeister werden: Yanki Pürsün (50) tritt für die FDP als Kandidat an. Keiner hakte in den Affären um die Arbeiterwohlfahrt und Ex-OB Peter Feldmann so intensiv nach.

Womit schon der zentrale Vorwurf naheliegt: Hatte es Pürsün von Anfang an auf Feldmanns Job abgesehen? Der Liberale lächelt, hört die Frage öfter. Es sei ja nun kein Selbstläufer, dass ein Politiker einer Partei mit 7,6 Prozent der Stimmen bei der letzten Kommunalwahl den OB-Posten gewinnt. Seine Kandidatur sei „für die Stadt ein interessantes Angebot“. Dass die FDP einen Kandidaten stelle, gehöre einfach dazu.

Er handelte das aktuelle Bündnis im Römer mit aus

Die Römerfraktion führt er seit 2021, war schon von 2002 bis 2011 und wieder seit 2016 Stadtverordneter. Seit 2019 sitzt er auch im Landtag, hatte zuvor viermal kandidiert. Ohne Gegenkandidaten wählte ihn die FDP Anfang Dezember zum Kandidaten für die OB-Wahl in Frankfurt. Vielleicht auch wegen seines Fleißes: Seit 2019 war er derjenige, der immer und immer wieder in Anfragen und Sitzungen zur Awo-Affäre und den Verstrickungen Feldmanns nachbohrte. Das ging dem OB und seiner SPD auf die Nerven. 2021 gehörte Pürsün dann zu den Verhandlern, die das Bündnis zwischen Grünen, SPD, FDP und Volt auf die Beine stellten. Und er führt die Fraktion bisher geräuschlos in dieser Koalition. Was zeigt: Kompromiss kann er.

Pürsün: Feldmann hat sich bemüht, aber nicht gekümmert

Als OB aber werde er „Treiber bei Themen sein“, sagt Pürsün. Während der langen Beschäftigung mit dem OB, der Awo und den Affären sei die Idee einer Kandidatur entstanden. „Ich sah ja immer, wie man es nicht machen sollte.“ Der SPD-OB habe sich zwar bemüht, die Distanz zwischen Bürgern und Politik niederzureißen und zum Beispiel Altenpflegerinnen in die Paulskirche eingeladen. „Damit hat er sie kurz glücklich gemacht.“ Um die Probleme in der Altenpflege aber habe sich Feldmann nicht gekümmert, „er hat nur getan als ob“.

Pürsün will daher „Problemlöser statt Showmaster“ sein. Was ihn qualifiziert? „Dass ich hartnäckig bin, ist ja bekannt“, sagt Pürsün und grinst. Er hoffe, dass die Wähler nun ahnten: „Der hat auch eine Idee, wie man es besser machen kann.“ Mehr Transparenz, den Bürgern zu zeigen, wer entscheidet, wolle er vorantreiben. Und Strukturen vereinfachen. „Die sind das Problem, warum so vieles nicht schneller geht, nicht das Geld“, so Pürsün.

Aufgewachsen in der Hochhaussiedlung - deutscher Kopf, türkisches Herz

Geboren in Frankfurt, wuchs er als jüngerer von zwei Söhnen türkischer Zuwanderer - der Vater Journalist - in der Hochhaussiedlung Mainfeld in Niederrad auf. „Im ersten von 18 Stockwerken.“ Das Viertel sei damals harmlos gewesen, das Elternhaus liebevoll. Bloß im Kindergarten sei es „ruppig“ zugegangen, später sei die Buntheit der Kinder normal gewesen. Er habe „praktisch keine“ Rassismuserfahrungen gemacht. Seine eigene Mischung schätzt er: „Ich habe einen deutschen Kopf und ein türkisches Herz.“ Er sei also zwar kopfgetrieben, gehe aber empathisch und respektvoll mit Menschen um.

Nach dem Abitur am Carl-Schurz-Gymnasium in Sachsenhausen jobbte er erst als Lagerarbeiter bei Neckermann, machte dann bei der Lufthansa eine Ausbildung zum Luftverkehrskaufmann. Bis heute arbeitet er für die Airline am Flughafen. Im Mainfeld wohnt Pürsün noch in der elterlichen Wohnung, inzwischen sein Eigentum. Seit 15 Jahren ist er in zweiter Ehe, kinderlos, mit seiner Frau, einer Sozialarbeiterin, verheiratet. Die Eltern wohnen zwei Stockwerke höher.

Lesen, Historisches übers Mittelalter und den Ersten Weltkrieg und Reisen in osteuropäische Städte und ans Mittelmeer füllen seine Freizeit. In mehreren Vereinen ist er Mitglied, aber über die Mitgliedschaft hinaus fehle meist die Zeit. Was auch daran liegt, dass Yanki Pürsün immer wieder als Wahlbeobachter fürs Auswärtige Amt in Osteuropa unterwegs ist. 1998 war er schon auf der Krim, 2010 und 2019 in Kiew. (Dennis Pfeiffer-Goldmann)

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