1. Startseite
  2. Frankfurt

Zäher Kämpfer gegen Fluglärm

Kommentare

Volker Hartmann protestiert gegen den Lärm, denn sein Haus liegt direkt in der Einflugschneise.
Volker Hartmann protestiert gegen den Lärm, denn sein Haus liegt direkt in der Einflugschneise. © Michael Faust

Seit Jahren engagiert sich der Oberräder Volker Hartmann in seinem Stadtteil für Verkehrssicherheit und gegen Fluglärm. Heute erhält er dafür den Ehrenbrief des Landes Hessen.

„Mir ging es nie darum, den Flughafen abzuschaffen oder Autofahrer zu vergrätzen“, versichert Volker Hartmann. „Geht es aber um meine Interessen oder die meiner Mitmenschen, bin ich egoistisch.“ Seit 25 Jahren setzt sich der 67-Jährige im Stadtteil Oberrad für mehr Verkehrssicherheit und weniger Fluglärm ein. Dafür soll er heute im Römer den Ehrenbrief des Landes Hessen erhalten.

„Ursprünglich wollte ich durch mein Engagement einfach nur meine Kinder schützen“, gibt der zweifache Vater zu. Um deren Schulweg zu sichern, habe er 1991 die Verkehrsinitiative „Dalles“ gegründet. Es folgten zahlreiche Aktionen, um den Oberräder Verkehr zu beruhigen. Besonders gefährlich sei die Offenbacher Landstraße gewesen: „Immer wieder verursachten Raser hier tödliche Unfälle,“ erinnert sich der gebürtige Pfälzer. „Deshalb haben wir eine stationäre Geschwindigkeitsüberwachung gefordert und diese nach langen, zähen Verhandlungen mit der Stadt auch bekommen.“

Nicht nur über Verkehrsrowdys, auch über faule, bequeme Kurzstreckenfahrer ärgert sich der leidenschaftliche Wanderer: „Oberrad ist nur drei Kilometer von der Frankfurter Innenstadt entfernt. Da kann man das Auto doch auch mal stehen lassen und das Rad nehmen“ – oder in die Tram steigen. Für dieses Verkehrsmittel begeistert sich Hartmann besonders: „In der Straßenbahn ist es nie eng, immer bequem, und außerdem haben jede Menge Passagiere Platz.“

Es gab auch Niederlagen

Deshalb und wegen des historischen Werts hat sich der Oberräder auch lange für den Erhalt der ältesten Straßenbahn Deutschlands eingesetzt. „Offenbach wollte in der Innenstadt eine Fußgängerzone errichten. Weil die Bahn aus dem Jahr 1884 dabei störte, sollte sie an der Stadtgrenze gekappt werden“, erklärt Hartmann. Das konnte er so nicht zulassen. Er gründete die Interessensgemeinschaft Linie 16, organisierte Infostände, Protestaktionen, Unterschriftensammlungen und ein Stadtgespräch. „Alles vergebens“, stellt er rückblickend fest. Doch mit Niederlagen kann der ehemalige Sozialarbeiter umgehen: „Man darf sich nie entmutigen lassen. Ist eine Aktion auch nicht direkt von Erfolg gekrönt, hat sie doch nachhaltige Effekte.“ So werde jetzt wieder darüber nachgedacht, das Straßenbahnnetz bis nach Fechenheim zu verlängern.

Beim Kampf gegen den Fluglärm aber scheint Hartmann letztlich tatsächlich gegen Windmühlen zu kämpfen. Im 15-Minuten-Takt düsen mit Krach und Karacho Flugmaschinen über seinen Garten hinweg, gebieten ihm Schweigen. „Das stört wirklich unglaublich“, erklärt der eigentlich ausgeglichen wirkende Rentner. „Im Haus verriegeln wir wegen des Lärms permanent die Fenster – das nennt man Vogelkäfighaltung.“

In punkto Fluglärmverminderung habe er sich durch Politiker nie unterstützt gefühlt. Bei einem hitzigen Bürgergespräch mit der einstigen Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) provozierte Hartmann deren legendären Ausspruch: „Sie haben doch das demokratische Recht, von hier wegzuziehen.“ Auch erinnert sich der Aktivist an einen Umweltausschuss, bei dem Ortsvorsteher Robert Lange (ebenfalls CDU) den Aktivisten nahelegte: „Sie müssen nur etwas Geduld haben. Irgendwann wird es solarbetriebene Flugzeuge geben.“

Um dieser Ignoranz etwas entgegenzusetzen, habe Hartmann die Wählergemeinschaft der Flughafenausbaugegner (FAG) gegründet – zu einem Zeitpunkt, als Fraport noch FAG hieß. Über mehrere Instanzen klagte der Konzern gegen Hartmann auf Unterlassung des Kürzels. Vor dem Oberlandesgericht bekam der Aktivist aber Recht. Das zeige, erklärt Hartmann, dass David Goliath besiegen könne. „Leider machen sich immer weniger Menschen für ihre Interessen stark“, bedauert er. „Dabei gibt es nach wie vor viel zu tun.“

Auch interessant

Kommentare