"Zettelwirtschaft" macht Schule dicht

Gesundheitsamt lässt August-Jaspert-Schule von heute auf morgen schließen
Gegen 20.30 Uhr am Sonntagabend ist die Information per E-Mail bei den Eltern eingegangen - und hat sie kalt erwischt: Wegen Coronafällen, steht in der E-Mail, bleibt die August-Jaspert-Grundschule ab Montag bis auf Weiteres geschlossen. Die Eltern, mit denen diese Zeitung gesprochen hat, blieben nach dieser Nachricht mit den entscheidenden Fragen allein zurück.
Alle Schüler und Lehrer an der Schule wurden am Dienstag der vergangenen Woche auf Sars-CoV-2 getestet. Bei einem Schüler und drei Lehrern fiel der Test positiv aus, sie wurden in Quarantäne geschickt. Danach hieß es am Donnerstag, die Schule könne ab Montag wieder öffnen. So viel war den Eltern bekannt.
Das Problem: Die einzelnen Test-Ergebnisse wurden den Eltern nicht mitgeteilt. Offen blieb für sie daher die Frage, ob der Test negativ ausfiel, oder ob das positive Ergebnis nur noch nicht übermittelt wurde. Die plötzliche Nachricht von der Schulschließung verstärkte die Unsicherheit. Für die Entscheidung muss es schließlich Gründe geben. "Waren unsere Kinder nun mit ansteckenden Personen in Kontakt oder sind sie Kontaktpersonen von Kontaktpersonen?", fragt eine Mutter, die (wie alle Eltern in diesem Text), ihren Namen nicht öffentlich nennen möchte.
Keine Informationen vom Gesundheitsamt
Überall, wo die Eltern nachfragten, habe es geheißen, sie sollten die Anweisungen des Gesundheitsamts befolgen. "Gern", sagt ein Vater. Er wolle ja bei der Eindämmung helfen. "Wenn mir das Gesundheitsamt sagt, 'Geh in Quarantäne', gehe ich. Wenn es sagt, 'Brat dir ein Spiegelei, das hilft!', dann brat ich mir ein Spiegelei. Aber vom Gesundheitsamt kam keine Information. Nichts."
Hinzu kommen die organisatorischen Fragen. Müssen die Familien in Quarantäne? Wer betreut die Kinder, wenn die Eltern zur Arbeit gehen? Können Großeltern aushelfen oder wegen Infektionsgefahr gerade nicht? "Das hat wirtschaftliche Folgen für mich", sagt ein selbstständiger Vater.
Auch einige Kitas in Bonames hätten geschlossen, sagt eine Mutter. Aus der Kita Im Storchenheim wird nur bestätigt, dass sie geschlossen habe. Für alles Weitere verweist sie an das Bildungsdezernat, das verweist an das Gesundheitsdezernat und dort teilt Referentin Kirsten Gerstner mit, dass es vom Gesundheitsamt keine Anweisung gegeben habe, Kitas oder Horte zu schließen.
Test-Ergebnisse fehlten noch
Der Grund für die Schulschließung sei ein Problem bei der Testauswertung gewesen. Das Amt habe die Testergebnisse mit der Liste der getesteten Personen abgeglichen, erklärt Gerstner. "In diesem Zusammenhang fiel auf, dass nicht zu allen Personen ein Befund vorliegt. Es ist daher nicht sicher auszuschließen, dass einzelne Kinder beim Abstrich nicht erschienen waren." Darum habe das Gesundheitsamt am Sonntag entschieden, den Unterricht auszusetzen. "Man muss sich eine Zettelwirtschaft vorstellen", sagt Gerstner. 378 Kinder besuchen die Schule. Von jedem Test gebe es einzelne Zettel, die mit der Liste von Schülern und Lehrern verglichen würden.
Dass alle Getesteten über negative Befunde informiert werden, könne das Gesundheitsamt nicht garantieren. Es sei dafür zuständig Infektionsketten zu erkennen und zu unterbinden. "Das Übermitteln von negativen Befunden ist nicht originäre Aufgabe des Gesundheitsamts", sagt Gerstner.
Inzwischen seien die allermeisten der fehlenden Befunde aufgetaucht. "Der Präsenzunterricht an der August-Jaspert-Schule kann ab morgen wieder aufgenommen werden.", erklärt Gerstner. Gegen 17.30 Uhr habe das Gesundheitsamt die Information übermittelt. Bis Redaktionsschluss stand auf der Internetseite der Schule noch, "dass die August-Jaspert-Schule bis auf Weiteres geschlossen bleibt." Friedrich Reinhardt