„Zielgruppe der Radkarte sind Autofahrer“
Klimamanager zu Baustellen, Staus und einer Standortinitiative auf zwei Rädern
Claus Lauth steht als städtischer Klimareferent hinter dem Projekt Nachhaltiges Gewerbegebiet im Frankfurter Osten. Aktuell kümmert er sich vor allem darum, das Fahrrad als Verkehrsmittel für den Weg zur Arbeit populärer zu machen. Jetzt stellte er eine spezielle Radkarte vor.
Sie sind Klimamanager bei der Stadt, Klimaschutz ist ja nicht nur Radverkehr. Wie kamen sie zu dem Thema.
Die Förderung nachhaltiger Mobilität ist eines meiner Kernthemen. Die Idee zur Fahrradoffensive 2023 im Nachhaltigen Gewerbegebiet Fechenheim-Nord/Seckbach entstand im Standortbüro im Austausch mit Tobias Kurka von der Wirtschaftsförderung Frankfurt und den ansässigen Unternehmen. Die Offensive stellt einen Baustein im Gesamtprojekt dar, welcher die Transformation der Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeit unterstützen soll.
Welches sind die Ziele des Projekts?
Die Verkehrssituation für den motorisierten Individualverkehr im Gebiet ist sehr schwierig, es gibt häufig Baustellen und Staus. Wenn mehr Mitarbeiter mit dem Rad zur Arbeit pendeln, würde sich die Verkehrssituation entspannen. Beim Radfahren werden nicht nur keine schädlichen Schadstoffe und Treibhausgase ausgestoßen, sondern es hat noch viele andere Vorteile wie gesundheitsfördernde Bewegung, damit eine höhere Lebensqualität und es ist sehr viel kostengünstiger als das Auto.
Zur Fahrradkarte: Arbeitnehmer kennen ja in der Regel den Weg zur Arbeit ganz gut. Kann man tatsächlich davon ausgehen, den Leuten für diese Wege noch Strecken zu zeigen, auf die sie nicht von selbst gekommen sind?
Zielgruppe der Fahrradkarte sind in erster Linie Autofahrer. Sie soll den Umstieg auf das Fahrrad erleichtern. Da Fahrradwege von den Auto-Routen abweichen können, kann die Karte dabei hilfreich sein, noch unbekannte Wege aufzuzeigen, die sogar schneller als die bekannten Strecken sein können. Zudem kann die Fahrradkarte den Austausch zwischen Kollegen über die geeignetsten Wege zur Arbeit fördern.
Ist das auch für die Unternehmen nützlich?
Auf jeden Fall. Ihr Erfolg hängt auch davon ab, dass sie gut erreichbar sind. Je mehr Mitarbeiter mit dem Fahrrad kommen, umso besser wird die Erreichbarkeit für alle, auch für die Autofahrer übrigens. Deshalb ist ja auch die Wirtschaftsförderung im Boot.
Wer hat die Karte konkret erarbeitet, woher kam die fachliche Expertise?
Die Fahrradkarte wurde federführend von mir erarbeitet. Fachlich wurde ich bei diesem Projekt durch das Radfahrbüro, den ADFC Frankfurt und Unternehmen, die Mitglied in der Standortinitiative FFN sind, unterstützt.
Wo kann man die Fahrradkarte bekommen?
Interessenten können am Arbeitsplatz nachfragen - die Karte wird an Unternehmen im Gewebegebiet verteilt. Auch in unserem Standortbüro im Cassellapark kann sie abgeholt werden. Und sie kann als PDF-Datei von der Standorthomepage frankfurter- osten.de/ mobil heruntergeladen werden.
Die Befahrungen sind ja vorbei. Wie war die Resonanz, kann man etwas über Ergebnisse oder Erkenntnisse sagen, zumindest ein oder zwei wichtige Beispiele?
Ich hatte eine lebhaftere Beteiligung erwartet. Meine Erkenntnisse aus der Beschäftigung mit den bestehenden Fahrradwegen im Frankfurter Osten habe ich dennoch an das Radfahrbüro Frankfurt gemeldet, so dass sie in das neue Radfahrkonzept Ost einfließen können. Beispiele sind die Verbesserung der Radwegeführung im Kreuzungsbereich Borsigallee/Wächtersbacher Straße/Erlenbruch, die Sicherstellung des Rad- und Fußweges (parallel zur Bahntrasse) während der Bauarbeiten Nord-Mainische-S-Bahn (Riederwald) sowie die potenzielle Verlängerung der Raiffeisenstraße zur Sontraer Straße als Fuß- und Radwegverbindung.
Sind weitere Aktionen zum Radverkehr in diesem Teil der Stadt geplant?
Das Radfahrbüro erstellt derzeit das neue Radfahrkonzept Ost. Erkenntnisse von Ortskundigen in den Stadtteilen können in dieses Konzept einfließen. Noch bis zum 21. Mai beteiligen wir uns außerdem als Team „Nachhaltiges Gewerbegebiet“ beim Stadtradeln und sammeln fleißig Fahrrad-Kilometer. Unternehmen, die ihre Mobilität nachhaltiger gestalten möchten, können auf der Gebiets-Webseite frankfurter-osten.de zahlreiche Beratungs- und Förderangebote finden.
Welche weiteren Themen hat der Klimamanager auf der Tagesordnung?
Generell habe ich noch den Ausbau erneuerbarer Energien, etwadurch den kostenlosen Photovoltaik-Check, einen effizienteren Einsatz von Energie und Ressourcen, die Abwärmenutzung aus Rechenzentren sowie Klimaanpassung durch Entsiegelung, Begrünung und Regenwasserbewirtschaftung als weitere Fokusthemen. Falls Interessierte zur Mobilität oder zu weiteren Themen Fragen oder Anmerkungen haben, können diese sich selbstverständlich gerne bei mir melden.
Interview: Manfred Becht