Zirkus Zarakali bleibt am Ball

Das Jugendensemble in Frankfurt-Ginnheim verblüfft mit professioneller Akrobatik. Neue Show feiert jetzt Premiere.
Wenn sich der rote Vorhang im Sternenzelt öffnet und der erste Takt Musik spielt, wird aus aufgeweckten Jugendlichen, die eben noch nervös gekichert und gealbert haben und wild rumgewuselt sind, eine Profi-Truppe voller Konzentration und Körperspannung. Beweglich wie Katzen, präzise wie ein Uhrwerk und strahlend wie die Sommersonne werden aus Schülern Artisten und Akrobaten. Sie lassen den Atem stocken, wenn sie am Trapez oder an himmelhohen Tüchern tanzen, auf Einrädern rasen oder Unmengen Bälle jonglieren.
Hoch oben im Zirkuszelt
„Wenn ich nah bin“ heißt das Programm mit 16 Nummern, das Spaß macht und verblüfft. „Ich bin total aufgeregt“, gesteht Hannah (13) bei der Probe. Sie ist im ersten Jahr mit dabei und turnt mit Alexandra (13) und Mira (18), die seit drei Jahren junge Artisten sind, am Trapez. Mira war vorher bei den Bodenartisten, Alexandra war vor zwei Jahren schon mal am Trapez. „Das macht einfach Spaß oben in der Luft zu sein. Da braucht man richtig viel Kraft und Übung“, erzählen sie und hängen synchron nebeneinander an dem schwingenden Gerät, verbiegen und verrenken sich, als täten sie nichts anderes.
Seit fast 23 Jahren können sich sechs- bis 18jährige beim Kinder- und Jugendzirkus Zarakali als richtige Artisten, Akrobaten oder Clowns ausprobieren. In diesem Jahr zählen 30 Jugendliche zum Jugendensemble. 20 von ihnen treten vor Publikum auf.
Völlige Neulinge in der Artistik und alte Hasen zeigen, dass sie gemeinsam ein Ganzes sind und Zuschauer völlig in ihren Bann ziehen können. Die Trainer Philipp Windecker, Marion Kern, Liudmila Valdivia Diaz und Günter Klinger spornen sie an, feilen an letzten Details und lassen die Artisten bei den heißen Proben mitreden, wenn es um Vorschläge geht, wie ein Kunststück noch besser aussieht.
Loyse (18) grinst. Sie ist schon seit elf Jahren dabei und liebt die jährlichen Shows. „Es ist erst einmal meine letzte Show, weil ich nächstes Jahr Abitur mache, aber ich will auf jeden Fall später mit Trapez und Tuch weitermachen“, so die junge Frau, die akrobatisch nicht zu unterscheiden ist von Profi-Artisten.
Nähe und Distanz, Tanz und Körper füllen die Manege. Was die Jugendlichen fühlen und während Corona empfunden haben, wird greifbar und eine Schau der Superlative. Nadja Menke vom Orga-Team ist seit Anfang an bei Zarakali dabei. „Die Kreativität ist nicht verloren gegangen und wir haben sogar Wartelisten für Workshops“, sagt sie.
Nach den Sommerferien beginnt der nächste Zyklus für Kinder und Jugendliche. „Jetzt fehlt uns nur noch jemand, der ein Freiwilliges Soziale Jahr oder Bundesfreiwilligendienst bei uns machen möchte“, sagt sie und beobachtet die Probe.
Jungs sind in der Unterzahl
Juan (16) und Adrian (13) sind erst wenige Monate dabei. Sie balancieren auf großen blauen Kugeln, jonglieren mit weißen Bällen, die sie über ein Trampolin hüpfen lassen und in ihren Händen tanzen. Juan kam über ein Schülerpraktikum in einem Kindergarten zufällig zu Zarakali, Adrian über seine Schwester, die beim Kinderzirkus mitmacht. Obwohl beide keine Erfahrung mit Artistik hatten, haben sie den Dreh gut raus. „Das ist einfach toll hier“, finden beide und sind erstaunt, dass sie können, was sie können. „Wir bleiben hier und machen weiter. Schöner kann man seine Freizeit nicht verbringen“, sind sie sich einig. Insgesamt fünf Jungs sind im Team dabei. Dass sie in der Minderheit sind, stört sie nicht. „Die Mädchen sind lustig und nett und sie helfen uns auch“, erzählt Adrian, der mit Bällen wirbelt.
Ob auf dem Einrad oder Seil, beim Diabolo oder bei Handstandakrobatik, auf Pyramiden oder beim Tanz - die Nummern sitzen. Kunstvolles Licht, mystische und fetzige Musik und die artistische Kunst der Jugendlichen sorgt bei Trainern und zufälligen Zuschauern für donnernden Applaus. An den meisten Kostümen wird noch gearbeitet, aber schon in zivil reißt die Show mit. Sogar Live-Gesang gibt es. Alma (14) singt glockenhell bei der Tuchnummer, die bis unter die Sternenkuppel führt.
Wo es Karten gibt
Die Vorstellungen für „Wenn ich nah bin“ sind am 23. (20 Uhr) und 24. Juni, um 18 Uhr und am Sonntag, 25. Juni, um 16 Uhr im Sternenzelt an der Platenstraße 79c. Das Kinderensemble zeigt seine „Gartenschau“ am 8., 15. und 16. Juli um 16 Uhr. Karten können telefonisch unter 0 69 /94 59 80 01 vorbestellt werden.