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Gewöhnungsbedürftiges Streifenmuster bei neuen Radwegen in Frankfurt

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Roter Flickenteppich auf der Dillenburger Straße - hinterm Horizont geht’s weiter. FOTO: Oscar Unger
Roter Flickenteppich auf der Dillenburger Straße - hinterm Horizont geht’s weiter. © unger

Die neuen Radwege im Frankfurter Norden nehmen Farbe an – und das unregelmäßige Muster kann für Irritationen sorgen. Die Unterbrechungen sind aber sinnvoll.

Frankfurt – Der Blick von der Maybachbrücke in Richtung Heddernheim zeigt ein ungewöhnliches Bild: Breite Radwege ziehen sich dort sowohl gen Norden als auch in Richtung Süden. Rot markiert, wie es vielerorts in der Stadt seit einigen Jahren praktiziert wird. Trotzdem ist in Heddernheim etwas anders: Denn Rot sind die Wege nicht durchgängig. Mal ist ein Abschnitt farbig, dann wieder nicht. Besonders auffällig ist dies zwischen der Nassauer Straße und der Dillgasse stadteinwärts. Dort wechselt der graue Asphalt mit der roten Farbe quasi im Zehn-Meter-Takt. Dekoriert mit den bekannten Fahrrad-Piktogrammen. Patchwork in rot-weiß eben. Früher hätte man Flickenteppich gesagt. Aber Farbe und Belag sind schließlich neu.

Frankfurt: Eschersheim diente bei neuen Radwegen als Vorbild

Das sind die Ergebnisse des „Nordstrangs für den Radverkehr“, wie das Mobilitätsdezernat diese seit kurzem umgesetzte Maßnahme bezeichnet. Auf der rund 1,6 Kilometer langen Strecke zwischen Weißem Stein bis zur Heddernheimer Landstraße werden auf der Maybachbrücke und der Dillenburger Straße Radwege angelegt. In beiden Fahrtrichtungen. Und zwar auf der jeweils rechten Spur. Weil die vorhandenen Radwege in dem Abschnitt schmal sind und nah an geparkten Autos verlaufen. Die Sichtbeziehungen sind schlecht. „Fußgänger gewinnen deutlich mehr Platz, und wir erhöhen die Verkehrssicherheit enorm“, sagt Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne).

So wie es bereits seit einigen Jahren im nördlichen Teil der Eschersheimer Landstraße Fakt ist. Mit der dortigen Umgestaltung wurde, wie auch nun auf der Dillenburger und der Maybachbrücke, die rechte Fahrspur weggenommen und in einen Radweg umgewandelt. Was gut funktioniere, trotz des „großen Aufschreis und der chaotischen Szenen, die im Vorfeld an die Wand gemalt wurden“, betont Siefert.

Neue Radwege in Frankfurt sind unterbrochen: Eine „sicherheitsbezogene Entscheidung“

Was logisch klingt, wirft aber auch Fragen auf. Insbesondere zu dem Abschnitt auf der Dillenburger Straße stadteinwärts, kurz vor der Maybachbrücke. Dort, wo der Radweg nicht durchgängig hervorgehoben ist.

Doch diese spezielle Markierung hat durchaus einen Sinn, erklärt Stefan Lüdecke, Sprecher im Mobilitätsdezernat. „Die Rotmarkierung wurde an jenen Stellen aufgetragen, an denen Konfliktpotenzial zwischen Autos und Fahrrädern herrscht. Konkret wurden die Abschnitte an Ausfahrten und Einmündungen eingefärbt“, erklärt er. Davon gibt es in diesem Abschnitt eben recht viele, wodurch dies gewöhnungsbedürftige Streifenmuster entsteht.

Wäre da nicht eine durchgängige Markierung sinnvoller gewesen? Allein aus optischen Gründen? Nein, sagt Lüdecke. Durch eine durchgängige Rotmarkierung würden diese Gefahrenzonen dann nicht markant hervortreten. Es handle sich daher um eine „sicherheitsbezogene Entscheidung“.

Neue Radwege in Frankfurt: Branddirektion ins Boot geholt

Auch nicht durchgängig ist die bauliche Abtrennung der Radwege. Die wird es nur dort geben, wo es möglich ist. Dafür genutzt werden sogenannte „Cycle Lane Separatoren“. Zu deutsch etwa: Fahrradspur-Abtrenner. Nicht installiert werden diese Trennelemente, die allesamt mit der Branddirektion abgestimmt wurden, um bei Notfällen nicht zu behindern, vor Parkplätzen oder Bushaltestellen. Und: Um ein Ausweichen des motorisierten Verkehrs zu gewährleisten, seien großzügige Lücken vorgesehen. Wie etwas am Weißen Stein auf Höhe der U-Bahn-Haltestelle. Auf der Maybachbrücke werde gar ganz auf die Trennung verzichtet, so der Sprecher.

Parkplätze auf der Dillenburger Straße werden durch den neuen Radweg derweil nicht wegfallen, betont Stefan Lüdecke. Weil sie faktisch dort gar nicht vorhanden waren. Sondern einfach auf der rechten Fahrspur geparkt wurde. Trotz des dort zeitlich eingeschränkten Parkverbotes. „Durch die Schaffung der neuen halbseitig aufgesetzten Parkplätze wird durchgängig zwischen Dillgasse und Zeilweg der Status quo in Hinblick auf die gelebte Parksituation weitgehend beibehalten“, sagt der Sprecher. Und: Die Parkplätze sind ohne zeitliche Beschränkung nutzbar.

Falls nötig können Busse über Radwege fahren

Obwohl die Radwege recht breit sind, für eine zusätzliche Nutzung durch den Busverkehr seien sie nicht vorgesehen, sagt Lüdecke. Wobei auch hier gilt: Ausnahmen bestätigen die Regel. In diesem Fall der Abschnitt zwischen Zeilweg und Heddernheimer Landstraße - dort nutzen die Busse in Richtung Nordwestzentrum den Radweg mit. In der entgegengesetzten Fahrtrichtung wird der Radfahrstreifen erst nach der Bushaltestelle beginnen, wodurch sich auch hier ein Mischverkehr von Bus und Fahrrad ergebe, so der Dezernatssprecher. Sie würden aber in verschiedenen Ampelphasen und damit zeitlich getrennt in den Abschnitt geleitet.

Sollte sich das Busaufkommen auf der Dillenburger Straße erhöhen, etwa durch Schienenersatzverkehr, wenn die A-Strecke gesperrt werden muss, dann sei es durchaus denkbar, dass VGF und Traffiq eine temporäre Nutzungserlaubnis für die Radfahrstreifen beantragen und eine Ausnahmegenehmigung erhalten würden. Sofern die Verkehrssituation dies erforderlich mache, betont Stefan Lüdecke.

Bis Mitte Oktober, wenn das Wetter mitspielt, soll die Umgestaltung abgeschlossen sein, die Arbeiten werden abschnittsweise ausgeführt. Die Einschränkungen für den laufenden Straßenverkehr sollen so überschaubar bleiben. (Judith Dietermann)

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