Dicke Luft in Frankfurt: Der Stau auf dem Schaumainkai ist zurück

Weil der Mainkai in Frankfurt wieder gesperrt ist, geht am Südufer nicht mehr viel. Die Sachsenhäuser sind sauer und wollen klagen.
Frankfurt - Autos und Schwerlastwagen, so weit das Auge reicht. Morgens um 9 Uhr reiht sich eine doppelte Blechschlange auf dem zweispurigen Schaumainkai Richtung Westen. Die Autofahrer arbeiten sich bis zur Kreuzung Schweizer Straße vor, um dann rechts auf die Untermainbrücke Richtung Innenstadt abzubiegen oder geradeaus zur Friedensbrücke zu fahren.
Seit Dienstag, 27. Juni, ist der Mainkai dicht, seither herrscht täglich Stau auf der Main-Südseite. Die Sperrung auf dem Nordufer wird erst nach zehn Wochen, am 2. September, aufgehoben.
Herbert Schmoll, Gründer der Bürgerinitiative „Sachsenhausen wehrt sich“, kann beim Anblick der Automassen an diesem Morgen nur den Kopf schütteln. „Das Problem ist dasselbe wie bei der ersten Sperrung 2019. Es hat sich nichts geändert“, stellt er fest. „Diese Sperrung ist ein Alptraum für die Sachsenhäuser Bürger, besonders in Nordsachsenhausen.“ Die Folgen seien Mega-Staus, Verkehrslärm und Abgase nicht nur auf dem Schaumainkai, sondern auch auf der Schweizer Straße und in den Nebenstraßen.
„Idiotisch“, schimpft der BI-Sprecher über die Strategie des Frankfurter Magistrats
Die Probleme seien seit Jahren bekannt. Verkehrsdezernent Stefan Majer (Grüne), so Schmoll, habe jedoch „keine einzige Maßnahme auf den Weg gebracht, die den Verkehrszufluss von außen signifikant eindämmt“. Weder sei der ÖPNV verbessert worden, noch wurden Park- und Ride-Plätze geschaffen oder eine City-Maut eingeführt. Im Gegenteil, durch die Radwege auf Hauptverkehrsstraßen wie der Berliner und der Friedberger Straße habe sich der Verkehr im Stadtzentrum verdichtet, weil die Straßen in ihrer Kapazität halbiert wurden. Das Ziel, eine autofreie Innenstadt mit „absichtlicher Stauerzeugung“ zu erwirken, sei bei „gleichbleibendem Pendlerstrom deshalb idiotisch“. Und weiter: „Das Chaos, das Majer dadurch angerichtet hat, reicht ihm nicht, nun will er auch noch den Verkehr vom Mainkai dauerhaft in diese kapazitätsreduzierten Straßen verlagern.“
Nach neueren Zählungen der Stadt sind das 11 000 Autos am Tag, die über den Mainkai fahren und sich nun ihren Weg durch Sachsenhausen und die Innenstadt bahnen. „Angesichts der Tatsache, dass Krankenwagen ausgebremst werden, ist das Nicht-Handeln des Verkehrsdezernenten schlicht verantwortungslos.“
1500 Mitglieder hat die Sachsenhäuser Bürgerinitiative, die sich gegen die Mainkai-Sperrung richtet. Längst hat sich die Initiative mit Verkehrsinitiativen in der Innenstadt zusammengeschlossen, die sich gegenseitig in Zukunft verstärkt unterstützen und gemeinsame Aktionen planen wollen. Einige Sachsenhäuser wollen die Stadt wegen der Mainkai-Sperrung zudem verklagen. „Eventuell kann eine einstweilige Verfügung damit bewirkt werden“, hofft Schmoll.
Stau in Frankfurt: Positive Beispiele gibt es in Europa genügend
Die im vergangenen Sommer erdachte Empfehlung an Autofahrer, über den Alleenring auszuweichen, und an den Schwerlastverkehr, über Stresemannallee und Mörfelder Landstraße zu fahren, gilt auch bei der aktuellen Sperrung wieder. Doch ein Umleitungskonzept sei das nicht, weil sich niemand daran halten müsse. Auch in den Ferien würden jeden Tag Tausende Fahrzeuge auf die Mainbrücken und in den Schaumainkai verdrängt, „weil das die kürzeste und nahe liegendste Alternative zum Mainkai ist“.
Positive Beispiele für Verkehrsentlastung der Innenstädte gebe es in Europa genügend. Barcelona mit verkehrsberuhigten Superblocks etwa, oder Oslo mit unterirdischen Autobahnen. Eine Lösung für Frankfurt könnte sein, schlägt Schmoll vor, den Mainkai oder die Berliner Straße zu untertunneln.
Nachdem gestern Mittag das Verkehrsdezernat am Nordufer den „Sommer am Main“ eröffnet hatte - eine Veranstaltungsreihe, die in den nächsten Wochen Menschen auf den Mainkai locken soll -, schob sich die Autoschlange in entgegengesetzter Richtung über die Untermainbrücke und den in Ost-Richtung einspurigen Schaumainkai. (Stefanie Wehr)
Der Masterplan Mobilität der Stadt Frankfurt sieht mehr Fuß- und Radverkehr vor. Außerdem sollen Autos für mehr Bahnen und Busse stehen bleiben.