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Schrott im Main: Keiner fühlt sich für den Müll zuständig

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Fahrräder und E-Roller wurden im Juli aus dem Main gefischt. FOTO: peter mertz
Fahrräder und E-Roller wurden im Juli aus dem Main gefischt. © Peter Mertz

Im Main auf Frankfurter Stadtgebiet schlummern zahlreiche Fahrräder. Die Behörden sind sich uneins, wer für die Entsorgung zuständig ist.

Frankfurt - Die Angaben sind unterschiedlich, aber es gibt welche. Zwischen 15 000 und 25 000 Fahrräder werden in Amsterdam jährlich aus den Kanälen, die dort Grachten heißen, gefischt. Zuständig ist die Stadt Amsterdam, und sie hat dafür ein spezielles Boot. In Frankfurt, das steht fest, ist das Problem weniger groß. Aber es gibt keine Zahlen, und es gibt kein Boot. Und wer zuständig ist, das ist umstritten.

„Der Main ist eine Bundeswasserstraße und fällt damit in die Zuständigkeit des Wasser- und Schifffahrtsamtes“, sagt Lena Berneburg vom städtischen Grünflächenamt, das für das Mainufer zuständig ist. Der gleiche Hinweis kommt, zumeist gleich an erster Stelle, auch von anderen städtischen Stellen, wo auch immer man anfragt.

Zuständig sei die Stadt Frankfurt, widerspricht dagegen Marisa Schneider, Fachbereichsleiterin Schifffahrt beim Wasser- und Schifffahrtsamt Aschaffenburg (WSA). Ihre Behörde habe sich darum zu kümmern, dass die Schifffahrt reibungslos funktioniere, erläutert sie. Dafür ist vor allem die Fahrrinne ausreichend tief zu halten. Liegen dabei Fahrräder im Weg, werden sie herausgeholt. Sonst aber nicht.

Schrott im Main bei Frankfurt: Wer ist für Entsorgung zuständig?

Herauszuhören ist hier wie dort, dass es auch schon juristische Auseinandersetzungen zwischen Stadt und WSA gegeben hat. Mehr darüber sagen möchte aber keiner. Über die Zuständigkeiten weiß das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt, dass die Entsorgung von aus dem Fluss geholten Dingen Sache der Stadt Frankfurt ist. Was aber auch nicht heißt, dass die Stadt überhaupt irgendetwas aus dem Fluss fischen muss.

Dann schon eher das Regierungspräsidium selbst. Denn auf dieser Ebene liegt die Zuständigkeit für Umweltgefahren im Fluss. Und diese können von den Akkus von Elektrofahrrädern ausgehen, wenn diese verrosten. Das räumt das Regierungspräsidium auch ein. Die Einschätzung lautet aber, „dass eine Gefahr von einzelnen unbeschädigten Akkus im Main kurzfristig nicht als groß angesehen wird.“ Unternommen wird einstweilen also nichts.

Die Stadt Frankfurt wird dagegen im Rahmen der Kampagne CleanFFM, einem gemeinsamen Projekt der Stabsstelle Sauberes Frankfurt und des städtischen Entsorgungsbetriebes FES, aktiv. Immer wieder werden sogenannte Clean-Ups durchgeführt. Das sind Aktionen, bei denen öffentliche Bereiche vor allem durch Freiwillige gereinigt werden. Nach den Worten von Claudia Gabriel, Leiterin der Stabsstelle, finden solche Aktionen auch am Mainufer statt, und soweit dies unter Sicherheitsgesichtspunkten vertretbar ist, werden auch Fahrräder und andere Dinge aus dem Fluss geholt.

Frankfurt: FES übernimmt die Entsorgung am Mainufer

Dass es dabei nur um den Uferbereich gehen kann, liegt auf der Hand. Es kann sich daher nur um den Bruchteil aller Fahrräder handeln, die im Fluss liegen, und auch nur um eine niedrige zweistellige Zahl. Das Material wird von der FES entsorgt - Fahrräder landen im Container für Altmetall. Und vor allem wird das als freiwillige Aktion der Stadt angesehen.

Mehr passiert nicht, zumindest nicht offiziell. Womöglich aber außerhalb der behördlichen Aufsicht? Daniel Göz, Vorsitzender der Frankfurter Fischer- und Schifferzunft von 945, berichtet von einer Gruppe Jugendlicher und junger Erwachsener, die gutausgerüstet mit Seilen und Haken immer wieder am Mainufer unterwegs seien und Fahrräder, Roller und Einkaufswagen aus dem Wasser hole. Um wen es sich handele, weiß er auch nicht, und auch bei den städtischen Stellen ist über eine solche Gruppe nichts bekannt.

Dort lässt man durchblicken, dass man ein derartiges Treiben auch eher kritisch sehen würde. Einfach Dinge aus dem Main fischen und dann in den öffentlichen Anlagen liegen lassen, das wäre überhaupt nicht im Sinne der Stadt, die den Müll auf eigene Kosten wegräumen müsste. Vor allem wird auch auf die Gefahren hingewiesen, die damit verbunden sind, unter anderem durch immer noch nicht geborgene Weltkriegsmunition. Und sogar der Denkmalschutz hält gar nichts von solchen Aktionen, ist doch nicht ganz auszuschließen, dass irgendwelche historischen Relikte beschädigt werden könnten. (Manfred Becht)

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