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Zwei Stimmen gegen Terminal 3

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Von: Julia Lorenz

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Hell und lichtdurchflutet sollen die beiden Flugsteige des neuen Abfertigungsgebäudes im Süden des Flughafens werden. Das soll die Aufenthaltsqualität für die Passagiere erhöhen.
Hell und lichtdurchflutet sollen die beiden Flugsteige des neuen Abfertigungsgebäudes im Süden des Flughafens werden. Das soll die Aufenthaltsqualität für die Passagiere erhöhen. © Fraport AG

Der Bau des Terminals 3 am Frankfurter Flughafen ist beschlossene Sache. Der Fraport-Aufsichtsrat hat sich mit einer großen Mehrheit dafür entschieden. Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) und Grünen-Politiker Frank Kaufmann haben dagegen gestimmt. Das ändert nichts an der Tatsache, dass Ende des Jahres die Bagger rollen.

Ein Aufsichtsrat tagt stets vertraulich. Die Mitglieder sind zu Verschwiegenheit verpflichtet. Erst recht um das Abstimmungsverhalten der einzelnen Mitglieder wird immer ein Geheimnis gemacht. Doch nach Informationen dieser Zeitung haben sowohl Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) als auch Landtagsmitglied Frank Kaufmann (Grüne) gegen den Bau des neuen Terminals 3 am Frankfurter Flughafen, der am Dienstagabend von der Mehrheit des Aufsichtsrats beschlossen wurde, gestimmt. Als einzige.

Nicht zu überzeugen

Damit bleiben Feldmann und Kaufmann ihrer Linie gegen einen weiteren Ausbau des Airports treu, ist ihnen das neue Terminal 3 doch schon lange ein Dorn im Auge. Sie halten es für überflüssig.

Fraport-Chef Stefan Schulte wollte das Abstimmungsverhalten der 20 Aufsichtsratsmitglieder nicht kommentieren. Er ließ sich lediglich entlocken, dass es eine „hitzige Diskussionen“ gegeben habe, gefolgt von einer „überwiegend breiten Zustimmung“, da die vorliegenden Prognosen und Gutachten gegen aller Zweifel hieb- und stichfest seien. Die Erleichterung darüber stand Schulte auch gestern noch ins Gesicht geschrieben, werde das neue Terminal seiner Ansicht nach doch allen internationalen Ansprüchen gerecht. „London, Madrid, Paris und Barcelona, sie alle haben ein neues Terminal. Auch wir müssen attraktiv bleiben“, warb der Fraport-Chef.

Und so drückt der Flughafenbetreiber aufs Tempo: Schon am Montag soll es mit den europaweiten Ausschreibungen für die erste Bauphase der Tiefbauarbeiten losgehen. Dennoch muss Fraport dadurch von seinem Plan, schon im Sommer mit den Arbeiten zu beginnen, abweichen. Aufgrund der einzuhaltenden Fristen, die bei solchen Ausschreibungen üblich sind, können erst ab Oktober die einzelnen Tätigkeiten vergeben werden, wie Matthias Zieschang, im Fraport-Vorstand für die Finanzen verantwortlich, ankündigte. Fraport will auf einen Generalunternehmer verzichten, damit auch die kleinen und mittelständischen Unternehmen aus der Region die Chance haben, „vom Terminal 3 zu profitieren“.

So groß wie 19 Fußballfelder

Die Bagger sollen dann ab Ende des Jahres rollen. Der Rohbau beginnt Ende 2016, so dass ab Mitte 2020 die Testphase für das Terminal starten kann. Letztendlich, so der Wunsch von Fraport, soll das neue Terminal zum Sommerflugplan 2022 in Betrieb gehen.

Welche Fluggesellschaften in das neue Gebäude einziehen, wollte der Fraport-Chef nicht sagen. „Airlines planen grundsätzlich kurzfristiger. Ich würde aber heute davon ausgehen, dass Lufthansa im Terminal 1 bleibt.“ Schon kann man aber sagen: Das neue Terminal wird so groß wie 19 Fußballfelder, bekommt 24 Flugzeug-Positionen am Gebäude, vier Check-In-Inseln mit 100 Schaltern, 50 Ticketschalter, 18 Sicherheitskontrollstellen sowie zehn Gepäckausgabebänder. Die Skyline-Bahn soll die bereits bestehenden Terminals mit dem neuen Gebäude verbinden. Außerdem wird eine eigene Autobahnabfahrt gebaut, eine Trasse für einen möglichen S-Bahn-Anschluss wird freigehalten.

Während sich die Industrie- und Handelskammer sowie die Frankfurter CDU mit ihrem Kreisvorsitzenden Uwe Becker an der Spitze, der als Kämmerer im Fraport-Aufsichtsrat sitzt, über den Bau des neuen Terminals freut, da dies die Rhein-Main-Region als Wirtschaftsstandort stärke, befürchten Kritiker, dass größere Kapazitäten des Airports zu mehr Verkehr und damit zu mehr Lärm führen. Außerdem bezweifeln sie, trotz der vorgelegten Gutachten, die Notwendigkeit eines weiteren Terminals. „Wir bedauern und kritisieren, dass der Aufsichtsrat des Flughafenbetreibers sich gegen die ökonomisch sinnvollen Alternativen von Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir entschieden hat“, sagte Manuel Stock, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Römer. Auch die Bürgerinitiativen, die gegen den Fluglärm in der Region kämpfen, meldeten sich zu Wort. „Dies ist kein guter Tag für unsere Region“, kommentierte Thomas Scheffler vom Bündnis der Bürgerinitiativen die Entscheidung, die für ihn ebenso wie für Ursula Fechter, Sprecherin der Bürgerinitiative Sachsenhausen, wenig nachvollziehbar ist. Fechter sagte: „Fraport solle sich auf die originären Aufgaben, nämlich die Sicherstellung des Flugverkehrs im Rhein-Main-Gebiet, beschränken. Wir brauchen weder die neue Landebahn noch das Terminal 3. Wir brauchen Ruhe in der Region.“

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