Das 49-Euro-Ticket kommt: Was die Verkehrsverbünde in Hessen zum „Deutschlandticket“ sagen
Bund und Länder haben die Weichen für das 49-Euro-Ticket gestellt. Was die Verkehrsverbünde in Hessen zum „Deutschlandticket“ sagen.
Frankfurt – Auf das 9-Euro-Ticket soll nun das sogenannte „Deutschlandticket“ für Busse und Bahnen im Nah- und Regionalverkehr folgen. Bund und Länder verständigten sich am Mittwoch (3. November) bei Beratungen auf die Finanzierung des monatlichen, digitalen Tickets. Der bundesweit gültige 49-Euro-Ticket solle schnellstmöglich eingeführt werden, erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz. Ein exakter Termin steht noch nicht fest.
Wie die Deutsche Presse Agentur berichtet, begrüßt Hessens Verkehrsminister Tarek Al-Wazir das 49-Euro-Ticket und bezeichnet es als „großen Schritt in Richtung klimafreundlicher Mobilität“. Er befürwortet die Einigung auf höhere Mittel für Busse und Bahnen. Genauso wichtig wie bezahlbare und einfach Tarife sei ein leistungsfähiges ÖPNV-Angebot. Denn: Das schönste Ticket nütze nichts, wenn der Bus nicht mehr kommt, so der Minister weiter. Angebote wie das Schüler- und Seniorenticket sollen trotz des neuen „Deutschlandtickets“ weiterhin bestehen bleiben.

49-Euro-Ticket: Das sagen die Verkehrsverbünde in Hessen über den Nachfolger
Die hessischen Bürgerinnen und Bürger würden von den günstigeren Preisen mit einer unbegrenzten Gültigkeit für den Nahverkehr in Deutschland profitieren, so die Pressesprecherin des Nordhessischen Verkehrsverbundes (NVV). Es werde zudem einfacher und transparenter, den ÖPNV zu nutzen. Das Deutschlandticket sei ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Verkehrswende. Damit es erfolgreich wird, müssten laut NVV allerdings auch die strukturellen Rahmenbedingungen geschaffen werden:
„Aktuell reicht die vereinbarte Finanzierung durch Bund und Land nur für den Status Quo. Ohne einen weiteren Ausbau des Angebots, der Infrastruktur und der Digitalisierung bei gleichzeitiger auskömmlicher Finanzierung aller damit verbundenen Maßnahmen wird die Verkehrswende nicht gelingen.“
„Daher setzt sich der NVV bei Bund und Land dafür ein, die Höhe der Finanzmittel in den nächsten Jahren verlässlich und deutlich zu erhöhen.“
„Wir befürworten im Sinne der Kunden den Starttermin. Jedoch sollten wir uns ausreichend Zeiten nehmen, um das dauerhafte Angebot des Deutschlandtickets sorgfältig vorzubereiten und umzusetzen.“
Das Deutschlandticket macht Bus- und Bahnfahren für viele Menschen in Hessen günstiger
Für RMV-Geschäftsführer Prof. Knut Ringat ist der Bund-Länder-Beschluss zur Einführung eines Deutschlandtickets eine Revolution und eine Zeitwende für den ÖPNV in Deutschland. Ähnlich wie die NVV, sieht der Rhein-Main-Verkehrsbund die Finanzierung des 49-Euro-Tickets allerdings kritisch:
„Das 9-Euro-Ticket hat gezeigt, dass besonders auf den Hauptachsen mehr Fahrgäste auch mehr Fahrten und längere Züge erfordern. Die Bestellung neuer Züge, die Ausschreibung der Verkehrsdienstleistungen und die Ausbildung von Personal braucht zeitlichen Vorlauf und eine langfristige Perspektive.“
„Mit der jetzigen Finanzierungssituation verharren wir die kommenden zwei Jahre im Wesentlichen im Status quo - d.h. es erfolgen keine Verbesserungen in Leistungsumfang und Qualität. Land sowie Kommunen geraten ins Risiko der Finanzierung oder Leistungen müssen abbestellt werden.“
„Wenn der Bund die Mobilitätswende will, braucht es mehr als das Deutschlandticket, und zwar ein attraktives Fahrtenangebot auf der Basis einer auskömmlichen Finanzierung.“
Hessen: Pro Bahn fordert 49-Euro-Ticket in gedruckter Form

Auch der Pro Bahn Landesverband Hessen begrüßt die Einführung des bundesweit gültigen „Deutschlandtickets“, spricht sich aber dafür aus, dass das 49-Euro-Ticket nicht nur als digitales Ticket verfügbar ist, sondern auch in klassischer Form am Automaten oder Fahrkartenschalter erworben werden kann. Ansonsten würden Menschen ohne Smartphone oder solche, die nicht EDV-affin sind, vom Erwerb des Tickets ausgeschlossen. Der gemeinnützige Verbraucherverband fordert ebenfalls eine auskömmliche Finanzierung des neuen Tickets:
„Wichtig ist, dass die Finanzierung des Deutschlandtickets als zusätzliche Haushaltsstelle sowohl im Bundeshaushalt als auch in den Länderhaushalten abgebildet ist, hier bedarf es eine stete Anpassung der öffentlichen Mittel, um den Preis auf Dauer niedrig zu halten.“
„Da die Betriebskosten für Busse und Bahnen, welche die regionalen und lokalem Verkehrsträger enorm belasten, müssen die Regionalisierungsmittel in den nächsten Jahren deutlich angehoben werden.“
„Auch die Mittel der Investitionen in die Schiene und den ÖPNV müssen von der Finanzierung des Deutschlandtickets unberührt bleiben und in den nächsten Jahren und Jahrzehnten deutlich erhöht werden.“
49-Euro-Ticket in Hessen: Deutsche Bahn erwartet hohe Nachfrage
Die Deutsche Bahn blickt dem Beschluss zum 49-Euro-Ticket euphorisch entgegen. Immer mehr Menschen würden auf die klimafreundlichen Busse und Bahnen umsteigen, wenn die Nutzung einfach ist, so eine Bahnsprecherin. Für Evelyn Palla, DB-Vorständin Regionalverkehr, revolutioniert das neue Deutschlandticket die Art, wie sich die Menschen in Deutschland im Alltag fortbewegen: Reisende könnten bundesweit in jeden beliebigen Regionalzug oder Linienbus einsteigen – ohne sich Gedanken über Tarif- oder Ländergrenzen zu machen. Das Ticket sei damit ein starkes Argument, vom Auto auf klimafreundliche Verkehrsmittel umzusteigen.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing nannte den Januar als möglichen Starttermin des neuen „Deutschlandtickets“. Zudem planen die Verkehrsminister eine Einführungsphase von zwei Jahren. Ab dem zweiten Jahr könnte das Ticket teurer werden. (Vivian Werg)