Studie zu Corona-Beschränkungen: Effekt von geschlossenen Geschäften „kaum nachweisbar“

Das Jahr 2020 stand im Zeichen der Corona-Pandemie. Viele Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus wurden beschlossen. Aber welche zeigten Wirkung? Eine Studie der Uni Kassel gibt Aufschluss.
Kassel - Corona beschäftigt weiter den Alltag der Menschen in Deutschland. Ob Ausgangssperre, Kontaktbeschränkung oder Maskenpflicht: Seit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 mussten sich die Menschen mit vielerlei Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus arrangieren. Nicht alle davon stießen auf Verständnis und Akzeptanz. Im Gegenteil: Sie lösen beinahe täglich viele Situationen aus. Doch welche der Maßnahmen zeigen Wirkung? Und welche brachten nicht den gewünschten Effekt? Genau damit hat sich die Universität Kassel in einer statistischen Studie beschäftigt.
Ermöglicht wurde die Studie auch durch den viel zitierten „Flickenteppich“ in Deutschland. Denn die Forschungsgruppe der Universität Kassel nutzte für ihre Arbeit den sogenannte „Difference-in-difference-Ansatz“. Bedeutet: Sie analysierten die Daten für insgesamt 401 Landkreise sowie kreisfreie Städte in Deutschland. Durch die jeweils unterschiedlichen Maßnahmen und Zeitpunkte der Lockerungen beziehungsweise Verschärfungen der Regeln, konnte das Forscherteam mithilfe der Daten des Robert-Koch-Institutes (RKI) die Wirksamkeit der Maßnahmen ermitteln. Untersuchungszeitraum war die Phase des ersten Lockdowns, von Mitte März bis Ende April 2020.
Studie zu Corona-Regeln: Kontaktbeschränkunge besonders effektiv
Als besonders wirkungsvoll zeigten sich laut der Studie der Universität Kassel die seitens der Regierung verhängten Kontaktbeschränkungen. Diese reduzierten den Anstieg der Corona-Infektionen um 14 Prozentpunkte. Ebenfalls als effektiv habe sich demnach auch die Einführung der Maskenpflicht in öffentlichen Räumen und Verkehrsmitteln erwiesen. Der Anstieg der Corona-Neuinfektionen sei dadurch um 13,5 Prozentpunkte gesunken, wie das Team der Uni Kassel in ihrer Veröffentlichung erklärt.
Kleiner fiel der Effekt durch die Schließung der Schulen und Kitas aus. Dennoch habe sich der Infektionsanstieg dadurch um 5,5 Prozentpunkte verringert. Die Schließung der Gastronomie hatte lediglich eine Verringerung der Ansteckungsgefahr um zwei Prozentpunkte zur Folge. Kaum messbar ist dagegen die Wirkung der Schließung von Parks, Zoos, Museen, Wellness-Einrichtungen und von Geschäften.
Studie zu Corona-Regeln: Effekt bei Geschäftsschließungen „kaum nachweisebar“
„Der Effekt der Geschäftsschließungen war kaum nachweisbar“, so der Leiter der Studie, Statistiker Prof. Dr. Reinhold Kosfeld. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass ich den geschlossenen Geschäften zumeist mehr Fläche zur Verfügung steht, als es beispielsweise in den Supermärkten der Fall ist.
Prof. Dr. Reinhold Kosfeld resümierte die Ergebnisse der Studie weiter: „Kontaktbeschränkungen und Maskenpflicht waren die Säulen des Erfolges, um die Pandemie einzudämmen. Die Wirkung der Schließung von Schulen und Kitas war signifikant, aber deutlich geringer.“ Außerdem stellte der Statistiker der Universität Kassel klar, dass die Studie lediglich einen statistischen Effekt abbildet, nicht aber Aussagen zu politischen Beweggründen der Maßnahmen trifft. Außerdem betont er, dass manche Rahmenbedingungen im Untersuchungszeitraum noch andere waren, als im Frühjahr 2021. Nichtsdestotrotz, so Kosfeld, lohne es sich, „über die Wirkung von Schul-, Geschäfts- und Restaurantschließungen beziehungsweise über deren Öffnung nicht nur zu spekulieren, sondern belastbare Erfahrungen aus der ersten Welle heranzuziehen.“ (yw)
Am Mittwoch (20.04.2021) wird über die Beschließung der „Bundes-Notbremse“ entschieden. Die Corona-Regeln sollen weiter verschärft werden. Dann könnten in Hessen flächendeckend Ausgangssperren kommen.