Chaos im Bahnverkehr: Interne Papiere zeigen miserable Zustände auf den Schienen
Das Schienennetz der Bahn ist offenbar schlechter als bislang bekannt. Auch in Hessen sorgen kaputte Schienen immer wieder für Chaos im Bahnverkehr.
Hessen - Das deutsche Schienennetz ist offenbar in einem noch schlechteren Zustand als bislang bekannt. Das berichtet Der Spiegel. Interne Papiere der Deutschen Bahn würden zeigen, dass die Züge an vielen Stellen langsamer fahren müssten, als eigentlich für den Streckenabschnitt vorgesehen.
Grund für die langsame Geschwindigkeit sei der schlechte Zustand des Schienennetzes. Die Bahn hat ein notorisches Problem mit verspäteten Zügen und Zugausfällen. Die üblen Zustände der Schienen könnten den Enthüllungen zufolge, ein größerer Teil der Erklärung dafür sein, warum die Züge der Bahn immer wieder verspätet oder gar nicht kommen. Bahnfahrer rund um den Hauptbahnhof Frankfurt kennen das Problem zur Genüge.
Deutsche Bahn: Mehr als 60 Langsamfahrstellen wegen schlechtem Zustand der Schienen
Der Spiegel schreibt, für den Fahrplan am Freitag, dem 3. Juni, habe die Bahn in internen Papieren 331 sogenannte Langsamfahrstellen notiert. Langsamfahrstellen sind auch für schwierige Streckenabschnitte vorgesehen, beispielsweise auch für enge Kurven. Aber an jenem Tag zeigten die Fahrvorschriften laut Spiegel-Auswertungen mehr als 60 Langsamfahrstellen, die allein auf den schlechten Zustand der Schienen zurückzuführen seien.
Durch eine parlamentarische Anfrage der Grünen sei zudem herausgekommen, dass die Bahn der Bundesregierung den Zustand des Schienennetzes als besser verkaufe, als er eigentlich ist. Das liege daran, dass das Unternehmen dem Bund nur jene Langsamfahrstellen melden müsse, die „aufgrund von Modernisierung und Instandhaltung der Infrastruktur erforderlich sind.“ Diese Vorgehensweise sei allerdings vertraglich so mit dem Bund festgelegt.

Chaos im Bahnverkehr: Auch rund um Frankfurt große Probleme mit Zugausfällen
Es gibt in der vertraglichen Regelung aber einige Ausnahmen zugunsten der Bahn. So muss der Konzern dem Bund Langsamfahrstellen erst dann melden, wenn diese seit 100 Tagen bestehen. Dass die Bahn nur einen Teil der Probleme berichten müsse, sorge dafür, dass sich der Zustand der Infrastruktur verschlechtere, sagte Christian Böttger, Bahnexperte und Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin, dem Spiegel.
Auch in Hessen sorgen marode Schienen immer wieder für Chaos im Bahnverkehr. Derzeit wird beispielsweise die Main-Weser-Bahn viergleisig ausgebaut. Aufgrund der Arbeiten fährt keine S-Bahn mehr aus Frankfurt in die südliche Wetterau. Der Schienenersatzverkehr der S6 zwischen Bad Vilbel und Frankfurt kommt aber oft zu spät und ist häufig total überfüllt. Fahrgäste des Schienenersatzverkehrs der S6 müssen in diesem Sommer meist die dreifache Fahrtzeit für die Strecke von Bad Vilbel nach einplanen. Generell sorgen die Zugausfälle in Hessen dafür, dass sich viele Menschen auf den zumeist schlecht ausgebauten Busverkehr verlassen müssen. (Niklas Hecht)