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Sperrung am Feldberg: Jetzt gehen Motorrad-Fahrer auf die Barrikaden

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Schlechte Nachrichten für Biker: Der Feldberg ist für sie an vielen Tagen tabu.
Schlechte Nachrichten für Biker: Der Feldberg ist für sie an vielen Tagen tabu. © Symbolbild: dpa

Schock für Motorradfahrer: An diesen Tagen ist der Feldberg für Biker gesperrt. Jetzt will der BVDM gegen das Verbot demonstrieren.

Update, 8. April, 10:29 Uhr: Der Bundesverband der Motorradfahrer (BVDM) hat für den 16. Juni eine große Demonstration bei den zuständigen Ordnungsbehörden angemeldet. Damit wollen die Biker gegen die geplanten Streckensperrungen für Motorräder an jeweils neun Tagen im Mai und im September protestieren.

Die Demo startet an jenem Sonntag um 11 Uhr am Landratsamt in Bad Homburg. Der Verband erwartet mehr als 1000 Motorräder. Nach einer Kundgebung, erläutert Michael Wilczynski, Beisitzer des Vorstands und „Referent gegen Streckensperrungen“, würden die Demonstranten mit ihren Motorrädern über die Hohemark, die Kanonenstraße hinauf und durch die Applauskurve, über den Sandplacken bis zum Feldbergplateau fahren.

Rowdies und Lärmchaoten sollen konsequent verfolgt werden

 „Wir werden den Landrat, der die Sperrungen zu verantworten hat, einladen“, sagt Wilczynski. Der Kreischef werde „die Chance erhalten, den Motorradfahrern zu erläutern, warum er Motorradfahrer ausgrenzen will, die sich korrekt verhalten, anstatt Rowdies und Lärmchaoten konsequent zu verfolgen“, so Wilczynski. „Während der friedlichen Kundgebung wollen wir dem Landrat aber auch eine Protestnote überreichen.“

Der BVDM sei kein „Protest-Verein“, die Mitglieder hätten großes Verständnis dafür, dass die Bevölkerung vor aggressivem Motorradlärm geschützt werden müsse und dass Unfälle zu vermeiden seien. „Das muss in diesem Fall aber mittels dauerhafter und konsequenter Geschwindigkeitskontrollen und konsequenter, häufiger Fahrzeugkontrolle geschehen“, findet der „Referent gegen Streckensperrungen“.

BVDM fordert Änderung der Messverfahren

Der Verband habe in seiner 60-jährigen Geschichte umfassende Erfahrungen gesammelt, um mit konkreten Maßnahmen Unfallzahlen zu senken und Lärmschutz sicherzustellen, ergänzt BVDM-Mitglied Rainald Mohr. „Auf dieser Basis ist der Verband immer zu Gesprächen bereit und macht an Ort und Stelle im Kontakt mit allen Beteiligten konkrete Lösungsvorschläge.“ Diese Gespräche, verbunden mit einer Ortsbegehung, biete der BVDM auch den Behörden des Hochtaunuskreises an. Die Mehrheit der Motorradfahrer wolle „zwar Sound, aber keinen Lärm“.

Seit mehr als zehn Jahren beschäftigt sich der BVDM mit dem Thema Lautstärke bei Motorrädern. „Die aktuell bestehenden Grenzwerte hält der Verband für ausreichend, wenn sie über den ganzen Motor-Drehzahlbereich gelten“, sagt Michael Lenzen, Vorsitzender des Verbandes. Deshalb fordert der BVDM von der Bundespolitik und der EU eine Änderung der derzeit gültigen Messverfahren, um „Hintertürchen der Hersteller, wie die Auspuffklappensteuerung, auszuschließen“.

Nicht alle fordern laute Maschinen

Das Argument der Hersteller, dass die Kunden entsprechend laute Maschinen forderten und häufig manipulierte und lautere Schalldämpfer montierten, treffe nur auf einen kleinen Teil der Mopedfahrer zu. Lenzen: „Ein zu Motor und Maschine passender Klang lässt sich heute designen.“

Erstmeldung vom 27. März: Oberursel - Für Motorradfahrer werden dieses Jahr an 18 Tagen versuchsweise Straßen am Feldberg gesperrt. "Wir wollen Erkenntnisse gewinnen, welche Auswirkungen dies auf die Unfallzahlen und den Verkehrslärm hat", sagte der Landrat des Hochtaunuskreises, Ulrich Krebs (CDU), am Dienstag in Oberursel. Zunächst dürfen die Biker vom 11. bis zum 19. Mai Abschnitte von drei Landstraßen nicht mehr benutzen, im September folgt eine weitere neuntägige Sperrung an denselben Stellen.

Gezählt wird der Verkehr in einem Zeitraum über jeweils vier Wochen vor, während und nach der Sperrung. Zudem werden an einigen Orten die Lärmwerte gemessen. Die Daten sollen bis zum Frühjahr 2020 ausgewertet sein. Welche Regelungen dann für Motorradfahrer getroffen werden, ist laut Krebs "noch völlig offen". Denkbar sei eine dauernde oder teilweise Sperrung bestimmter Abschnitte.

Es soll zwei Umleitungsstrecken geben:

Die Sperrung für Motorräder gilt für die Landesstraße L 3004 zwischen den ortstafeln Oberursel und Schmitten, für die L 3024 ab Sandplacken bis kurz vor der Feldbergzufahrt ("Sprungbrett") aus Richtung Sandplacken sowie für die L 3276 von Sandplacken bis Oberreifenberg. Zwei Umleitungsstrecken werden ausgeschildert:

FNP Infografik 03/2019, Karte: Openstreetmaps
FNP Infografik 03/2019, Karte: Openstreetmaps © FNP/Openstreetmaps

Tempolimits und Kontrollen verbessern Lage nicht

Motorradverbände kritisieren diesen Verkehrsversuch, der nach Angaben des Kreises bislang einzigartig in Hessen ist. "Das ist eine Kollektivstrafe für alle Motorradfahrer", rügte Sören Rieck-Andersen von der Biker Union in Eschborn. Die Feldbergregion ist bei den Motorradfahrern sehr beliebt. Das Problem mit rasenden und leichtsinnig fahrenden Bikern besteht dort schon seit Jahrzehnten.

Tempolimits und Kontrollen verbesserten die Lage nach Angaben des Kreises bislang nicht. Geschwindigkeitsbegrenzungen und Überholverbote würden von den Rasern ignoriert. Und Informationen über Polizeikontrollen würden durch die sozialen Netzwerke schnell in der Szene verbreitet. "Einige Kradfahrer nutzen das Gebiet, um ihr Können und ihre Motorräder zu testen. Zudem kommt es zu rennähnlichen Situationen", berichtete Peter Riegel von der Straßenverkehrsbehörde des Kreises.

Motorradfahrer waren an meisten Unfällen Schuld

Immer wieder ereignen sich Motorradunfällen, so krachte es in der vergangenen Saison dort 44 Mal. Fast die Hälfte hiervon waren Alleinunfälle, bei Zusammenstößen mit Autos waren meist die Motorradfahrer schuld. In den vergangenen Jahren starben bei Ausfahrten am Feldberg insgesamt fünf Biker.

Eine Lieblingsstrecke in der Region ist für Biker die kurvige Straße von Oberursel nach Schmitten. Diese gehört nun zu den Abschnitten, die gesperrt werden. Insgesamt müssen Biker wegen der Sperrungen einen etwa zehn Kilometer langen Umweg über Königstein in Kauf nehmen, wenn sie auf den Feldberg möchten. "Ich gehe davon aus, dass viele Motorradfahrer einfach ganz wegbleiben werden, wenn sie die gesperrten Strecken nicht mehr fahren dürfen", erklärte der Bürgermeister von Schmitten, Marcus Kinkel (parteilos). (dpa)

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