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Flughafen Hahn versteigert Autos

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Wer am Flughafen Hahn zu lange parkt, lässt das Auto lieber dort, als die Parkgebühr zu zahlen.
Wer am Flughafen Hahn zu lange parkt, lässt das Auto lieber dort, als die Parkgebühr zu zahlen. © Thomas Frey (dpa)

Die meisten der 13 vergessenen Fahrzeuge sind weniger wert, als ihre Besitzer nach Jahren an Parkgebühr zahlen müssten.

Von Arne Bensiek

Ein Koffer kann am Flughafen schon mal verloren gehen. Er biegt im Dschungel der Gepäckbänder falsch ab oder fällt vom Anhänger. Nicht selten endet er herrenlos in der Fundstelle, wird vom Besitzer nicht abgeholt und nach einer Weile versteigert.

Ähnlich unübersichtlich wie die verschlungenen Wege der Koffer müssen die Parkplätze am Flughafen Frankfurt-Hahn sein. Erstmals versteigert die Flughafengesellschaft am morgigen Samstag Autos, die von ihren Eigentümern stehengelassen wurden – ganze 13 Stück. „Das ist der Ertrag aus mindestens fünf Jahren“, sagt Flughafensprecherin Hanna Koch. Da es bei der Einfahrt keine Kennzeichenerfassung gebe, könnten sie die Parkdauer nur schätzen.

Das Gleiche gilt für das Alter der Fahrzeuge: Unter den Hammer kommen unter anderem ein türkisfarbener Fiat Punto, ein roter Peugeot 106 und ein weißer Fiesta – alle in die Jahre gekommen und vom äußerlichen Zustand nicht zum Verlieben geeignet. Da aber auch gut erhaltene Exemplare wie ein silberner 3er-BMW, ein goldener Audi A3 oder ein blauer Rover 620 SLI versteigert werden, stellt sich die Frage: Wer vergisst sein Auto am Flughafen? „Wir haben sämtliche Halter ermitteln lassen, angeschrieben und gebeten, ihr Auto abzuholen“, berichtet Hanna Koch. Aber nicht, ohne zuvor die angefallenen Parkgebühren beglichen zu haben.

Und genau darin liegt womöglich der Grund, warum sich keiner der Fahrzeughalter im vergangenen halben Jahr beim Flughafen meldete. Der günstigste Parkplatz kostet in Hahn 16,50 pro Woche, macht 858 Euro pro Jahr und 4290 Euro in fünf Jahren. „Der Großteil der Autos ist vermutlich weniger wert“, schätzt die Flughafensprecherin.

Warum die Besitzer ihre Wagen nicht viel früher abgeholt haben, als die Parkgebühren noch niedriger waren, darüber wird spekuliert: Wollten hier ein paar Schlaumeier ihre ollen Karren besonders kreativ entsorgen? Ist ein Autobesitzer vielleicht im Urlaub verstorben? Oder war das Flugticket von Hahn nach London Stansted so unschlagbar günstig, dass die Rückfahrt mit dem Auto nicht mehr in Betracht kam? Allein sieben der vereinsamten Autos haben ihr Lenkrad auf der rechten Seite. Alle stammen aus dem Ausland: Großbritannien, Frankreich, Litauen, Slowenien.

Auf einer Wiese neben dem Flughafenterminal werden die leergeräumten Fahrzeuge morgen für zwei Stunden ausgestellt, dann kommen sie unter den Hammer. „Die Autos haben natürlich keine Papiere und keine Schlüssel“, schränkt Hanna Koch ein. Wer eines der Fahrzeuge ersteigert, müsse sich selbst um Ersatz kümmern – sowie um den Abtransport.

Spötter würden behaupten, der hochverschuldete und zum Verkauf stehende Flughafen Frankfurt-Hahn mache in der Not alles zu Geld, was er findet. An anderen Regionalflughäfen wie Stuttgart, Memmingen oder Leipzig/Halle ist das Phänomen der herrenlosen Autos nicht einmal bekannt. Die skurrile Auktion im Hunsrück bietet also nicht zuletzt Stoff für Verschwörungstheoretiker. Am großen Frankfurter Flughafen fallen jährlich etwa zehn stehengelassene Autos auf. „Das sind fast immer Rostlauben ohne Wert“, sagt Fraport-Sprecher Dieter Hulick. Eine Versteigerung der Autos habe es noch nie gegeben. „Wenn die Halter die Fahrzeuge nicht abholen, schenken wir sie der Feuerwehr, die damit Bergen und Retten übt.“

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