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Generation Nichtschwimmer - die Auswirkungen von Corona und Energiekrise auf Schwimmbäder

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Von: Diana Rissmann

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Erst Corona, dann die Energiekrise: Auch Schwimmbäder haben seither zu kämpfen. Schwimmkursplätze sind deshalb rar und die Wartezeiten lang - mit dramatischen Auswirkungen.

Mainz - Die Folge: Immer weniger Kinder lernen schwimmen. Doch das ist eigentlich lebensnotwendig. Besuch in einem Schwimmkurs von Spaceswim in Mainz. Mit Schwimmnudeln ausgestattet, geht es für die Gruppe Vier- und Fünfjähriger ab ins Becken. Ihre Aufgabe: Erst eine Runde schwimmen, dann nacheinander durch einen Reifen tauchen – immer unter den Augen des Schwimmlehrers. Die Jüngeren der Gruppe planschen noch mit Schwimmflügeln an den Ärmchen – ohne die geht es noch nicht. Bis sie sich selbstständig über Wasser halten können, ist es noch ein langer Weg. Deshalb kommen sie jeden Mittwoch in einen der Kurse der Schwimmschule Spaceswim in Mainz, mit dem Ziel, sichere Schwimmer zu werden. 

Doch gerade jetzt ist das Angebot an Schwimmkursen begrenzt und immer weniger Kinder haben die Möglichkeit, überhaupt Schwimmen zu lernen. Das spiegelt sich in Daten der DLRG wider. Demnach soll sich die Zahl der Nichtschwimmer im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2017 verdoppelt haben. Medienberichte über Badeunfälle in Schwimmbädern, bei denen auch Kinder tödlich verunglückt sind, häufen sich. 2022 sind in Deutschland insgesamt mindestens 355 Menschen ertrunken. Das sind 19 Prozent mehr als im Vorjahr. 

Wegen Corona und der Energiekrise sind Schwimmkurse für Kinder aktuell rar - Eltern müssen teilweise bis zu einem Jahr auf einen Kurslatz für ihr Kind warten. (Symbolfoto)
Wegen Corona und der Energiekrise sind Schwimmkurse für Kinder aktuell rar - Eltern müssen teilweise bis zu einem Jahr auf einen Kurslatz für ihr Kind warten. (Symbolfoto) © Fabian Sommer/dpa

Um diesem Trend entgegenzuwirken, hat Leonie Schauer deshalb die Mainzer Schwimmschule gegründet, mitten in der Pandemie. Sie selbst nutze private Schwimmhallen, weshalb sie keine Probleme habe, durch die Energiekrise zu kommen. Bei öffentlichen Schwimmbädern sieht es dagegen anders aus: „Es gibt nicht so viele Schwimmbäder, die überlebt haben und die Hallenbäder, die es gibt, werden auf bis zu 24 Grad runtergekühlt“, erklärt Schauer. Das sei für die Kurse zu kalt. Neben geschlossenen Bädern fehle es auch an Personal, um Schwimmunterricht überhaupt anbieten zu können. Auch die Preise sind laut Schauer in den letzten Jahren gestiegen.

Schwimmkurse sind rar - Wartezeiten bis zu einem Jahr sind keine Seltenheit

Das macht die Situation für Eltern nicht leicht. Bis das Kind einen freien Platz bekommt, kann es dauern: Die Kurse, die es noch gibt, sind voll und die Wartelisten sind lang. Das hat auch Gina Reif erlebt. Ihr siebenjähriger Sohn besucht einen der Kurse von Spaceswim: „Wir haben ein gutes dreiviertel Jahr bis Jahr gewartet, bis ein Platz frei wurde.“ Aufgeben war für sie aber nie eine Option, denn sie weiß, wie wichtig es ist, dass ihr Sohn schwimmen lernt: „Schwimmen ist für mich wie laufen und Fahrradfahren, das sollte ein Kind einfach können.“ 

Doch auch wenn das eigene Kind sich irgendwann selbst über Wasser halten kann und Bahnen zieht, ist das keine Garantie für die Sicherheit im Wasser. Schwimmschulgründerin Schauer appelliert: „Wasser bietet eine hohe Gefahr. Generell denke ich, dass auch Aufklärungsarbeit bei den Eltern notwendig ist.“ Die Gefahren werden aber von vielen unterschätzt. Auch die DLRG warnt deshalb vor Leichtsinn und Übermut im Wasser. Schwimmen sollte zwar jeder können – die Risiken kennen aber auch. (Von Lisa Robbers)

Dieser Artikel ist während eines Projektes zwischen Studierenden der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (HMKW) Frankfurt und IPPEN.MEDIA entstanden.

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