Giftspinne erobert Großbritannien - Wird die „Falsche Witwe“ auch in Hessen heimisch?
Die invasive Art „Falsche Witwe“ hat bereits ganz Großbritannien erobert. Könnte die Giftspinne auch hier in Hessen heimisch werden?
Hessen – Sie ist klein, kleiner noch als ein Centstück, dunkelrotbraun, hat acht Beine und könnte auch hier in Hessen heimisch werden. Die Rede ist von der „Falschen Witwe“ (Steatoda nobilis). Trotz ihrer geringen Größe kann sie gefährlich werden - sogar für Tiere, die ihr an Größe 10-fach überlegen sind. Das beweisen Aufnahmen der britischen Forscherin Dawn Sturgess: Sie filmt, wie die Spinne eine Zwergspitzmaus erst betäubt und anschließend umgarnt.

Giftspinne liebt Gartencenter: Bereits zwei Populationen der „Falschen Witwe“ in Deutschland
Der Biss der „Falschen Witwe“ kann bei einem Menschen zu starken, langanhaltenden Schmerzen führen, die für gewöhnlich nach 12 bis 24 Stunden abklingen - vergleichbar mit einem Wespenstich. Es sollte ein Arzt aufgesucht werden. Die ursprünglich auf Madeira und den Kanaren heimische Spinnenart hat sich mittlerweile in ganz Großbritannien und Irland verbreitet - und kommt mittlerweile auch vereinzelt in Deutschland vor: Populationen sind seit 2011 bei zwei Kölner Gartencentern nachgewiesen. Einzelne Exemplare wurden in Berlin, Brandenburg und Balingen in Baden-Württemberg gesehen.
Könnte die „Falsche Witwe“ auch in Hessen heimisch werden? Berthold Langenhorst vom NABU Hessen schreibt dazu: „Auch in Hessen könnte sich die Spinne, die in Deutschland derzeit immer mal wieder in Gartencentern auftaucht, an geeigneten Orten ausbreiten.“ Aus Hessen sei allerdings kein aktueller Fall bekannt.
Giftspinne „Falsche Witwe“ erwischt heimische Tierarten kalt – Auch in Hessen möglich
Also kein Grund zur Sorge? Als fremde, neu eingewanderte Tierart wird die Spinne der heimischen Tierwelt in Großbritannien und Irland bereits zum Verhängnis. Im Radio-Interview mit dem irischen Sender RTE unterstreicht Zoologe und Spinnenexperte Michel Dugon die Gefahr, die von ihr ausgeht: In ihrer Heimat Madeira entwickelten sich Spitzmaus und Spinne nebeneinander, und so konnten Tiere wie die Spitzmaus Abwehr- und Schutzmechanismen entwickeln. Nicht so in Ländern, in denen die Spinne fremd ist: Dort hatten Tierarten nie die Chance, Abwehrmechanismen zu entwickeln. In Hessen schränken bereits andere invasive Arten, wie die Kettennatter die heimischen Tiere ein.
Dass es in Hessen keine einzige „Falsche Witwe“ gibt, stimmt übrigens nicht ganz: In den 80er-Jahren erreichten viele Exemplare gemeinsam mit kanarischen Früchten den Hamburger Hafen. Drei dieser ersten deutschen Tiere gelangten 1988 in die Sammlung des Senckenberg Naturmuseums in Frankfurt. (lea)