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Banken in Hessen rüsten sich gegen Geldautomaten-Sprenger

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Von: Niklas Hecht

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Die Zahl der Geldautomatensprengungen in Hessen geht leicht zurück. Immer mehr Banken erhöhen ihre Sicherheitsvorkehrungen.

Frankfurt - Ein lauter Knall, dann lag die Filiale der Sparkasse in Nieder-Eschbach in Trümmern. Zwei Geldautomaten hatten die Täter gesprengt, bevor sie mit in einer schwarzen Mercedes-Limousine flüchteten. Das Gebäude ist seitdem stark beschädigt. Wie viel Geld die Diebe erbeuteten, ist unklar, aber sicher ist: Die Sprengung von Geldautomaten scheint sich für Kriminelle zu lohnen. Der Überfall auf die Bankfiliale im Norden Frankfurts ist kein Einzelfall. Zahlreiche Geldautomaten in Hessen wurden in den vergangenen Monaten Opfer von Sprengungen.

Die Folge: Vielerorts, besonders in ländlich geprägten Gegenden, schließen Banken ihre Filialen nach den Diebstählen für immer. Zuletzt gaben die Frankfurter Volksbank Rhein/Main und die Taunus-Sparkasse bekannt, ihre gemeinsame Filiale in Kelkheim (Main-Taunus-Kreis) nach der Sprengung im Dezember vergangenen Jahres nicht mehr zu öffnen. Das Risiko eines erneuten Diebstahls sei einfach zu hoch, auch im Hinblick auf die Sicherheit der Anwohner. „Die Entscheidung wurde zum Schutz aller Beteiligten getroffen“, erklärte der Sprecher der Taunus-Sparkasse, Lars Dieckmann.

Hessen: Gemeinsame Initiative gegen Geldautomatensprengungen

Um dem Problem in Hessen Herr zu werden, riefen Politik, Polizei und Banken im Mai 2022 gemeinsam die „Allianz Geldautomaten“ ins Leben. Im vorausgegangenen Jahr war es allein in Hessen zu 56 Geldautomatensprengungen gekommen. „Was früher der Banküberfall war, ist heute nicht selten die Sprengung von Geldautomaten“, schrieb das Hessische Landeskriminalamt zum Start der Präventionsinitiative, die die Zusammenarbeit zwischen Ermittlungsbehörden und Kreditinstituten verbessern soll.

Nach der Geldautomatensprengung in Frankfurt-Nieder-Eschbach gleicht der Tatort einem Trümmerfeld.
Nach der Geldautomatensprengung in Frankfurt-Nieder-Eschbach gleicht der Tatort einem Trümmerfeld. © 5vision.news

Herzstück der Kooperation ist ein Risiko-Identifizierungs-Tool, das mittels Algorithmus den Standort eines Geldautomaten hinsichtlich eines potenziellen Überfalls bewertet. Fällt das berechnete Risiko hoch aus, können Banken entsprechende Sicherheitsvorkehrungen treffen. Das Polizeipräsidium Westhessen und die Nassauischen Sparkasse zogen nun ein erstes positives Fazit der Initiative „Allianz Geldautomaten“. Immer mehr Banken und Sparkassen rüsteten ihre Geldautomaten nach, um sie für mögliche Sprengversuche noch sicherer zu machen, schrieben die Partner in einer gemeinsamen Pressemitteilung.

Zahl der Geldautomatensprengungen in Hessen rückläufig

Zu den Maßnahmen, die Kreditinstitute ergreifen könnten, gehörten laut Polizei beispielsweise Nachtverschluss, Videoüberwachung, Nebeltechnik oder die Verwendung von Einfärbeschutz. „Wir setzen auf verschiedene Präventionsmaßnahmen gemäß der Risikoanalyse des jeweiligen Standorts“, so Naspa-Vorstandsmitglied Michael Baumann. Die Vorkehrungen würden zudem regelmäßig auf Aktualität überprüft.

Gemeinsam werde es gelingen, Sprengungen so „unattraktiv wie möglich zu machen“, lobte Polizeipräsident Felix Paschek die Zusammenarbeit, die erste Früchte zu tragen scheint: 2022 sank die Zahl der Geldautomatensprengungen um rund ein Viertel, auf 41 Fälle. Seit 2019 ermittelte die Polizei in Hessen mehr als 50 Tatverdächtige, von denen 20 Personen bislang rechtskräftig verurteilt wurden. (nhe)

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