Heizlüfter-Boom: Stadtwerke in Hessen warnen vor Stromausfällen
Wegen der drohenden Gasknappheit finden elektrische Heizlüfter reißenden Absatz. Doch hessische Stadtwerke warnen: Der Betrieb könnte zu Stromausfällen führen.
Frankfurt - Es ist ein bisschen wie eine verkehrte Welt: Mitten in der sommerlichen Hitzewelle steigt deutschlandweit der Absatz von Heizlüftern und Radiatoren um 35 Prozent. Statt mit Ventilatoren für Abkühlung zu sorgen, denken viele Kunden in den Elektronikgeschäften derzeit eher an den Winter und wie sie trotz drohender Gasknappheit ihre Wohnung beheizen können – auch in Hessen.
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und die Bundesnetzagentur warnen die Verbraucher jedoch davor, aus Angst vor Gasknappheit im Winter auf strombetriebene Heizgeräte zu setzen.

Gasknappheit: Bundesweit setzen Menschen auf Heizlüfter
Wegen der drohenden Gasknappheit in Folge des Ukraine-Kriegs wird überall in Hessen nach Möglichkeiten gesucht, den Energieverbrauch, insbesondere den von Gas, zu reduzieren. Bis November sollen die deutschen Gasspeicher zu 95 Prozent gefüllt sein, um gut über die Heizperiode hinwegzukommen - trotz der verringerten Gas-Lieferungen aus Russland.
Dass der Trend zum Heizlüfter zutrifft, zeigt ein Bericht des Marktforschungsunternehmen GfK: Gegenüber dem Tagesspiegel teilte dieses mit, dass alleine im ersten Halbjahr 2022 deutschlandweit 600.000 solcher Geräte verkauft wurden - ein Anstieg von fast 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Hessen: Zu viele laufende Heizlüfter könnten zu Stromausfällen führen
„Elektronische Heizgeräte wie Heizlüfter, Radiatoren und Konvektoren sind nicht dafür gemacht, eine Heizung zu ersetzen und sollten daher nur mit Bedacht eingesetzt werden“, sagte eine BDEW-Sprecherin. Aufgrund ihres sehr hohen Strombedarfs könnten die Geräte den Stromverbrauch eines Haushalts sehr stark erhöhen, sagte sie.
Heizlüfter benötigen für die gleiche Wärmeleistung wie eine Gasheizung etwa dreimal so viel Energie. Das könnte nicht nur die Stromkosten der Haushalte stark in die Höhe treiben, sondern stellt auch ein Problem für das Stromnetz dar: Aufgrund der starken Belastung des Netzes, könnte der Betrieb zu vieler Heizlüfter gleichzeitig zu weitreichenden Stromausfällen führen.
Heizlüfter-Boom in Hessen könnte zu Problemen und Gefahren führen
Auch Energieversorger in Hessen sehen den aktuellen Trend kritisch: „In Frankfurt besteht in Gebieten mit überwiegender Gasversorgung das Risiko von Ausfällen im Stromnetz, wenn zu viele Haushalte elektrische Wärmequellen betreiben“, sagte eine Sprecherin des Frankfurter Energieversorgers Mainova auf gegenüber dem hr.
Darüber hinaus sei der Einsatz von Heizlüftern auch ein Risiko für das hausinterne Stromnetz, das durch den Betrieb elektrischer Heizquellen überlastet werden könne. Das könnte zu Bränden führen.
Auch die Stadtwerke Wiesbaden warnen vor einer Überlastung des Stromnetzes im Winter: In diesem Fall würden sofortige Schutzmaßnahmen dazu führen, dass Netzbereiche automatisch abgeschaltet werden, erklärte Geschäftsführer Peter Lautz. Das führe zu Stromausfällen.

Verbraucherzentrale rät vom Betrieb von Heizlüftern ab
Etwas optimistischer bewerten dagegen die Stadtwerke Kassel die Situation: Grundsätzlich sei das Netz für solche Auslastungen ausgelegt, doch es sei ratsamer, bereits jetzt Energie zu sparen, damit im Winter erst gar keine Heizlüfter benötigt würden, sagte ein Sprecher dort.
Die Verbraucherzentralen raten trotzdem davon ab, Heizlüfter als Alternative zur Gasheizung zu nutzen. Die Verbraucherzentrale empfiehlt den Menschen in Hessen, die Raumtemperatur generell herunterzuregeln, um Gas und Geld zu sparen. (con mit afp)
Die befürchtete Gas-Knappheit sorgt auch an anderen Stellen für Probleme: Im Wetteraukreis muss das Brennholz rationiert werden.