Günstiger als das Deutschlandticket: Hessen plant Flatrate-Angebot für ÖPNV - Erste Kritik
Zusätzlich zum 49-Euro-Ticket will das Land Hessen das Flatrate-Angebot „Hessenpass mobil“ für Geringverdiener auf die Schiene bringen. Erste Kritiker melden sich zu Wort.
Update vom Montag, 16. Januar, 14.43 Uhr: Hessen will eine günstige Alternative zum 49-Euro-Ticket für Geringverdiener ins Leben rufen. 31 Euro soll der geplante „Hessenpass mobil“ kosten, das Flatrate-Angebot soll auf Hessen beschränkt sein. Das wurde am Montag bekannt (siehe Erstmeldung unten). Der Paritätische Hessen und der DGB Hessen-Thüringen begrüßen den Vorstoß der Landtagskoalition, der Geringverdienern zu Gute kommen soll. Doch weit genug gehe er nicht.
In einer gemeinsamen Stellungnahme zum geplanten „Hessenpass mobil“ finden der Paritätische Hessen und der DGB Hessen-Thüringen insbesondere zwei Kritikpunkte. So heißt es: „Der geplante Preis von 31 Euro monatlich ist noch zu hoch angesetzt.“ Zudem wird die Beschränkungen der Gültigkeit auf Hessen kritisiert. „Damit werden Menschen mit geringen Einkommen benachteiligt gegenüber Nutzer*innen des beschlossenen 49-Euro-Ticket, das bundesweit gelten wird.“ Vielmehr müsse es Ziel sein, ein „echtes Sozialticket“ zu schaffen, mit dem Empfänger von Bürgergeld oder Sozialhilfe bundesweit reisen können.
Dr. Yasmin Alinaghi, Landesgeschäftsführerin des Paritätischen Hessen, fordert zudem. „Auch für junge Menschen, die in Ausbildung sind oder einen Freiwilligendienst leisten, sollte es ein bundesweit gültiges Ticket zu einem deutlich niedrigeren Preis geben.“

Und Michael Rudolph, Vorsitzender des DGB Hessen-Thüringen meint: „Statt ein eigenes Ticket einzuführen, sollte die Landesregierung sich für ein bundesweit gültiges Sozialticket einsetzen. Hinzu kommt: Für mehr Bus und Bahn braucht es mehr als nur ein neues Ticket.“ Zudem müssten Strukturen geschaffen werden, um den ÖPNV am Leben zu halten. Bedeutet: einen Ausbau der Infrastruktur und mehr Personal.
Günstiger als das Deutschlandticket: Hessen plant Flatrate-Angebot für Geringverdiener
Erstmeldung vom Montag, 16. Januar, 12.08 Uhr: Wann das Deutschlandticket für den Nahverkehr kommt, ist noch nicht endgültig geklärt. Ungeachtet dessen bringt das Land Hessen bereits das nächste Projekt auf die Schiene. Ein Flatrate-Ticket für Geringverdienende, wie am Montag (16. Januar) bekannt wurde.
Zur Erinnerung: Für 49 Euro im Monat sollen nach den Plänen der Bundesregierung die Menschen jeden Zug den Nahverkehr nutzen können. Die Einführung des Deutschlandtickets ist „schnellstmöglich“ geplant, der ursprünglich angedachte Start im Januar 2023 wurde aber schnell verschoben.
ÖPNV in Hessen: Land plant Flatrate-Ticket für Geringverdiener
Für viele Menschen ist aber selbst das 49-Euro-Angebot noch zu viel. Das Land Hessen will deswegen ein spezielles Ticket anbieten. „Mobilität muss für alle bezahlbar sein. Darum wollen wir für diejenigen, die Bürgergeld oder das neue Wohngeld Plus beziehen, sowie für Menschen, die auf Sozialhilfe angewiesen sind, mit dem ‚Hessenpass mobil‘ ein neues Flatrate-Angebot schaffen“, sagten Verkehrsminister Tarek Al-Wazir und Sozial- und Integrationsminister Kai Klose.
31 Euro soll das Ticket im Monat kosten, es wäre damit 15 Euro günstiger als das Deutschlandticket. Rund 15 Millionen Euro will das Land Hessen jährlich zur Finanzierung der Tickets zur Verfügung stellen. Der Plan muss vom Hessischen Landtag aber noch abgesegnet werden. Die Verkehrsverbünde RMV, NVV und RNV hätten bereits ihre Bereitschaft signalisiert, mit dem Land Hessen ein Flatrateangebot für Geringverdiener auszuarbeiten.
Monats-Ticket für Geringverdiener „Hessenpass mobil“: „49 Euro sehr viel Geld“
„Das Deutschlandticket kann viele Menschen finanziell entlasten, gleichzeitig gibt es Viele mit keinem oder sehr geringem Einkommen, für die auch 49 Euro sehr viel Geld sind. Ihnen wollen wir mit dem ‚Hessenpass mobil‘ bezahlbare Mobilität ermöglichen“, sagte Klose.
Der Kreis der grundsätzlich Berechtigten (über 18 und jünger als 65 Jahre) in Hessen würde laut Angaben des Landes etwa 520.000 Menschen umfassen und setzt sich zusammen aus:
- Bürgergeld: ca. 260.000 Menschen
- Wohngeld plus: ca. 170.000 Menschen
- Sozialhilfe: ca. 90.000 Menschen
- Quelle: Land Hessen
Ab wann das Flatrate-Ticket für den Nahverkehr in Hessen verfügbar sein soll, ist derzeit noch nicht bekannt. (esa)
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