Neues Schulfach in Hessen: Lernen für die Arbeitswelt

Schulen in Hessen sollen Jugendlichen noch mehr Kompetenzen für das spätere Leben lehren – mit einem neuen Schulfach. Der FDP geht das nicht weit genug.
Wiesbaden – Hessen will die digitalen Kenntnisse der Schülerinnen und Schüler verbessern. Dazu wird ab dem neuen Schuljahr im September das Pilotprojekt „Digitale Welt“ in zwölf weiterführenden Schulen im Land mit rund 70 Klassen der Jahrgangsstufe fünf gestartet, wie Kultusminister Alexander Lorz (CDU) am Montag in Wiesbaden ankündigte. Das neue Fach soll grundlegende Kompetenzen der Informatik mit der ökonomischen und ökologischen Bildung verbinden.
Bei dem Pilotprojekt sind nach Angaben des Ministers zwei freiwillige zusätzliche Schulstunden je Woche vorgesehen. Anhand von konkreten Aufgaben aus den Bereichen Ökonomie und Ökologie sollen Grundlagen wie das Programmieren oder die Funktionsweise von Algorithmen gelehrt werden. Das Fach werde zudem wichtige Themen wie Datenschutz, Cyberkriminalität und Mediennutzung aufgreifen. „Wir versprechen uns davon, die Informatik für die Schülerinnen und Schüler besonders anschaulich und lebensnah gestalten zu können.“
Hessen: Neues Schulfach startet unter anderem in Frankfurt, Hanau, Marburg und Kassel
„Unser gemeinsames Ziel ist es, Schulen in die Lage zu versetzen, alle Schülerinnen und Schüler an die digitale Welt heranzuführen und sie vollumfänglich auf das Arbeitsleben vorzubereiten“, ergänzte Digitalministerin Kristina Sinemus (CDU). Das Pilotprojekt wird in Kooperation mit dem Hasso-Plattner-Institut in Potsdam durchgeführt und von der Goethe-Universität in Frankfurt wissenschaftlich begleitet.
An allen Schulen in Hessen, wo auch in Corona-Zeiten in diesem Jahr an Präsenzunterricht festgehalten wurde, könnte das Schulfach erst mittelfristig eingeführt werden. Zwölf Schulen nehmen im kommenden Schuljahr zunächst am Pilotprojekt „Digitale Welt“ teil:
- Solgrabenschule Bad Nauheim
- Brüder-Grimm-Schule Eschwege
- Adorno-Gymnasium Frankfurt
- Carl-von-Weinberg-Schule Frankfurt
- Philipp-Reis-Schule Friedrichsdorf
- Heinrich-Böll-Schule Fürth
- Prälat-Diehl-Schule Groß-Gerau
- Hohe Landesschule Hanau
- Freiherr-vom-Stein-Schule Hünfelden-Dauborn
- Georg-August-Zinn-Schule Kassel
- Richtsbergschule Marburg
- Albert-Einstein-Schule Schwalbach
Neues Schulfach in Hessen: Lob vom Industrie- und Handelskammertag, Kritik von der FDP
Für Kirsten Schoder-Steinmüller, die Präsidentin des Hessischen Industrie- und Handelskammertages, gehen die Pläne der Landesregierung in die richtige Richtung: „Wir begrüßen ausdrücklich, dass die Landesregierung Hessens Schülerinnen und Schüler gezielter auf die Arbeitswelt vorbereiten möchte. Der Aufbau des neuen, deutschlandweit erstmalig so vorgesehenen Schulfachs ‚Digitale Welt‘ ist ein guter Ansatz. Denn Entwicklungen wie die Digitalisierung sind in den Unternehmen längst Realität, verändern Berufsbilder und Geschäftsmodelle“, sagt Schoder-Steinmüller. Sie fordert aber auch eine zeitnahe flächendeckende Einführung an allen Schulen.
Kritik am Vorhaben von Schwarz-Grün kam am Montag aus der Opposition. „Die Hoffnung darauf, dass Informatik nun endlich flächendeckend und verpflichtend gelehrt wird, ist leider enttäuscht worden“, sagte Moritz Promny, bildungspolitischer Sprecher der FDP im Hessischen Landtag. Man strebe einen flächendeckenden und verpflichtenden Informatik-Unterricht in der Sekundarstufe 1 an. Aber: „Wie so oft startet das Kultusministerium lediglich einen Pilotversuch, obwohl Hessen außer Bremen das einzige Bundesland ist, das weiterhin keinen flächendeckenden Informatik-Unterricht in der Sekundarstufe 1 anbietet. Die Aussicht, dass das Fach – wenn überhaupt – erst in einigen Jahren flächendeckend angeboten wird, ist viel zu wenig“, so Promny. (jkk mit dpa)